Termine Bewegtbild-Kongress des BVDW in Köln: „Eine Idee größer“

Bewegtbildkonferenz BVDW KoelnZur Bewegtbild-Konferenz hatte der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. nach Köln geladen – und aus allen Disziplinen kamen die Teilnehmer: Publisher und Vermarkter, Technikanbieter und Content-Produzenten informierten sich zu Trends und neuen Geschäftsmodellen. Dabei lautete die Kernfrage der Konferenz: „Wie lässt sich Content am besten monetarisieren und distribuieren?“. Von den rund 150 Plätzen im stylischen Heinz Gaul, einer Hinterhof-Location im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, blieb kein einziger frei – gut zwei- bis dreimal so viele Tickets hätte man laut Veranstalter verkaufen können. Die formale Struktur der Konferenz: Die vier Themenblöcke Content, Technologie & Publishing, Analytics & Data sowie Monetarisierung wurden in Keynotes angerissen und danach in Panel-Debatten weiter erörtert.

Die grundsätzliche Ausrichtung war dabei durchaus industrieorientiert. „Das geschah bewusst“, sagt Marco Zingler, BVDW-Vizepräsident. „Wir wollten eine Veranstaltung für Profis anbieten, die ein marketinggetriebenes Geschäftsmodell verfolgen. Und als Ausrichter hatten wir den Plan, das Ganze eine Idee größer zu denken.“

Vor allem eine Idee schneller könnte es für die Vertreter aller Branchen mit dem Breitbandausbau vorangehen. Politik und Konzerne schöben sich hier gegenseitig die Verantwortung zu – und man äußerte die Sorge, dass der Ausbau mit den Entwicklungen der Branche vielleicht nicht Schritt halten könne. Verständlich, schließlich schmückt sich der BVDW mit dem Claim „Wir sind das Netz“. Gute Bandbreite ist auf jeden Fall Voraussetzung für die Nutzung aller Endgeräte. Die Inhalte werden dabei längst dem Sehverhalten angepasst: kurze Info-Happen fürs Smartphone im Zug, längere „Erklärstücke“ für die Zeit am Abend mit Tablet und PC.

Content – manchmal ahnt man es als Konsument – wird immer weniger vom Menschen und immer mehr von Maschinen und durch Algorithmen bereitgestellt. So genannter „Instant Content“, der aber auch nur eine Haltbarkeit von maximal 36 Stunden habe. Als Trend fürs zweite Halbjahr könnte sich der Live-Stream durchsetzen. So hat Twitter kürzlich die Streamingrechte für zehn Spiele der amerikanischen NFL gekauft – die Branche wertet das als Signal. Auch wenn’s für manchen schwer vorstellbar ist: Mehrstündige Live-Übertragungen wurden hier als ideale Streams „hinsichtlich Inhalt, Zielgruppe und Marke“ genannt.

Wie stark sich das Sehverhalten schon verändert – darüber berichtete Martin Michel von Sky Media. Sechs Millionen Menschen zahlten in Deutschland bereits für Content und immer mehr schauten auf mobilen Endgeräten. Sogar Blockbuster wie die amerikanische Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey würden zu 60 Prozent auf Mobilgeräten und nur noch zu 20 Prozent auf dem Fernsehgerät angesehen. Bleibt die Frage nach der Monetarisierung. Zwar passen sich die Formate und Platzierungen der Werbung dem geänderten Nutzerverhalten durchaus an, aber da gibt es ja noch die böse Industrie der AD-Blocker. Je personalisierter die Werbung aufgrund der Nutzung von Daten und Analyse nämlich auf der einen Seite wird, desto häufiger wird sie auf der anderen Seite durch Ad-Blocking verhindert. „Unfair“, waren sich die Teilnehmer einig, Ad-Blocker seien „Bremser für eine ganze Branche.“ Gearbeitet würde deshalb an Strategien, die die Unterscheidbarkeit von Content und Werbung weiter erschweren – für die Maschinen und damit wohl auch für den Menschen.

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