Studien Studie: Namen der Firmeninhaber behindern Wachstum

Lemmens Markus USA KorrespondentAm MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Boston sitzen keine Neider – schon gar nicht gegenüber der innovativen deutschen Wirtschaft. Die dortigen Forscher gehören zur Spitze ihrer jeweiligen Zunft. Ihre Meinungen und zusammengetragenen Ergebnisse wirken. Sie müssen nicht ihr Gegenüber strafen, um ihr eigenes Ansehen zu steigern.
In einem Punkt kennen Ökonomen des Massachusetts Institute of Technology, Boston, aber kein Pardon, wie eine jüngste Studie zeigt: Technikfirmen wachsen dann schneller, wenn sie nicht den Namen der Gründer tragen. Bayer, Bosch, Braun – somit ade mit der stolzen Inhabertradition in Deutschland? Ihren Aufstieg und ihre immer wieder gezeigte Leistung hätte es gar nicht geben dürfen?

Indizen Wachstum
Die MIT-Studie („Which high-tech firms thrive") untersucht, welche Kriterien – dazu gehören auch die in der Unternehmens-PR verwendeten Begriffe in Broschüren, Websites und Leitbildern – auf einen Wachstumskurs oder auf ein dauerhaftes Kleingewerbe hindeuten. Hierbei stören offensichtlich Personennamen beim Firmenaufstieg, das ist ein Ergebnis, das sich aus der Untersuchung herauslesen lässt.

Im German Accelerator (GA), der in San Francisco mit Mitteln aus dem Bundewirtschaftsministerium etabliert ist und in New York seit Herbst 2014 eine weitere Dependance in den USA unterhält sowie mit Bosten künftig den Dritten im Bunde haben soll, wird buchstäblich die MIT-Untersuchung verinnerlicht. Die hoffnungsvollen deutschen Firmen, die im GA ihren US-Einstieg vorbereiten, heißen ganz anders als in Leverkusen, Stuttgart oder Melsungen: ueberMetrix, niiu (seit April NewsCases), edgee und Snapmobl laden beispielsweise zum Investment ein. Ein Bezug zum Inhaber oder Gründer-Team im Briefkopf fehlt in der Regel gänzlich.

Was ist nun der Hintergrund und Wert der MIT-Studie? Auf Basis empirischer Daten kommt Scott Stern, Inhaber der David Sarnoff Professur für Management an der MIT Sloan School of Management und Leiter des Projektes, mit seinem Team zu dem Ergebnis, dass erstens: auch in den USA ein Großteil der Startups nicht primär technik-getrieben und damit prinzipiell nicht wachstumsstark seien. Die jungen Firmen konzentrierten sich stark auf online betriebene Verkaufs- und Handelsformen. Und zweitens deuteten die Inhabernamen – so die Forschungsergebnisse – stets auf lokal und regional begrenzte Aktivitäten der Firmen.

Belastbare Kriterien ermittelt
Den MIT-Forschern wird nicht unterstellt, dass sie Inhabernamen als prinzipiellen Indikator für Begrenzung oder gar wirtschaftlichen Stillstand ausgeben. Sie haben einen weitergehenden Ansatz gewählt. Der Wirtschaftspolitik sollen Kriterien an die Hand gegeben werden, mit denen sie Investitionen in Cluster oder Themen gut begründen kann. Ziel ist es, bessere Rahmenbedingungen für volkswirtschaftlich relevante Wachstumsfirmen zu schaffen – im Silicon Valley, Boston oder Berlin. Das kann auch für die PR der Gründerregionen in Deutschland gelten.

Und wenn die Unternehmen obendrein noch die Namen der Inhaber tragen, erfolgreich sind und wachsen, dann wird sich keiner ärgern. Aber auffallend ist es schon, dass die Startup-Landschaft in den USA und Europa nur so wimmelt von schwer erinnerbaren Kunstnamen.

Das Geschäftsfeld lässt sich kaum aus den Namen ableiten. Zugegeben, das ist bei Bayer, Braun & Co sicher auch nicht anders – dennoch wirkt die dahinter vermutete „Person“ in jedem Fall vertrauensbildend. Vielleicht ist das aber in der neuen Unternehmenswelt einfach die Next Society – aber stopp: Das ist schon wieder eine junge und erfolgreiche Firma auf New Yorker Terrain...

Über den Autor: Dr. Markus Lemmens gründete 1996 in Bonn den Verlag Lemmens Medien, der sich als Fachverlag für Wissenschafts- und Forschungskommunikation sowie Wissenschafts- und Forschungsmanagement etabliert hat. Heute arbeitet das Verlagsteam auch mit einem Berliner Büro erfolgreich für nationale und internationale Kunden aus Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft. Die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie hat einen besonderen Stellenwert. Seit Januar 2014 lebt Lemmens in New York, um von dort aus das internationale Geschäft in Kooperation mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen auszubauen.

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