Am 07. Oktober ging #ThePitch in die zweite Runde. Vier Agenturvertreter kamen in den Planet MID, um sich dem hannoverschen PR-Nachwuchs vorzustellen. Als potenzielle Arbeitgeber präsentierten sich Fink & Fuchs, komm.passion, crossrelations brandworks und JP|KOM. Peter Szyszka, Kommunikationsprofessor an der Hochschule Hannover, begrüßte die rund 70 Gäste und es hieß: „Sie haben 15 Minuten Zeit, um die Zuhörer von Ihrer Agentur zu überzeugen.“

Den Anfang machte Alexandra Groß von Fink & Fuchs, Wiesbaden. Groß findet, dass ein kommunikationswissenschaftliches Studium für PR-Berufseinsteiger kein zwingendes Muss ist; Beraterkompetenzen werden „on the job“ trainiert und die kreativsten Mitarbeiter sind die Quereinsteiger mit unternehmerischer Denke. Fink & Fuchs hat den Slogan „Die Zukunft verstehen“ zum eigenen Antrieb erklärt, um exzellente Kommunikationsdienstleistungen in schnellen Märkten anzubieten. Die Agentur sitzt in Wiesbaden und München, beschäftigt 70 Mitarbeiter und bildet bis zu sieben Volontäre pro Jahrgang aus. „10.000 Stunden braucht man, um ein guter PR-Berater zu sein. Nach fünf Jahren macht es noch einmal ‚Klick‘ und man fühlt sich reif“, sagt Jan Krüger, der die Präsentation von Groß unterstützte.

Als zweites trat das komm.passion-Duo „CEO und Bodyguard“ aus Düsseldorf an. Im obligatorischen „Werbeblock“ präsentierten Alexander Güttler und Patrick Hacker Profil und Philosophie der Agentur mit dem rot-schwarzen Zebra. 70 Mitarbeiter arbeiten an den Standorten Berlin, Hamburg und Düsseldorf. komm.passion ist eine Synthese aus Unternehmensberatung und Kreativagentur mit Schwerpunkten in Public Affairs, Unternehmens- und Markenkommunikation, Marketing sowie Krisen- und Nachhaltigkeitskommunikation. Güttler sucht nach „Schwimmern“ mit Risikobereitschaft, die von Anfang an bereit sind, ins kalte Wasser zu springen und Verantwortung zu übernehmen. Die Agentur bildet neben Volontären auch „Azudenten“ aus, d.h. Studierende können parallel zu ihrer Bachelorarbeit als Trainees arbeiten. Zudem ist komm.passion Partner des Karriereprogramms „dapr-dual“ und ermöglicht ein berufsbegleitendes Masterstudium.

Heimvorteil für PRSH-Kurator Andreas Severin? Der Geschäftsführer von crossrelations brandworks in Düsseldorf eröffnete seine Präsentation mit einem Brief: „Liebe Studis, als wir in Ihrem Alter waren… gab es noch keine brauchbare akademische Kommunikationsausbildung...“ Die Absolventen von heute seien besser ausgebildet denn je. Daher sieht Severin die Arbeitgeber auf der Bewerberseite. Der crossrelations-„Spirit“ kommt in einem Imagefilm zum Ausdruck: Die Agentur wurde 2012 gegründet und beschäftigt 15 Mitarbeiter in Frankfurt und Düsseldorf. crossrelations ist besonders erprobt in Nachhaltigkeit/CSR, Publishing und Issues Management und versteht sich als Partner anspruchsvoller Unternehmenskommunikation, ausgestattet mit vielen Schnittstellen zu anderen Disziplinen. Denn „wer nur etwas von PR versteht, versteht auch gar nichts“. Severins Tipp für Berufseinsteiger: „Spezialisiert Euch, macht Euch einzigartig!“

Jörg Pfannenberg von JP|KOM, Düsseldorf schloss die Pitch-Runde ab und gibt sich des Recruiting- und Nachwuchsproblems der Agenturen bewusst. Die heutigen Nachwuchskräfte seien anders und entsprechen nicht jenen Typen, die von den Agenturen gesucht werden. Pfannenberg will die Wertewelt der Generation Y verstehen. In Jams, Workshops und Meetings werden Wünsche der Mitarbeiter ermittelt und herausragende Konzepte präsentiert. Als besondere Employer-Branding-Maßnahme initiierte JP|KOM „best place to work“. Das Ziel: Zufriedenheit und Commitment der 30 Mitarbeiter steigern. Die Agentur mit Sitz in Düsseldorf, Frankfurt und Berlin bietet ein internationales Arbeitsumfeld sowie finanzielle und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. JP|KOM zählt laut Pfannenberg zu eine der führenden Agenturen für Unternehmens-, Finanz- und B2B-Kommunikation in Deutschland und strebt Exzellenz an: „Bei uns wird da angesetzt, wo andere die Messlatte gelegt haben.“

Im Anschluss an die Pitch-Präsentationen nahmen die Agenturvertreter auf dem Podium Platz und diskutierten über Zukunftstrends, Beraterkompetenzen und Berufseinstiegsqualifikationen. Alle sechs sind sich einig: Klassische PR-Agenturen gibt es nicht mehr, PR und Marketing verschwimmen, das Gewinnermodell von heute sind Kommunikationsagenturen, die disziplinübergreifend arbeiten und integrierte Kommunikationslösungen anbieten. Doch wie müssen die Bewerber von morgen fachlich aufgestellt sein? Suchen Agenturen Generalisten oder Spezialisten? „Ein Berater muss vor allem Spezialist sein. Er muss selbst nicht alles können, aber er muss Prozesse verstehen“, sagt Groß. Jeder Bewerber bringt ein eigenes Stärken-Schwächen-Profil mit. Hacker appelliert an die Studierenden: „Seid ehrlich zu Euch selbst, um Eure Stärken zu finden. Agenturen müssen nicht voll mit Spezialisten sein.“ Die Arbeitgeberwahl sollte letzten Endes zum eigenen Typ passen.

Die Defizite der immer jünger werdenden Bewerber erstrecken sich auf die Bereiche BWL und Allgemeinwissen. Das Podium kritisiert die durch den Bologna-Prozess verschulten Bachelorstudiengänge und die mangelnde Reifezeit. Pfannenberg ermutigt die Studierenden dazu, verspielt zu sein und sich auszuprobieren: „Manchmal muss man woanders hinzielen, wenn man treffen will – wie beim Bogenschießen.“ Die Entscheidung für den Berufseinstieg in eine Agentur sollte bewusst erfolgen. Leute, die sich nicht eigenständig koordinieren oder unter Druck arbeiten können, sind Fehl am Platz. Das größte Learning im Volontariat besteht auch darin, die eigenen Grenzen auszuloten und zu lernen, „stopp“ zu sagen, so Güttler. Gesucht werden Leute, die das lieben, was sie tun.

Das Podium erklärt unisono: Ein Volontariat ist für alle Berufseinsteiger Pflicht - ob kommunikationsspezifischer oder fachfremder Studienabschluss. Was die anwesenden Zuhörer aber gefreut hat: Eine Verkürzung des Volontariats ist in allen vier Agenturen möglich. Ein letzter Rat an die Studierenden? „Tun Sie etwas, woran Sie wirklich Spaß haben und zielen Sie auf die Sterne“, mit diesem Statement von Severin endet #ThePitch.


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