RobindroUllah kleinTeil 2 >> des Interviews mit Robindro Ullah (Foto), Leiter Personalmarketing und Recruiting Süd der Deutschen Bahn AG

PR-Journal (PRJ): Die Leipziger PR-Studenten schreiben: „Können Kommunikationsverantwortliche den Mitarbeitern eine Stimme verleihen ohne einen Kontrollverlust zu riskieren?“ Teilt HR diese Ängste?

Robindro Ullah: Ich persönlich teile diese Angst nicht, möchte da jetzt aber nicht für den HR-Bereich sprechen. Wenn ich nur für mich spreche, da sage ich ganz klar „davor habe ich keine Angst“. Ich glaube, es war ein PR-Mann, der gesagt hat „über das Unternehmen dürfen alle sprechen, für das Unternehmen spreche nur ich“.

PRJ: Sollen Mitarbeiter kommunizieren? Hier sehe ich in PR einige Vorbehalte.

Robindro Ullah: Ich habe kein Problem damit, dass ein Mitarbeiter über das Unternehmen spricht. Ich habe sehr wohl ein Problem damit, wenn ein Mitarbeiter meint, das Unternehmen vertreten zu können. Diesen Unterschied, den muss man Mitarbeitern auch beibringen, das hat viel mit Aufklärung und Schulung zu tun. Wann spreche ich für mich und wann tue ich das nicht mehr? Bei manchen Formulierungen stelle ich immer klar heraus, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt.

Es kann ja auch mal total schief gehen. Wir hatten neulich den Fall, dass ein Lokführer aus einem liegengebliebenen ICE getwittert hat. Der hat es bis in die Süddeutsche Zeitung geschafft. Der hat teilweise die Handlungen des Unternehmens in einer wenig konstruktiven Art und Weise kritisiert. Das geht nicht. Da muss ganz klar sein, was ich sagen kann und was ich nicht sagen kann. In dieser Hinsicht helfen Social Media Guidelines.   Also klar, es gibt eine gewisse Gefahr. Es kann immer mal etwas passieren. Aber ich würde da weniger ängstlich sein. Die Frage ist: Hilft es mir, dass ich ängstlich bin, um solche Situationen zu vermeiden? Nein.

PRJ: Nein, dann kommunizieren andere.

Robindro Ullah: Genau. Und lieber unterstütze ich die, die gewillt sind, das in Anführungsstrichen „ordentlich“ zu machen und es passiert trotzdem was, als dass ich alle bremse.

PRJ: Es gibt eine Diskussion, dass Social Media direkt an die Geschäftsführung angebunden sein sollte und auf keinen Fall an PR. Wie sehen Sie das?

Robindro Ullah: Es sollte da angesiedelt sein, wo das Know-how ist. Ich würde nicht pauschal sagen, es soll nicht im PR-Bereich angesiedelt sein. Social Media ist für mich ein Tool, was davon lebt, dass man kooperiert, Ideen austauscht, zusammenarbeitet. Letzten Endes ist es ein Kommunikationskanal, ein Kommunikationstool - und genau so sollte es auch gemanagt werden. Ich würde es in keinem Unternehmen nur an eine Stelle hängen. Ich würde stets anstreben, ein Gremium zu installieren, in dem Vertreter aus verschiedenen Bereichen sitzen, um Grundsatzentscheidungen zu treffen. Der Content wird sowieso woanders erstellt. PR sucht sich ja Content und ebenso macht das auch HR.

PRJ: Sollte man nicht stärker in der Personalkommunikation die Interessen einzelner Bewerbergruppen ansprechen?

Robindro Ullah: Mir fehlt ganz stark im HR-Bereich die Individualisierung aufs Unternehmen und auf den Bewerber. Ich habe mir neulich mal wieder Stellenanzeigen angeschaut und da ist mir extrem aufgefallen, dass andere Disziplinen das deutlich besser machen als wir.

PRJ: Wer zum Beispiel?

Robindro Ullah: Das Marketing. Ich habe die innocent Smoothies in einem Blogbeitrag zu Stellenanzeigen als Beispiel genommen. Ich finde die einfach unglaublich genial, weil gefühlt jede Flasche anders aussieht. Man bekommt eine Individualisierung präsentiert, die den Anschein erweckt, dass jede Flasche einen persönlich anspricht. Und genau das müsste man eigentlich auch mit Stellenanzeigen machen, weil man ja damit Menschen persönlich erreichen will.

PRJ: Was würden Sie PR gerne als Botschaft mitgeben?

Robindro Ullah: Ich würde PR mitgeben wollen, den HR-Bereich als vollwertigen Partner anzuerkennen, damit man auf Augenhöhe miteinander arbeitet.

Zum Autor: Das Interview führte Helge Weinberg, Berater für Kommunikation in Hamburg. Strategische Kommunikation, Personalkommunikation/HR-PR sowie Nachwuchskampagnen sind Themen seines Blogs (http://blog.helge-weinberg.de/). Er ist Korrespondent Hamburg / Norddeutschland des PR-Journals und dessen Fachmann für Personalkommunikation.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal