Treiling Lisa Ballhaus WestMal wirklich schön, auf der anderen Seite zu sein. In meinen ersten Monaten bei Ballhaus West bekam ich bereits die Möglichkeit, gemeinsam mit Kollegen Konzepte und Ideen bei Kunden und potenziellen Neukunden zu präsentieren – Agenturdeutsch: zu pitchen! Heute beim PRCC-Sommer Symposium hatte ich die Gelegenheit, Präsentationen von Kollegen anzuschauen – und zu bewerten. Eine wirklich interessante Abwechslung, zumal hochkarätige Präsentatoren sich dem Wettbewerb stellten. Den Anfang machte Frank Schönrock von Grayling. Es folgte Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon. Den Schlusspunkt setzte Susanne Marell, CEO von Edelman.ergo. Ich habe viele Parallelen gesehen. Alle drei haben das Agenturbusiness verkauft, die flachesten Hierarchien und die steilsten Karrierechancen angepriesen. Ich finde aber auch, dass alle drei Präsentatoren es versäumt haben, den typischen Arbeitstag und die unterschiedlichen Bereiche einer Agentur vorzustellen. So war für mich der Superlativ der größte Gewinner von #ThePitch.

Pinke Blumen im „Grayling Garden“

Grayling-Agenturmanager Frank Schönrock moderierte sich durch eine sehr pinke Blumenwiesen-Präsentation, den „Grayling Garden“. Den Hauptfokus legte er auf die Benefits (also Mehrwert) des 18-monatingen Traineeprogramms, die sich tatsächlich mehr als umfangreich anhörten. Mit einem sogenannten „Boarding Pass“ kann ein Trainee zum Beispiel einem internationalem Grayling Büro einen mehrtätigen Besuch abstatten. Nur eine Bemerkung am Rande: Dass bei seiner Präsentation die Technik nicht einwandfrei funktionierte, sorgte durchaus für Erheiterung im Publikum, besonders als an einigen Stellen seltsame Stimmen aus dem Off eingespielt wurden und eine Grayling-Mitarbeiterin vor einem sehr großen Justin Bieber Plakat eingeblendet wurde.

Popp: „Ich will die anderen wegknallen“

Als zweites legte Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon, nach. Von der ersten Minute an war klar: Popp will überzeugen und seine Wettbewerber hinter sich lassen. Bei ihm klang das so: „Ich will die anderen wegknallen“. Diese Flughöhe verließ er dann auch nicht mehr. Wild gestikulierend schritt Popp energisch die Bühne auf und ab und räumte dabei mehrfach fast die Gläser von den Beistelltischen. Warum Ketchum Pleon? Kern des Vortrags und Hauptargument: richtig große und krasse Projekte machen. Dies stellte der PR-Manager beispielhaft an der Kampagne für das Land Bayern zum G7-Gipfel vor, bei dem das Schloss Neuschwanstein angeleuchtet wurde. Can it get any bigger? Ziemlich deutlich im Vergleich zu den zwei anderen machte Dirk Popp auch klar, wen die Agentur haben möchte und wen nicht. Leute ohne gute Ideen oder solche, die nicht rundum „Impact“ für die Kunden generieren, sollten gar nicht erst anklopfen. Aha!

Edelman.ergo mit der interaktivsten Präsentation

Den Abschluss machte Susanne Marell von Edelman.ergo, mit der mit Abstand interaktivsten Präsentation. Zusammen mit Juniorberaterin Kathy Gareis und Berater Danny Schwarze moderierte sie sich souverän, durch eine launige Vorstellung des Agenturalltags. Auch hier wurden schwere Geschütze aufgefahren, was den Fun-Faktor angeht. Angefangen von Snowtube Wochenenden auf der Zugspitze, bis zu Bierpong Turnieren am Freitagabend, konnte einem regelrecht schwindelig werden. Ähnlich wie die Mitstreiter betonte Marell den internationalen Charakter eines Agenturjobs bei Edelman.ergo. Konkretes Beispiel gefällig? Diesen lieferte der mitpräsentierende Berater Schwarze, der dem Youtuber Le Floid sehr ähnlich sah, aber bei Edelman.ergo im Bereich Consumer Technology arbeitet. Er erzählte von Telefonaten mit Mitarbeitern aus ganz Europa.

Bingo-Spiel mit Preisvergabe

Das Edelman.ergo-Trio rundete seinen Beitrag ziemlich gelungen mit der Preisverleihung für ihr Bingo Spiel ab. Bei diesem waren zu Beginn Karten ausgeteilt worden, auf denen Begriffe wie „Pitch“ und „Meeting“ zu lesen waren. Wer als erstes vier Begriffe in einer Reihe ankreuzen konnte, sollte sein Bingo auf Twitter verkünden – natürlich @edelman.ergo. Werbung auf Social Media mitgenommen? Check. Die Gewinnerin bekam tatsächlich eine Reise nach München und ein zweistündiges Coaching in der Agentur bei CEO Susanne Marell. Von der Kostspieligkeit dieses Preises war das Publikum einigermaßen beeindruckt, hatte man doch eher mit einer Flasche Schampus gerechnet. Die bekamen allerdings die Zweit- und Drittplatzierten. Leider half diese „Bestechung“ wie die Konkurrenz vorwurfsvoll murmelte, nicht auf den ersten Platz, diesen sicherte sich Ketchum Pleon. Weggeknallt eben.

Nachwuchs anwerben ist „Serious Business“. Das war spätestens nach den drei Präsentationen klar. Die Pitch-Strategien der drei Bewerber ähnelten sich insofern, dass sie alle sehr darauf ausgelegt waren, das Agenturbusiness als solches zu verkaufen. Alle wiesen auf die zahlreichen Überstunden hin, welche sich aber durch tolle Projekte und besagte Skitage und Barabende ausgleichen würden. Keine der drei Agenturen ging jedoch darauf ein, wie genau ein Arbeitstag bei ihnen aussieht oder welche Bereiche es in einer Agentur gibt. Auch das Kundenprofil und die Einstellung dazu wurde wenig bis gar nicht erwähnt, obwohl dies ja für Bewerber meist durchaus relevant ist. Alle drei überboten sich in ihrer Darstellung der flachesten Hierarchien und steilsten Karrierechancen. Der größte Gewinner von #ThePitch war der Superlativ.

Über die Autorin: Lisa Treiling hat vor wenigen Monaten ihr Studium der Politikwissenschaften absolviert und arbeitet seit drei Monaten für die Berliner Agentur Ballhaus West – Agentur für Kampagnen GmbH.


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