Rezensionen Frauenkarrieren: Von Almosen und Karriereplänen

Frauenkarriere-Medienbranche BuchcoverIch bin zugegebener Maßen bis vor kurzem kritisch gegenüber der viel diskutierten Frauenquote gewesen. Was zählt, ist meiner Ansicht nach die Qualifikation, die Befähigung einen Job zu tun oder ihn auch bleiben zu lassen. Und ich war der Meinung, dass die emanzipierte Frau auf ein „Almosen“ wie die Quote durchaus verzichten könne. Mittlerweile sehe ich es ein bisschen anders.
Die Führungsetagen sind nur in kleinen Teilen von Frauen besetzt. Aber woran liegt das? Diskussionsrunden wie das FOM Frauenforum haben vielerlei Theorien. Vielleicht werden Männer durch Männer bevorzugt. Vielleicht ist es die Unsicherheit der Frauen gepaart mit dem Selbstbewusstsein der Männer. Vielleicht sind die in Frage kommenden Frauen zu tough. Vielleicht zu weich. Vielleicht zu teamorientiert. Vielleicht zu egoistisch.
Insa Sjurts ist in Gesprächen mit 37 „Führungsfrauen“ der Frage nachgegangen, „Auf was es ankommt“ und fasst es in ihrem aktuellen Buch „Frauenkarrieren in der Medienbranche“ zusammen.

Sjurts stellt dabei drei Eckpfeiler heraus, auf die es bei der Karriereentwicklung anzukommen scheint:

  • Leidenschaft für die Sache und klares Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten,
  • nachhaltige Unterstützung durch individuelle Förderer und/oder durch Netzwerkkontakte und
  • aktiver Umgang mit beruflichen Herausforderungen und Schwierigkeiten.

Die einzelnen Gespräche sind wirklich spannend und geben einen individuellen Blick hinter die Kulissen der Verlage und Unternehmen, dennoch bleibt am Ende eine „theoretische Hilflosigkeit“ zurück. Natürlich weiß Frau, dass sie „keine Angst vor neuen Aufgaben haben“, dass sie „einfach einen guten Job” und die „Dinge, für die man wirklich brennt” machen und „großes Engagement, hohe Leistungsbereitschaft und erfolgreiche Arbeit“ zeigen sollte. Und das setzen die meisten Frauen mit Karriereblick auch um. Der Erfolg jedoch, die Änderung in der Statistik, wenn man so will, bleibt aus.

Frauenquote ist notwendig
Und so bleibt für mich die Frage, ob Frau es wirklich selbst in der Hand hat oder es nicht doch angemessen wäre, zu einem „Männerforum“ zu laden und Themen wie „Männer und Karriere“ oder „Männerquote in der KiTa“ auf die Agenda der Diskutanten zu heben. Denn genau in diesem Moment, in dem wir bei diesem Gedanken nur amüsiert lächeln, ist eine Frauenquote absolut notwendig.

Autoren wie Insa Sjurts leisten in der Auseinandersetzung einen wichtigen Impuls, müssen jedoch auch künftig die Diskussion nähren und so würde ich mich freuen, wenn die Debatte mehr noch in Richtung Opposition, in Richtung der männlichen Kollegen, getragen würde.

Titel: Frauenkarrieren in der Medienbranche – Auf was es ankommt; Autor: Insa Sjurts; Verlag: Springer Gabler 2014; 246 Seiten; 39,99 Euro; ISBN-13: 978-3658023812

Über die Autorin: Annett Helbig ist PR-Beraterin bei der MasterMedia Public Relations GmbH in Hamburg, einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, die sich auf komplexe Themen spezialisiert hat. Zuvor leitete sie unter anderem die Kommunikationsabteilung eines Lebensmittelgeschäftes und unterstützte kleinere und mittelständische Unternehmen durch strategische Kommunikationsberatung.

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