Termine PR-Salon zum Thema Compliance Management: Der Watchdog im Unternehmen

Gruse Moehrle LPRS PR Salon„Compliance bedeutet mehr als Regeln aufzustellen. Und wenn Sie das aufschreiben, ist es noch lange nicht implementiert“, sagte Hartwin Möhrle (Foto r.), geschäftsführenden Gesellschafter und Mitbegründer der Kommunikationsagentur A&B One, beim PR-Salon in Leipzig. Heike Gruse (l.), Head of Legal & Group Compliance Officer der Leipziger Goldschmidt Thermit GmbH, bestätigte das. Sie hat in ihrem Unternehmen die Compliance-Strukturen mitaufgebaut und vorangetrieben. Heute arbeitet sie unter anderem an der praktischen Wertevermittlung des seit 2014 weltweit ausgerollten „Code of Conduct“ sowie der Implementierung von pragmatischen Compliance-Richtlinien im In- und Ausland. Zusammen gaben beide den Teilnehmern des PR-Salons praxisnahe Einblicke in die Thematik. Beim PR-Salon der Leipziger Public Relations e.V. (LPRS) am 19. April unterstrichen beide aus zwei verschiedenen Blickwinkeln die Bedeutung von Compliance.

Compliance in der Praxis
„Als Compliance Officer ist man ein Wertevermittler unter Kollegen. Es geht primär darum, die vom Unternehmen im Leitbild und im Code of Conduct vermittelten Werte in die Köpfe der Mitarbeiter zu transportieren – sozusagen eine Art aktives Wertemanagement“, so fasste Heike Gruse ihren Job kurz zusammen. Compliance sei immer Teil von der Unternehmensstrategie und -kultur und somit nicht nur eine lästige Pflichtaufgabe zur Haftungsvermeidung. Auch Hartwin Möhrle betonte, es sei wichtig, dass das Thema mit Kultur und Management verknüpft werde. Denn geschehe dies nicht, bleibe die Implementierung aus und es existiere nur ein schönes Schriftstück voller Regeln. Bestenfalls solle die Rechtskultur schon präventiv mit dem Rechtsverständnis zusammengeführt werden. Doch in der Praxis, so berichtete er, sehe es häufig anders aus. Meistens fände Compliance im Unternehmen erst nach Krisenfällen Beachtung, die durch gezielte Vorarbeit hätten verhindert werden können: ein klassisches „Learning the hard way“.

Beide Referenten vermittelten, dass es für Compliance nicht die eine Universal-Lösung gebe, sondern dass sie immer auf das Unternehmen, seine Kultur und die Mitarbeiter-Gruppen abgestimmt werden müsse. Das sei ein Grund, warum es bei der Goldschmidt Thermit GmbH eine differenzierte Compliance Kommunikation gebe. Aktuell sind in der Goldschmidt Thermit Gruppe neben dem Group Compliance Officer (GCO), den lokal verantwortlichen Managern und Geschäftsführern 26 weitere Personen für Compliance zuständig. Diese sogenannten „Compliance Delegates“, die rund 10 bis 20 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Compliance Themen ausfüllen, seien wichtige Sprachrohre und „Multiples“ für den GCO, weil sie mit der Kultur des Landes vertraut sind und entsprechend Schulungen und Trainings vor Ort durchführen.

Werte-Management muss aktiv gelebt werden
Im Vortrag wurde deutlich, dass sich eine Top-Down-Problematik zeige, wenn nur über Compliance geredet, es aber nicht aktiv von den Führungskräften vorgelebt werde. Die Schwierigkeit liege darin, das Thema durch die gesamte Organisation zu bringen. Nur weil das obere Management eine hübsche Kampagne machen wolle, heiße das nicht im Umkehrschluss, dass sich das mittlere Management an diese Leitsätze hielte. Stehe das Unternehmen nicht hinter den Vorsätzen, sei jedes Compliance-System zum Scheitern verurteilt. Gleichzeitig ist Heike Gruse bewusst: „Die meisten Mitarbeiter wissen, was im Unternehmen ok ist und was nicht. Davon muss man ausgehen.“ Deshalb müssten sie ernst genommen werden und dürften nicht verschreckt werden. Wichtig sei für die Mitarbeiter außerdem zu lernen, dass es in ihrer Verantwortung liege, wie Compliance in den Alltag integriert und glaubwürdig gelebt werde. Man müsse sich allerdings auch auf solche Fragen einstellen, wie Möhrle sie erlebt hat: „Und muss ich mich jetzt wirklich daran halten?“

Frischer Wind durch externe Berater
Gegen Betriebsblindheit helfen externe Berater. Möhrle brache sie ins Spiel, die Vorteile eines externen Beraters seien vielfältig. Der Außenstehende habe einen unverstellten Blick und könne Erfahrungen, die er in anderen Unternehmen über Jahre gesammelt habe, miteinfließen lassen und Fehler vermeiden helfen. Doch bestenfalls könne der externe Berater „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Heike Gruse ermuntert: „Compliance ist kein Hexenwerk. Aber manchmal erleichtert eine helfende Hand die Umsetzung.“

Compliance ist keine Modeerscheinung
Zum Abschluss des Gesprächs beleuchteten die Referenten Zukunftsaspekte und durch die Fragen der Teilnehmer entwickelte sich eine rege Diskussion. „Compliance wird uns noch einige Zeit begleiten, es ist ein wichtiges Dauerthema“, so ist sich Hartwin Möhrle sicher.

Vor allem im internationalen Kontext zeichneten sich Herausforderungen ab aufgrund kultureller Unterschiede. Die politische Lage in Russland und China sowie die länderspezifische Rechtsprechung aber auch sprachliche Differenzen seien nur wenige Beispiele, die es zu beachten gelte und die eine länderübergreifende Implementierung erschwerten. „Wenn man sich konsequent an die eigenen Leitsätze halten will, dann muss man auch Verluste in Kauf nehmen können.“ So könne es zum Beispiel passieren, dass Waren länger im Zoll verblieben, wenn keine „Extra-Gelder“ flössen. Jedoch falle ein Unternehmen durch diese stringente Haltung auch positiv auf und könne unterm Strich Gewinne erwirtschaften.

Über die Autorinnen: Astrid Lux und Lorena Steigertahl sind Studentinnen des Masterstudiengangs Communication Management an der Universität Leipzig. Foto: Vivian Weitz, ebenfalls Studentin des Masterstudiengangs Communication Management in Leipzig.

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