Das PR-Interview PR-Interview Nr. 126 – Christopher Graves: „Ogilvy sollte selbst weiter lernen“

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Graves-Christopher OgilvyAnlässlich eines Deutschlandbesuchs hatte das „PR-Journal“ die Möglichkeit, mit Christopher Graves (Foto), dem Global Chairman von Ogilvy Public Relations, zu sprechen. Im Interview äußerte sich Graves über unbezahlte Pitches, das Selbstverständnis von Ogilvy und den Einfluss der Wissenschaft auf das Storytelling.
PR-Journal: Inwiefern hat Social Media den PR-Bereich beeinflusst?
Christopher Graves: Als Social Media vor zehn Jahren aufkam, achteten die Unternehmen zunächst hauptsächlich darauf, wie sich User zu aktuellen Problemen oder Krisen äußerten. Doch mittlerweile dienen Social Media auch immer mehr dem Businesszweck. Durch die sozialen Medien können wir Menschen zuhören und aus dem lernen, was sie sagen und suchen, um ihre Ansichten und Gefühle besser zu verstehen. So können wir respektvoll und auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren. Wir hören zu, analysieren und sind so in der Lage, sehr viel mehr relevanten Content für jede Zielgruppe oder sogar jede einzelne Person zu generieren. Social Media treibt heute die Wirtschaft an – nicht nur die Kommunikation.

PR-Journal: Selbst renommierte Unternehmen laden Agenturen zu Pitches ein, ohne für die Präsentation eine Bezahlung anzubieten. Wie sollten Agenturen Ihrer Meinung nach damit umgehen?
Graves: Bei den ganz großen Werbepitches ist das anders, doch bei Pitches für neue Accounts investiert die PR-Branche in der Regel immer selbst in Sachen Zeit, Reisen, Recherche und Materialien. So ist das in einem stark wettbewerbsgeprägten globalen Marktumfeld.

PR-Journal: Ogilvy ist eines der führenden Agenturnetzwerke weltweit. Welchen Rat würden Sie anderen Agenturen geben – was kann man von Ogilvy lernen?
Graves: Ich denke, Ogilvy sollte selbst weiter lernen, statt anderen zu predigen. Wir sind immer dann am besten, wenn wir mutig und neugierig sind und Ideen aus allen möglichen Bereichen einfließen lassen, wenn wir über den Tellerrand schauen. Wenn wir aufhören, zu lernen, kommen wir nicht weiter. Also lernen wir lieber, statt zu lehren!

PR-Journal: Storytelling ist mehr denn je ein wichtiges PR-Instrument. Verraten Sie uns, was Ihr Geheimrezept für eine richtig gute Geschichte ist? Und wie beeinflusst die Wissenschaft das Storytelling?
Graves: Dafür habe ich ein ganz persönliches Faible. Ich habe sieben Jahre insgesamt mehr als 1.000 Forschungsarbeiten zur Verhaltens- und Neurowissenschaft sowie zum Thema Erzähltheorie gesichtet, um eine Strategie für Ogilvy zu entwerfen. Wir wollen nicht nur gute Geschichten präsentieren, sondern wirkungsvolle Erzählungen, die die Wahrnehmung und das Verhalten verändern und die Wünsche des Kunden erfüllen. Dies erfordert einen wissenschaftlichen Unterbau, nicht bloß Kreativität.

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