Sasse-Linda NeuseelandStrand, Sonne, jedes Wochenende eine andere Wanderroute – an das Leben in und um Wellington kann man sich gewöhnen. Doch allein mit Entspannung ist es nicht getan. Schließlich wollen die Freizeitaktivitäten (wohl)verdient sein. J Daher hält mich die Jobsuche, oder das „Job hunting“, wie man im Englischen sagt, sehr beschäftigt.
Tatsächlich komme ich mir ein bisschen vor wie auf der Jagd: der Jagd nach meiner Eintrittskarte in die Comms-Welt, in einem Arbeitsmarkt, der mir fremd ist und auf dem ich mit vielen Englischsprachigen, etwa aus den USA, UK und Kanada, als Deutschsprachige konkurriere. Ziemlich herausfordernd – und gleichzeitig sehr spannend. Denn während ich um Stellen wetteifere, tauche ich immer tiefer in die hiesigen Gegeben- und Gepflogenheiten ein, ziehe meine Vergleiche zur Stellensuche in Deutschland und lerne.

Neuseeländische Stellenportale Learning Nummer eins: In Deutschland steht Kommunikatoren bei der Jobsuche eine äußerst komfortable Infrastruktur zur Verfügung. Zugeschnittene Stellenpools wie der des "PR-Journals" oder der der Seite „newsroom.de“  bedienen exakt unseren Bedarf. Daher zog ich professionsübergreifende Suchmaschinen wie stepstone zuhause lediglich ergänzend hinzu. Wenn überhaupt.

Hier verhält es sich genau umgekehrt. Meine ersten Anlaufstellen beim Job hunting sind „seek“  und „trademe“ – ein ebay-ähnliches Portal –, beides Suchmaschinen, die nicht weiter spezialisiert sind. Sie liefern meiner Meinung nach deutlich mehr Treffer als das auf Kommunikationsjobs spezialisierte Portal des Public Relations Institute of New Zealand (PRINZ). Dieses ist übrigens das einzige Äquivalent zu den oben genannten deutschen Kommunikationsjob-Pools, das ich bisher finden konnte. Daher verwundert es wenig, dass „trademe“ und „seek“ auch des Kiwis erste Wahl sind.

Welche Branche sucht in welcher Stadt?
Vor unserem Umzug nach Wellington war eine Zeitlang unklar, ob es uns in die neuseeländische Metropole Auckland oder die kleine aber feine Hauptstadt verschlagen würde. Daher habe ich mich mit der Jobsituation in beiden Städten auseinandergesetzt.
Mein erster Eindruck, dass Auckland eine größere Dichte an Angeboten bietet als Wellington, hat sich für mich bestätigt. Sowohl im Agenturumfeld als auch auf Unternehmensseite wird man hier eher fündig. Auch hinsichtlich der Branchen, die suchen, unterscheiden sich die Städte voneinander. Während FMCG-Kommunikatoren (FMCG = Fast Moving Consumer Goods, schnelldrehende Produkte), in Auckland gut aufgehoben sind, findet in der neuseeländischen Hauptstadt vor allem politische Kommunikation statt. Regierungsdepartments, NGOs und öffentliche Träger sind hier die Arbeitgeber Nummer eins. Für mich würde eine Stelle in diesem Bereich eine spannende Umorientierung bedeuten, da ich bislang vor allem im Segment Consumer Goods unterwegs war, als ehemalige Politik-Studentin jedoch eine gewisse Vorprägung für politische Inhalte mitbringe.

Wer wird gesucht?
Welche Erfahrungsgrade benötigen neuseeländische Arbeitgeber im Kommunikationsbereich? Meine Erkenntnis war zwar etwas ernüchternd, hat meinen Kampfgeist aber nicht gemindert: Manager und Senioren haben eindeutig die besten Karten, denn eine mehrjährige Berufserfahrung wird häufig verlangt. Auch Entry-Level Positionen werden ab und an vergeben. Die Voraussetzungen beschränken sich dann meist auf rudimentäre Kenntnisse in der Öffentlichkeitsarbeit und/oder dem Marketing sowie den Willen, bei administrativen Aufgaben mit anzupacken. Dagegen sind Stellenanzeigen für Junior-Berater wie mich, die zwischen zwei und drei Jahre in ihrem Beruf gearbeitet haben, rar gesät. Daraus gilt es jetzt, das Beste zu machen.

Besonderheiten
Wie wahrscheinlich überall auf der Welt folgt auch die Jobsuche auf neuseeländisch ihren teils eigenen Regeln. Rund um sie habe ich mittlerweile einen für mein Empfinden guten Mix gestrickt, um hoffentlich möglichst bald durchstarten zu können:

  1. Bewerbungen zu schreiben gehört auch in Neuseeland dazu, aber …
  2. … willst du gelten, dann tummle dich unter Leute! Der persönliche Kontakt ist Neuseeländern extrem wichtig, auch im Job. Wer also denkt, mit klassischen Bewerbungen sei es getan, vergibt eine große Chance. Weil mir das relativ schnell klar war, war das Socializing von Anfang an fester Bestandteil meiner Strategie. Dabei müssen es nicht nur für den Job relevante Events sein, auf denen man die interessanten Kontakte trifft. Wobei der Weg natürlich richtig und wichtig ist. Aber auch eine Teilnahme an einem Segelkurs oder einer Wanderung kann Türen und Tore öffnen – so sagen zumindest die Kiwis. Und sie müssen es wissen, oder?
  3. Die Zusammenarbeit mit Recruitern steht in Neuseeland hoch im Kurs. Im Kommunikationsbereich kann ich bislang „momentum“ empfehlen. Neben der Vermittlung von Bewerbungsgesprächen haben sie mir dabei geholfen, meine persönliche Situation als nicht-muttersprachliche Junior-Beraterin besser in den neuseeländischen Kontext einzuordnen. Darin liegt meiner Ansicht nach auch der große Vorteil, den Arbeitsmarkt-Neulinge wie ich aus der Zusammenarbeit mit Agenturen wie „momentum“ ziehen können: Sie kennen den Markt haargenau, wissen, worauf Arbeitgeber wertlegen und werden damit zu einer Art Navigator im Hunting um den Job.
    Mir war zum Beispiel nicht klar, wie enorm wichtig hier Berufserfahrung im neuseeländischen Arbeitsmarkt (auch unabhängig vom ausgeübten Beruf) ist. Nicht, dass ich die Branche wechseln möchte. Doch momentan ziehe ich alle Möglichkeiten in Betracht, die meine Chancen auf eine Stelle in der Kommunikation erhöhen.

Ein spannendes Jahr 2015 steht also bevor, in dem meine Konzentration und Energie weiterhin voll auf die Mission Job hunting gerichtet sind. Hoffen wir, dass dabei niemand verletzt wird. ;)


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