Agenturen GPRA-Präsident Kohrs: "Vertrauensindex ist ein Erfolg für den Verband"

Kohrs Uwe A GPRA PraesidentDer Vertrauensindex ist für die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) zu einem validen Kommunikationsinstrument geworden. Seit 2009 erscheinen im halbjährlichen Abstand repräsentative Untersuchungen, die das Ansehen und die Veränderungen im Image ganzer Branchen ausweisen. Der Vertrauensindex sorgt in der Wirtschaft und auf Seiten der Medien für substanziellen Gesprächsstoff. GPRA-Präsident Uwe A. Kohrs (Foto) freut sich über die zunehmend gute Resonanz. Zum einen habe es der Agenturverband geschafft, das Thema Vertrauen glaubwürdig zu besetzen, zum anderen komme man über dieses Thema mit vielen Redaktionen ins Gespräch. Kohrs: „Immer wieder gelingt es uns, auch wichtige Entscheidermedien für die vertiefende Berichterstattung über den Vertrauensindex zu gewinnen. Wenn man bedenkt, welche Berührungsängste von Seiten der Medien gegenüber PR und Kommunikation bestehen, ist das ein echter Erfolg.“ Im Gespräch mit dem „PR-Journal“ nahm Kohrs außerdem Stellung zum Vertrauenseinbruch, den VW in Folge des Dieselgate erlebt. – Wir berichten an anderer Stelle über die Ergebnisse des aktuellen Vertrauensindex.

PR-Journal: Herr Kohrs, Sie haben die Ereignisse in Wolfsburg alleine schon aufgrund der Erstellung des aktuellen Vertrauensindex genau verfolgt. Was denken Sie über die Herangehensweise von VW zur Krisenbewältigung?
Kohrs: Ich bin überrascht, wie getrieben die handelnden Personen von Anfang an gewirkt haben. Schon vom Zeitpunkt an, als die ersten Gerüchte aufkamen, hätte man Zeit gehabt sich vorzubereiten, um eine vernünftige Krisenkommunikation aufzusetzen. Doch mein Eindruck ist, dass man von einer Welle überrollt wurde. Die Pressekonferenz zur Einführung von Manfred Müller als Nachfolger von Martin Winterkorn wirkte wie improvisiert. Von einem Weltkonzern erwartet man etwas anderes.

PR-Journal: Was hätte bei VW denn Ihrer Meinung nach passieren sollen?
Kohrs: Was mir bis heute fehlt, ist eine klare inhaltliche Argumentation, die überzeugt und die Botschaft „wir stellen alles auf den Prüfstand“, kann´s ja nicht wirklich sein. Aus Vertrauenssicht schwierig ist zudem, dass mit CEO Müller und dem neuen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zwei Vertreter des alten Systems die Aufklärung übernehmen sollen.

PR-Journal: Welche Erwartungen richten Sie denn an VW, gerade auch im Hinblick auf die dramatisch geschrumpften Vertrauenswerte?
Kohrs: Aus meiner Sicht, ist hier schnellstens ein klarer Kurs in der Kommunikation nötig, der sich nachhaltig vom larmoyanten Stil der Anzeige zum 25-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung unterscheidet. Fakten sind Trumpf und die müssen wie Kollege Klaus Weise sehr richtig gesagt hat, jetzt erst mal die Ingenieure liefern. Diese dann vertrauensbildend zu vermitteln, wird die Aufgabe der neuen Führung bei VW sein. Es gilt berechenbares, überzeugendes unternehmerisches Handeln zu demonstrieren und Verantwortung zu übernehmen.

PR-Journal: Und nach innen, was muss da geschehen?
Kohrs: Ein wichtiger Aspekt ist für mich dabei, sich wieder stärker auf den gesunden Sachverstand zu verlassen und zu analysieren, was im System schief gelaufen ist. Es ist ja bereits zum Ziel erklärt worden, einen Kulturwandel zu vollziehen und diesen glaubhaft nach außen zu vermitteln. Dies erfolgreich umzusetzen wird Jahre dauern und es wird nur gelingen, wenn der echte Wille im Management vorhanden ist. Von dort bis zum Aufbau von Vertrauen in der Öffentlichkeit ist es dann immer noch ein weiter und steiniger Weg.

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