Autoren-Beiträge Kommunikationsfähigkeit als Schlüsselqualifikation

Piwinger Manfred querObwohl Kommunikationsfähigkeit, so der Bundesfinanzhof in zwei Urteilen vom 28.August 2008 (VI R 44/04 und VI R 35/05), als Bestandteil der Sozialkompetenz („soft skills“) eine Schlüsselqualifikation darstellt, die bei der Wahrnehmung von Führungspositionen im Wirtschaftsleben erforderlich ist, steht dieses Thema kommunikationswissenschaftlich allzu oft im Schatten. Häufig wird nicht zwischen „Kommunikationskompetenz“ und „Kommunikationsfähigkeit“ getrennt, respektive geklärt, wie sie einander bedingen. Bewertungsregeln fehlen. Das bedeutet auch, dass sich bisher kein einheitliches Verständnis zur Kommunikationsfähigkeit herausgebildet hat. Nun lassen sich doch erste Anzeichen dafür finden, dass Unternehmen dem Themenkomplex Sozialkompetenz mehr Aufmerksamkeit schenken als dies bisher der Fall war. Selbst wenn es erst wenige Einzelfälle sind. Anlass, sich mit Kommunikationsfähigkeit zu befassen, gibt uns die schweizerische Großbank UBS in ihrem Geschäftsbericht 2014 (S. 370/259), wo es u.a. heißt: „Wir haben (des Weiteren) größeres Augenmerk auf die Bedeutung von Verhaltensaspekten im Risikomanagement zum Schutz unserer Reputation gelegt.“ Mitarbeiter werden darin bestärkt, Vorgänge aktiv zu hinterfragen.

Innerhalb des elearning-Angebots von UBS werden inzwischen auch Kurse zur Kommunikationsfähigkeit angeboten. In keinem der anderen 50 durchgesehenen Geschäftsberichte lassen sich ähnliche Angaben finden. Erwähnt sei, dass sich nur ganz wenige Unternehmen mit Kommunikationsfähigkeit als zentralem Kriterium von Sozialkompetenz befassen oder, falls sie es tun, nicht darüber berichten. Eine vertiefende Behandlung der Frage, wie sich Kommunikationsfähigkeit in der Praxis operationalisieren und bewerten lässt, steht noch aus. Meist kommt Kommunikationsfähigkeit erst ins Gespräch, wenn etwas schiefgelaufen ist. Dies ist womöglich auch ein Grund, weshalb die UBS (in ähnlich viele Rechtsfälle verwickelt wie die Deutsche Bank) diesem Themenkomplex (aus Erfahrung gelernt) eine ihm angemessene praktische Bedeutung zumisst. Wie hieß es doch zu Beginn? – „ eine Schlüsselqualifikation, die bei der Wahrnehmung von Führungsaufgaben im Wirtschaftsleben erforderlich“ ist. Musste ja mal gesagt werden – oder?

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