Termine Auf dem Prüfstand - die Kommunikation des deutschen Mittelstandes

Fink Stephan bei LPRSAm 24. November war Stephan Fink (Foto), Gründer und Vorstand Fink & Fuchs Public Relations AG, zu Gast beim LPRS – Leipziger Public Relations Studenten e.V. Sein Thema: der deutsche Mittelstand. „Wenn Sie eine Agentur gründen möchten, dann gründen sie eine. Das Land braucht Unternehmer und Konkurrenz treibt außerdem meine Kollegen an“, riet Fink den Teilnehmern des PR-Salons und schmunzelte. Er weiß, wovon er spricht. 1988 gründete er direkt nach dem Studium zusammen mit Martin Fuchs die eigene Kommunikationsagentur Fink & Fuchs Public Relations. Neben der Praxis fühlt er sich auch der Forschung verbunden. Aus diesem Grund führte er im vergangenen Jahr zusammen mit dem Lehrstuhl für Strategische Kommunikation an der Universität Leipzig unter der Leitung von Ansgar Zerfaß mit Luisa Winkler und einem Team von Studentinnen ein Forschungsprojekt zur Mittelstandskommunikation durch – dabei herausgekommen ist die größte Studie zu diesem Thema in Deutschland.

Kommunikation für den Wohlstands- und Erfolgsbringer Deutschlands
Nach einer Bankausbildung und einem BWL-Studium lernte Stephan Fink viele unabhängige Selbstständige kennen. In ihnen fand er einen Gegensatz zu den festen Strukturen in der Bank. Das ist vielleicht auch ein Grund für die Entstehung seiner Agentur: „Ich hatte keinen strategischen Gründerplan. Allerdings beschlich mich stets ein Drang nach Selbstständigkeit.“ Den Startpunkt der Agentur verortet er zeitlich in etwa zu Beginn der weiteren Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit und zum Start der sich rasant entwickelnden Digitalisierung. Die Agentur spezialisierte sich auf Technologieunternehmen und wuchs dank sehr erfolgreicher Kunden kontinuierlich mit zweistelligen Wachstumsraten. „Nach einem halben Jahr gründeten wir eine GmbH und nach drei Jahren hatten wir unseren zuvor aufgestellten Fünf-Jahres-Plan bereits geschafft“, berichtet Stephan Fink. Heute berät die Agentur unter Führung des um Alexandra Groß und Michael Grupe erweiterten Vorstands Mittelständler, Großunternahmen oder öffentliche Auftraggeber und NGOs.

Den Mittelstand, der mehr als 60 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland stellt, bezeichnet er als Wohlstands- und Erfolgsbringer Deutschlands. Auf die Frage nach den großen Hürden bei der Beratung von mittelständischen Unternehmen, antwortete Stephan Fink: „Hauptentscheider sind bei Mittelständlern fast immer die Unternehmer selbst, häufig mit wenig Kommunikationserfahrung und verständlicher Vorsicht. Da ist es von Vorteil für die notwendige Überzeugungsarbeit, wenn man selbst ein mittelständisches Unternehmen mit 70 Mitarbeitern leitet“.

Größte Studie zur „Mittelstandskommunikation“ in Deutschland
Die Befragung von mittelständischen Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern zu ihrer Kommunikation habe gezeigt, dass Kommunikation häufig nicht institutionalisiert ist. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen haben keinen Mitarbeiter, der ausschließlich mit Kommunikationsaufgaben betreut ist. Fink sieht allerdings einen deutlichen Unterschied zwischen klassischen mittelständischen Unternehmen und Gründern. Von Beginn an betreute die Agentur viele Startups, meist als dem Technologieumfeld. Diese waren sich der Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation im Gegensatz zu den alteingesessenen Mittelständlern durchaus bewusst und fragten folglich auch stärker nach Kommunikationsberatung. „Häufig haben Unternehmer eine Scheu vor öffentlicher Kommunikation von Themen rund um ihr Unternehmen und ihre Person. Entsprechend zurückhaltend treten sie auf und dies oft reduziert auf das lokale Umfeld“, konstatiert Fink. Doch Kommunikation begleite – insbesondere im Web – jedes unternehmerische Handeln. „Die Bedeutung von Kommunikation für die unternehmerische Wertschöpfung hat zwar – so Studie – eine deutliche Mehrheit erkannt. Doch bei Professionalisierung und Institutionalisierung von Kommunikation besteht noch deutlicher Nachholbedarf.

Digitale Transformation – DIE Herausforderung der Kommunikation
Angesprochen auf die größte Herausforderung für die Kommunikationsbranche nennt Fink ohne zu zögern die digitale Transformation, mit ihren Auswirkungen auf die gesellschaftliche Kommunikationsarena, ihrem Einfluss auf Mediennutzungsverhalten und persönliche Kommunikation.

Berufseinstieg – Großunternehmen, Mittelstand oder Agentur?
Auf die Frage der anwesenden Studenten, worin sich verschiedene Unternehmenstypen für den Berufseinstieg unterscheiden, berichtete Fink, dass es zwar durchaus unterschiedliche Muster gebe aber letztlich die Ausprägungen immer sehr individuell seien.„Sicherlich bieten große Unternehmen überwiegend ausgefeilte Strukturen und oft auch einen höheren Professionalisierungsgrad, größere Projekte, ggf. gute Aus- und Fortbildung und auch bessere internationale Perspektiven. Mittelständler sind dagegen übersichtlicher, man ist näher an der Unternehmensleitung, hat meist Einblick in das gesamte, wenn auch oft kleinere Spektrum der Kommunikation und damit möglicherweise ein abwechslungsreicheres Aufgabenspektrum.“ Bei Agenturen könne man zudem je nach Kunden und Projekten, wenn auch meist „nur“ von außen, beide Welten und die unterschiedlichsten Aufgaben kennenlernen.

Bei allen Unterschieden seien für die Qualität eines Jobs jedoch immer die jeweilige Kultur eines Unternehmens, die Bedeutung von Kommunikation in diesen Organisationen, die jeweilige Position im Markt und die handelnden Akteure entscheidend. Daher empfiehlt Fink: „Prüfen Sie genau, ob ein Job zu Ihnen passt und behalten Sie den Mittelstand auf dem Radar, der ist spannender als vielfach vermutet!“

Über den Autor: Niklas Tolkamp ist Bachelorstudent der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig.

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