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achelis thomasIn dieser Woche findet ab dem 7. Mai in Lindau, Rorschach und Bregenz am Bodensee die 2. European Communications Convention ECC statt. Neben den Fachthemen „Innovative PR und PR für Innovationen“ steht vor allem Innovationsmanagement auf der Tagesordnung. Das „PR-Journal“ sprach mit dem Organisator der ECC, Thomas Achelis (Foto).
PR-Journal: Herr Achelis, kaum jemand kümmert sich so sehr um die europäische PR-Szene wie Sie. Was fasziniert Sie so sehr am geeinten Berufsstand der PR-Leute?
Thomas Achelis: Ich denke, dass es in einem vereinten Europa auch eine gemeinsame Zielrichtung für die PR-Branche geben sollte. Einheitliche Standards in der Ausbildung, ein gemeinsames Verständnis von der Ethik des Berufs sowie Plattformen und Foren für den Austausch. Wenn Europa zunehmend zusammenwächst, sollte die PR-Branche das auch tun.

PR-Journal: Tut sie aber nicht.
Achelis: Nach meiner Wahrnehmung nicht, nein. Stattdessen driften die Standards immer mehr auseinander. Wir haben sehr professionelle Strukturen, beispielsweise in UK, wo der PR-Beruf eine ‚Royal Charter‘ hat, also offiziell und amtlich anerkannt ist. Das drückt sich unter anderem in den Mitgliedszahlen des dortigen PR-Verbands, des CIPR, aus – der hat allein 10.000 Mitglieder. Deutschland als einwohnerstärkstes europäisches Land steht mit rund 6.000 organisierten PR-Leuten in verschiedenen Verbänden verhältnismäßig schwach da. Und in Polen, Rumänien und anderen zentral- und osteuropäischen Ländern ist besonders viel nachzuholen. Oft fehlt es hier allein schon an den Mitgliedern.

PR-Journal: Warum sind denn einheitliche Strukturen aus Ihrer Sicht wichtig?
Achelis: Es muss sichergestellt sein, dass Unternehmen, die innerhalb Europas dorthin gehen, wo das Geschäft ruft, auch PR-mäßig optimal vertreten sind. Das ist aber oft nicht der Fall, auch nicht durch diejenigen, die behaupten, es zu können. Starke nationale PR-Verbände, idealerweise assoziiert in einem europäischen Dachverband, könnten Standards setzen.

PR-Journal: Deshalb starten Sie mit der ECC einen neuerlichen Versuch, die europäischen PR-Verbände an einen Tisch zu bringen.
Achelis: Ich habe mich ja bis 2006 rund 18 Jahre lang als Vorstand der CERP, der Confédération Europénne des Relations Publiques, für einheitliche Standards der PR-Arbeit in Europa eingesetzt. Dann wurde CERP allerdings 2010 von verschiedenen nationalen Mitgliedsverbänden, darunter auch der DPRG, aufgelöst. Das bewegt mich immer noch. Deshalb bieten meine Kollegen und ich mit der ECC ein Forum zum Austausch und Netzwerken.

PR-Journal: Wie steht es denn um die Einheitlichkeit der PR-Branche in Brüssel am Sitz der EU?
Achelis: Ganz schlecht. In Brüssel kommuniziert die Kommunikation nicht. Dort legen Juristen beispielsweise fest, wie Lobbying funktioniert, und CSR-Grundsätze werden von CSR Europe bestimmt. Das ist eine tolle Institution, in der aber PR-Leute kaum vertreten sind. Und auch sonst wurschtelt jeder so vor sich hin. In Brüssel kann von einheitlichen Standards oder von einer Vertretung des PR-Berufs überhaupt keine Rede sein. Das ist schade, wo doch Kommunikation für Parlament, Rat und Kommission eine wichtige Rolle spielt und offizieller Bestandteil fast aller EU-Programme ist.


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