Das PR-Interview PR-Interview Nr. 90. Melanie Tamble: PR war und ist öffentlich!

„Das PR-Interview“ wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation, Köln

tamble-melanieInterview mit Melanie Tamblé (Foto), Grevenbroich, zum Thema Online-PR.

PR Journal: Wie schätzen Sie die zukünftige Bedeutung der Online-PR im Vergleich zur konventionellen Pressearbeit ein?

Melanie Tamblé: Die Bedeutung der Online-Medien nimmt stetig zu und damit auch die Bedeutung der Online-PR. Online-PR ist schon jetzt ein wichtiger Teil erfolgreicher Unternehmenskommunikation. Über Suchmaschinen und Social Media ermöglicht sie eine direkte Kommunikation mit den Zielgruppen. Unternehmen können ihre Themen selbständig und weitreichend veröffentlichen und so mit Kunden und Interessenten direkt kommunizieren – ohne den Umweg über die klassischen Medien. Ohne Online-PR kann moderne Kommunikation nicht mehr funktionieren – das erkennen auch immer mehr Unternehmen, wie unsere Studie "Zukunft der Unternehmenskommunikation" zeigt (http://www.pr-gateway.de/white-papers/online-pr-studie-unternehmenskommunikation).

PR Journal: Worin bestehen die wichtigsten Unterschiede zwischen konventioneller und Online-PR Arbeit?

Melanie Tamblé: Online-PR ist definitiv mehr als die Übertragung der konventionellen PR auf das Internet. Während die klassische PR-Arbeit im Wesentlichen auf die Medienmittler, Journalisten und Redakteure, ausgerichtet ist, wirkt die Online-PR direkt in der Öffentlichkeit. Natürlich gibt es auch in der Online-PR nach wie vor die Zusammenarbeit mit Redaktionen und Bloggern als Medienmittler, aber die wesentliche Aufgabe der Online-PR ist die Arbeit direkt in der Öffentlichkeit des Internets. Presse- und Artikelportale, Themen- und Special Interest Websites, Experten- und Wissens-Communities, Dokumenten- und Foto-Netzwerke, Foren und Social Networks sind die neuen Wege in die Öffentlichkeit. Das erfordert ein Umdenken in der PR. In der Online-PR müssen Unternehmen wie Herausgeber denken und ihre Inhalte und Kommunikationsstrategien entsprechend anpassen. Viele PR-Professionals befürchten, dass die Glaubwürdigkeit der Informationen darunter leidet. Das denke ich nicht. Um glaubwürdig in der Öffentlichkeit zu wirken, braucht man Inhalte. Und die muss man so kommunizieren, dass sie die Zielgruppen auch erreichen. Genau das ist die zentrale Aufgabe der Online-PR.

PR Journal: Online-PR muss auch mit dem Vorwurf leben, auf künstlich aufgeblasene Verbreitungseffekte zu setzen. Wie begegnen Sie solchen Vorwürfen?

Melanie Tamblé: PR war und ist öffentlich! Das Ziel der PR ist eine hohe Veröffentlichung, um darüber Botschaften zu kommunizieren und möglichst viele Menschen zu erreichen. Wer im Internet Bedenken hat, zu viel zu verbreiten oder zu viel zu kommunizieren, hat ein Luxusproblem. Eine weitreichende Verbreitung von Inhalten auf der einen Seite schließt eine Exklusivität auf der anderen Seite nicht aus. Es gibt Inhalte, die sich für eine hohe Verbreitung z.B. über Presseportale eignen und andere, z.B. spezielle Fachbeiträge oder Interviews, die bestimmten Medien exklusiv zur Verfügung stehen. Darin unterscheidet sich die Online-PR nicht von der klassischen PR. Wer jedoch auf die neuen Verbreitungsmöglichkeiten verzichtet, wird im Internet nur schwer zu finden sein. Das bestätigen auch die neuesten Algorithmen der Suchmaschinen und Social Media. Nur Inhalte, die auf vielen Profilen und Portalen veröffentlicht und von vielen Lesern „geliked“ und „geshared“ werden, werden als relevant eingestuft und damit auch besser sichtbar.

PR Journal: Ein anderer Vorwurf ist die mangelnde journalistische Qualität vieler Online-PR-Texte durch die Fixierung auf SEO.

Melanie Tamblé: Auch journalistische Qualität und SEO müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Suchmaschinenoptimierte Texte ohne relevante Inhalte werden genauso wenig Erfolg haben wie relevante Inhalte ohne SEO. In der Online-PR zählt daher nicht nur die journalistische und redaktionelle Expertise, sondern auch das Wissen um Keyword-Relevanz und Link-Building. Das ist eine wichtige Herausforderung, der sich PR-Abteilungen und Agenturen im Web 2.0 stellen müssen.

Melanie Tamblé ist Geschäftsführerin der Adenion GmbH in Grevenbroich. Die Adenion GmbH entwickelt seit 2000 Online-Dienste und Portale für Marketing und Vertrieb und betreibt den Online-Dienst PR-Gateway.

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