Das PR-Interview PR-Interview Nr. 133 – Tina Berns: „Wir lieben Fehler“

Das „PR-Interview“ wird realisiert von K1 Gesellschaft für Kommunikation.

Berns Tina Mktgleiterin WienersuWienersRechtschreibprogramme, Grammatikprüfungen, Korrekturleseservice – im Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Güte eines Textes zu bewerten. Man kann aber auch eine Spezialagentur fürs Korrekturlesen beauftragen. Die vielleicht beste sitzt zwischen Hamburg und Lübeck und heißt Wieners+Wieners. Wir sprachen mit Tina Berns, die dort seit acht Jahren als Marketingleiterin tätig ist.
PR-Journal: Die Bezeichnung „Korrekturlesen“ deckt das Dienstleistungsangebot von Wieners+Wieners wahrscheinlich nur unzureichend ab, oder?
Tina Berns: Allerdings. Wir übersetzen, adaptieren und lektorieren Texte jeglicher Art. In 70 Sprachen. Mit fast 60 Mitarbeitern.

PR-Journal: Wie sieht Ihre Klientel aus, welche Rolle spielen PR-Abteilungen und PR-Agenturen?
Berns: Rund 60 Prozent unserer Auftraggeber sind Agenturen aus Werbung und PR. Das waren in der Vergangenheit mal mehr, aber unser Vertrieb arbeitet gut, so dass die Anzahl der Direktkunden stetig steigt. Unter den Agenturen sind die Werber in der Überzahl, aber auch viele PR-Units nehmen unsere Dienste in Anspruch.

PR-Journal: Welche Art von Texten lesen und korrigieren Sie?
Berns: Das geht vom Claim, der aus wenigen Worten besteht, über die Anzeige und den redaktionellen Text bis hin zum Geschäftsbericht oder zur Gebrauchsanweisung mit 20.000 Zeichen oder mehr.

PR-Journal: Wie korrigieren Sie Texte?
Berns: Die gängigste Methode ist das Korrigieren mit Notizen im PDF. Aber es gibt auch noch das handschriftliche Korrigieren mit anschließendem Einscannen.

PR-Journal: Wie hat sich das Niveau von Sprache aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt? Welche grundlegenden Veränderungen haben Sie beobachtet?
Berns: Sicherlich ist eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit Sprache zu beobachten. Von einem Verfall würde ich in diesem Zusammenhang nicht reden, vielmehr von einem Wandel. Und natürlich hat sich die Sprache durch den Einfluss der sozialen Medien verändert. Da kommt es in erster Linie auf Schnelligkeit an, und das bringt eine höhere Fehlerquote mit sich.

PR-Journal: Dafür gibt es ja Korrekturprogramme im Internet. Wie gut sind die?
Berns: Es gibt schon sehr gute Programme, ich würde die für gewisse Aufgaben auch selbst nutzen. Aber die Komplexität eines Textes kann eine Maschine nicht erfassen. Das müssen Menschen leisten.

PR-Journal: Apropos Menschen. Braucht es eine besondere Mentalität, um bei Wieners+Wieners zu arbeiten?
Berns: Eins ist klar: Wir bei Wieners+Wieners lieben Fehler. Denn auf den Fehlern anderer basiert unser Geschäft. Dennoch sind viele hier glücklich, wenn sie einen Text fehlerfrei gedruckt sehen. Vielleicht ist der Großteil von uns tatsächlich leicht überzogen, ein wenig pingelig halt. Und ja: Es gibt tatsächlich eine Kollegin, die in ihrer Freizeit den Duden liest.

PR-Journal: In Ihrem Webauftritt kokettieren Sie mit den 50er Jahren. Warum?
Berns: Also, die Liebe zum Detail und die Akkuratesse sind schon wichtige Voraussetzungen für unsere Arbeit. Beides war in den 50er Jahren stärker vorhanden als heute. Den Pioniergeist von damals wollen wir in unserer Arbeit mitnehmen, ohne das Altbewährte zu vernachlässigen. Denn wir fühlen uns schon als Hüter der guten Sprache.

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