Das PR-Interview PR-Interview Nr. 124 – Carsten Fiedler: Wir haben vom Digitalen gelernt

„Das PR-Interview im PRJ“ wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation, Köln.
Fiedler-Carsten ChefredExpressInterview mit dem Chefredakteur des Kölner „Express“ und der neu gegründeten Kölner Zeitung für junge Leute „xtra“. Carsten Fiedler (Foto) erklärt warum sein Verlag M. DuMont Schauberg einen neuen Printtitel im Markt testet, während sich Zeitungsbranche „zweifelsohne in einem gewaltigen Umbruch“ befinde. Zur Printkrise sagt er, die Lösung könne nicht ausschließlich in digitalen Angeboten bestehen.

PR-Journal: Seit einigen Wochen ist ein neues Printmedium des M. DuMont Schauberg Verlags auf dem Markt – ‚xtra‘. Nach eigener Darstellung handelt es sich dabei um eine neue, junge Zeitung für alle Kölner, die wissen wollen, was gerade in ihrer Stadt los ist. Richtig revolutionär hört sich das nicht an. Womit bereichert dieses Medium konkret den deutschen Zeitungsmarkt?
Carsten Fiedler: Mit ‚xtra‘ sprechen wir erstmals mit einem tagesaktuellen Printmedium eine klar definierte, junge Zielgruppe an. ‚xtra‘ richtet sich an Leser im Alter von 19 bis 39. Zweite Besonderheit: Die Zeitung erscheint am Nachmittag um 15.30 Uhr, das hat es so noch nicht gegeben. Wir wissen, dass unsere Zielgruppe morgens beim Frühstück nur selten zur Zeitung greift. Am Nachmittag sind die Chancen deutlich besser – wenn das Medium wichtige Informationen beispielsweise zur Abendgestaltung in der Lieblingsstadt Köln beitragen kann. Und genau das ist unser Ziel.

PR-Journal: Kopiert sich Ihr Verlag selbst? Immerhin kam der ‚Express‘ vor 50 Jahren mit einem ähnlichen Argument auf den Markt – schneller und früher am Kiosk erhältlich zu sein.
Fiedler: Wir wollten im 50. Jubiläumsjahr des ‚Express‘ unbedingt etwas Neues im Printbereich wagen. Die ersten Reaktionen zeigen uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Mit unseren Promotion-Teams, Zeitungskästen und dem Kiosk-Verkauf erreichen wir derzeit 15.000 Produktkontakte pro Tag – das ist eine sehr gute Reichweite.

PR-Journal: Welchen Sinn ergibt ein Printmedium, wenn sich die gesamte Branche mit viel Mühen gerade auf den digitalen Markt fokussiert?
Fiedler: ‚Xtra‘ ist ein Markttest: Wir wollen herausfinden, ob es in der jungen Zielgruppe Zahlungsbereitschaft für ein Printmedium gibt. Natürlich geschieht das nicht zufällig und im Blindflug. Die vorgeschaltete Marktforschung mit mehreren Fokusgruppen hat ergeben, dass sich knapp die Hälfte der Befragten vorstellen kann, für ein Printmedium wie ‚xtra‘ zu bezahlen. Der Printmarkt befindet sich zweifelsohne in einem gewaltigen Umbruch. Die Lösung kann aber nicht ausschließlich in digitalen Angeboten bestehen. Deshalb müssen wir Printprodukte entwickeln, die zielgruppenspezifisch gestaltet sind.

PR-Journal: Mit welcher Strategie soll sich ‚xtra‘ im Markt etablieren? Welche Chancen sehen Sie?
Fiedler: Wir ziehen wöchentlich Zwischenbilanz, gewinnen neue Verkaufsstellen dazu oder geben andere auf. Wir probieren nicht nur über die Inhalte etwas Neues zu schaffen, sondern auch über die Vermarktung. Wir haben vom Digitalen gelernt und bieten unseren Kunden neue Werbeformate und interessante Kooperationen an. Außerdem soll ein tägliches Extra etabliert werden, wir verlosen zum Beispiel 50 Tickets für eine ‚xtra‘-Party, veröffentlichen einen Bar-Fahrplan oder den exklusiven Weihnachtsmarkt-Planer. Im Verlauf des Frühjahrs 2015 werden wir Bilanz ziehen.

PR-Journal: Wie hat die Branche auf ‚xtra‘ reagiert?
Fiedler: Da war alles dabei – Überraschung, Lob, Kritik, Ermutigung. Wir werden sehen, wie das Experiment ausgeht!

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