Studien Kommunikation zur Energiewende erreicht die Bürger nicht

Energiewende-Studie ChartK12014Ob Minister, Verbandsvertreter, Manager oder Lobbyist: Sie alle fordern die Beteiligung der Bürger an der Gestaltung der Energiewende. Da erstaunt schon, dass für die Kommunikationsexperten der Bürger nicht im Fokus ihrer Arbeit steht. Befragt nach den Zielgruppen ihrer Kommunikation nannten 80,2 Prozent die Politik und 77,2 Prozent die Medien, erst an dritter Stelle rangierten mit 66,7 Prozent die Bürger. Noch eindeutiger antworteten die PR-Profis auf die Frage, wie gut sie die Zielgruppen mit ihrer Kommunikation erreichten. Hier wurden die Bürger mit 41,1 Prozent weit hinter allen anderen genannt: Fachpublikum (78,6 %), Kunden (66,6 %), Medien (64,5 %), Investoren (60,9 %) und Politik (59,3 %) – bei allen kommt die Kommunikation zur Energiewende besser an als beim Bürger. Ermittelt wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Untersuchung des Instituts für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 214 PR-Schaffende aus Unternehmen, Institutionen, Stadtwerken, NGOs und Verbänden nahmen teil.
Zum Schaubild: Trotz gestiegener Intensität der Kommunikation zur Energiewende ist die Qualität nur unwesentlich besser bewertet worden als im Vorjahr.

Jeder Zweite sagt: Kommunikation ist nachteilig fürs Gesamtprojekt Energiewende
Ein ziemlich vernichtendes Urteil fällen die Fachleute auch über die Wirkung ihrer eigenen Arbeit. Zwar spiele die Kommunikation zur Energiewende in den Augen der Bevölkerung nach wie vor eine wichtige Rolle (72,9 %). Bei den Adressaten werde sie aber als kompliziert, unverständlich, abstrakt, demotivierend und ineffizient wahrgenommen. Besonders eklatant: Nur rund vier Prozent der PR-Experten glauben, dass ihre Kommunikation motivierend wirkt, knapp über vier Prozent halten sie für verständlich, glatt fünf Prozent für einfach und lediglich 5,7 Prozent für effizient. Mit 56,3 Prozent sieht hingegen immer noch die Mehrheit die Kommunikation zur Energiewende als nachteilig für das Gesamtprojekt an.

Teilnehmerquote über 30 Prozent
Die Ergebnisse stammen aus einer Untersuchung des Instituts für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Die Uni führt die Studie bereits zum zweiten Mal durch – auf Initiative der Kölner PR-Agentur K1 und in Kooperation mit der Fachgruppe Energie des Bundesverbands Deutscher Pressesprecher. Unterstützt wurde die Befragung in diesem Jahr erstmals durch das Wirtschaftsmagazin „BIZZ energy today“. Insgesamt 214 PR-Profis nahmen an der Befragung über die strategische Kommunikation zur Energiewende teil. Zu der anonymisierten Online-Befragung hatte Ulrich Rosar, der verantwortliche Professor der Düsseldorfer Universität, rund 700 Kommunikationsexperten eingeladen. Von den Teilnehmern entfielen über 70 Prozent auf Unternehmen, rund 30 Prozent auf Institutionen.

Qualität der Kommunikation bleibt schlecht
Auch andere Ergebnisse der Umfrage überraschen. Während für drei Viertel der Befragten die grundsätzliche Entscheidung zur Energiewende positiv oder sehr positiv ist, bewerten mehr als die Hälfte der Experten den aktuellen Stand als negativ oder sehr negativ. Paradox: Die Erfolgsaussichten sieht dennoch jeder Zweite als positiv. Die Fachleute sind außerdem der Meinung, dass die Intensität der Kommunikation noch einmal zugenommen hat (78,7 % in 2014 gegenüber 71,2 % in 2013), während die Qualität nur unwesentlich besser geworden ist (18,8 %/16,5%).

Klimaschutz als Thema irrelevant
Betrachtet man die Instrumente der Kommunikation, wird immer noch am liebsten klassisch über Pressearbeit (für 87 % wichtig oder sehr wichtig) informiert. Danach folgen die eigene Homepage (74,8 %) und die direkte Information über Vorträge (69,3 %). Am Ende liegen Blogs und Social Media. Des Weiteren wurde gefragt, welche Themen – aus Sicht der Kommunikationsexperten – für die Politik, in der öffentlichen Diskussion und fürs eigene Unternehmen wichtig sind. Ergebnis: Für die Politik haben die Reform des EEG und die Strompreise die größte Wichtigkeit, in der öffentlichen Diskussion die Strompreise und die mit der Energiewende verbundenen Kosten und für das eigene Unternehmen die Themen Energieeffizienz und Energiesparen sowie Gesetze und Auflagen. Auffallend: Das Thema Klimaschutz spielt in allen Bezugsgruppen nur eine untergeordnete Rolle.

Altmaier professionell, Gabriel als Hoffnungsträger
Welchen Protagonisten trauen die Experten in der Kommunikation zur Energiewende eine herausragende Rolle zu und wen halten sie für besonders professionell? Wie im Vorjahr wurde Peter Altmaier, mittlerweile Kanzleramtschef, als wichtigster Akteur der Energiewende wahrgenommen. Günther Oettinger, Sigmar Gabriel und Angela Merkel folgen auf den Plätzen. Keinem weiteren Politiker traut man eine bedeutende Rolle zu, ebenso wenig wie den Bossen der Energiekonzerne (Ausnahme: Johannes Teyssen von E.ON). Erstaunlich: Nachdem er in der Befragung des Vorjahres eher schlecht abgeschnitten hatte, wird Peter Altmaier nun die höchste Professionalität in der Kommunikation zur Energiewende bescheinigt. Dahinter folgen Hildegard Müller als Präsidentin des Bundesverbands der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Sigmar Gabriel.

Die Ergebnisse der Studie wurden am 9. April in einer gemeinsamen Veranstaltung von der Agentur K1 und dem Bundesverband der Pressesprecher in Berlin präsentiert. Die Einzelergebnisse sind im Online-Magazin „dialog-E.net“ zu finden, einem Projekt der Kölner PR-Agentur K1 GmbH.

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