Hannig Hauke Chef Ukom ebm papst GruppeSchaut man sich das Leistungsspektrum von Agenturen an, und damit meine ich auch das von PR-Dienstleistern, so stellt man fest, dass es immer noch viele gibt, die behaupten „Alles“ zu können oder die mindestens ein sehr breites Leistungsspektrum haben. Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass die Anzahl der Agenturen, die eine integrierte Kommunikation anbieten, abgenommen hat. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass man gerade einer kleinen oder auch mittelständischen Agentur dieses Versprechen nicht mehr abnimmt. Unabhängig davon ist die Frage zu besprechen, ob man „360-Grad-Kommunikation“ heute überhaupt noch benötigt. Über die Frage der Positionierung von Agenturen habe ich mit Hauke Hannig (Foto) gesprochen, der bei der ebm-papst-Gruppe die Unternehmenskommunikation leitet. Die ebm-papst-Gruppe ist Hersteller von Elektromotoren und Ventilatoren. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 11.600 Mitarbeiter, die sich auf 17 Produktionsstätten und 57 Vertriebsstandorte verteilen. Der Hauptsitz befindet sich in Mulfingen im Hohenlohekreis, Deutschland.

Er sagt dazu: „Für mich ist es eine sehr wichtige Information, zu wissen, was eine Agentur besonders gut kann. Wir arbeiten auch nur mit solchen zusammen, wo dies klar erkennbar ist. Die Aufgaben sind heute so komplex, dass ich mir dafür den jeweiligen Spezialisten suche. Würde ich stattdessen mit einer Agentur zusammenarbeiten, die viele Dinge nur gut kann, so ist dies für mich mit einem höheren zeitlichen Aufwand verbunden. Mein Abstimmungsaufwand steigt und die Agentur benötigt mehr Zeit. Die Alternative besteht darin, dass ich mir einen Partner suche, der in bestimmten Themen schon zu den Besten gehört. Hier kann ich sofort starten und das macht es natürlich für alle Seiten einfacher und schneller.“

Ich kann es durchaus verstehen, dass man als Agentur möglichst viel anbietet. Man möchte natürlich jedes denkbare Geschäft gerne mitnehmen. Sinnvoll ist diese Vorgehensweise aber nicht wirklich, da man gar nicht mehr die Ressourcen hat, überall jeweils auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein. Wenn ich meine Kernkompetenz kenne, muss ich die natürlich auch kommunizieren. Im Zweifelfall muss ich auch bestimmte Aufträge ablehnen. Das fällt natürlich immer besonders schwer.

Auf den „Nasenfaktor“ kommt es an
Ob es zu einer Zusammenarbeit kommt, hängt neben den fachlichen Voraussetzungen auch von der menschlichen Seite ab. Diese ist bekanntlich immer schwer zu fassen, da der „Nasenfaktor“ beziehungsweise das Bauchgefühl hier eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Ein Beispiel wurde in dieser Serie schon angeführt, nämlich wenn von Seiten der Agentur die ersten Gespräche vom Geschäftsführer verantwortet werden. Das Tagesgeschäft erledigen dann aber Mitarbeiter auf Trainee-Niveau. Ein solches Verhalten würde man nicht unbedingt als fair beschreiben.

Von Hauke Hannig wollte ich nun wissen, woran er diese menschliche Passung festmacht: „Wir sind hier ein sehr bodenständiges Unternehmen mit einer offenen Kommunikation. Wir gehen fair miteinander um. Genau das erwarte ich auch von einer Agentur. Natürlich hat dort der Geschäftsführer das Sagen, aber wir finden es prima, dass dieser mit seinen Mitarbeitern kollegial umgeht. Wir finden es auch gut, wenn eine Agentur Geld verdient. Ob sie dies aber zeigen sollte, indem der Geschäftsführer mit dem Porsche vorfährt, ist eine andere Frage. Für uns heißt Bodenständigkeit auch, dass man auch hier einen bestimmten Rahmen nicht verlässt.“ Obwohl gerade Agenturen von sich behaupten, flache Hierarchien zu haben, gibt es immer noch Dienstleister, die hier anders verfahren.

Für Hannig ist also das Fingerspitzengefühl mitentscheidend. Er geht davon aus, dass sich Agenturen und andere Dienstleister auf die Unternehmenskultur des Auftraggebers einstellen können müssen. Doch das gilt sicher nicht nur für Hannig und die ebm-papst-Gruppe. Nur wer sich auf dem teilweise glatten Parkett des Auftraggebers sicher bewegt, hat langfristig eine Chance.

Über den Autor: Heiko Burrack, arbeitete in der Kundenberatung verschiedener Agenturen (Dorfer Dialog, McCann-Erickson). Im Jahr 2003 gründete er Burrack NB-Advice. Diese berät Agenturen und Unternehmen, die ihre Kernleistung im Marketingbereich haben, bei der strategischen und operativen Neukundengewinnung. Neben dieser Tätigkeit ist Burrack als Referent, Trainer, Coach und Autor tätig.


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