Branche GWPR Index 2023: Care-Arbeit behindert beruflichen Aufstieg von Frauen

Die Global Women in PR (GWPR), ein globales Netzwerk für Frauen, die in der PR- und Kommunikationsbranche tätig sind, hat die Ergebnisse des Jahresindex 2023 veröffentlicht. Das Ergebnis: Kinder oder pflegebedürftige Angehörige sind das größte Hindernis für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen. Weltweit gaben 87 Prozent der Befragten dies an. In Deutschland stimmten sogar 93 Prozent dieser Aussage zu. Bereits zum fünften Mal ermittelt der GWPR Jahresindex die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in Kommunikationsberufen. Die Erhebung zeigt Faktoren, die diesen Fortschritt entweder behindert oder beschleunigt haben.

Laut GWPR Jahresindex gaben 87 Prozent der Befragten an, dass Kinder und pflegebedürftige Angehörige die größten Hindernisse für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen seien. In Deutschland stimmten dieser Aussage 93 Prozent der Befragten zu. (Quelle: GWPR Jahresindex 2023).

Führungspersonal ist männlich

Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Opinium entstand, befragt 560 Frauen in der PR-Branche in 35 Ländern. Die Kommunikatorinnen sind zu gleichen Teilen in Agenturen und Unternehmen beschäftigt. Zehn Prozent der Befragten waren Freelancerinnen. Die aktuelle Umfrage zeigt wiederholt, dass die Mehrheit der Führungspersonen männlich ist. Der Aufstieg von Frauen in Führungspositionen sei nach Ansicht der Befragten in Unternehmen langsamer als in Agenturen. Und das, obwohl über 75 Prozent der Befragten angaben, dass mehr Frauen an der Spitze zu einer Verbesserung der Arbeitsmethoden, der Kreativität und der Produktivität des Unternehmens führen würden.

Belästigung am Arbeitsplatz

Weitere Ergebnisse betreffen die Themen Belästigung und Schikane am Arbeitsplatz. 53 Prozent der Frauen, über alle Hierarchiestufen hinweg, gaben an, bereits an ihrem Arbeitsplatz belästigt worden zu sein. Die häufigste Form war Mobbing, davon zeigten sich weltweit 42 Prozent betroffen, mit 33 Prozent sind es in Deutschland etwas weniger. Am zweithäufigsten gaben die Befragten Machtmissbrauch (global: 39 Prozent; national: 28 Prozent) an. Darunter fallen Überforderung, Beanspruchung der persönlichen Zeit sowie überlange Arbeitszeiten. Am dritthäufigsten wurde die persönliche Belästigung genannt. Die meisten Frauen, die über Belästigungen berichteten, sind in mittleren oder höheren Positionen tätig. 

Flexibles Arbeiten hilft nicht beim Aufstieg

Eine weitere Erkenntnis der Umfrage: Flexibles Arbeiten bringt nicht unbedingt mehr Frauen in die Führungsetage. Die Umfrage ergab, dass eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, zwar das psychische Wohlbefinden sowie die Bewältigung von Betreuungsaufgaben positiv beeinflussen, aber die Karriere davon nicht vorangetrieben würde. Als mögliche Gründe für den ausbleibenden Frauen-Aufstieg in der PR werden das Fehlen von Maßnahmen, die auf flexible Arbeitszeiten zugeschnitten sind, angegeben, sowie verschiedene Formen der Belästigung oder Schikanen am Arbeitsplatz, Altersdiskriminierung und Vorurteile gegenüber Frauen mit Kindern.  

Deutschland liegt im globalen Durchschnitt

Kunze Cornelia GWPRCornelia Kunze (Foto), Vorsitzende des deutschen Chapter GWPR, kommentierte: „Die Ergebnisse in Deutschland liegen auf demselben Niveau wie die globalen Durchschnittswerte. Schikanen und Belästigungen scheinen hierzulande jedoch weniger an der Tagesordnung zu sein. Wir nehmen dieses Stimmungsbild ernst, auch wenn mittlerweile mehr Führungspositionen an Frauen vergeben werden. Die wahrgenommenen Belastungen und Diskriminierungen sind auch im Kontext unseres kulturellen Umfelds zu sehen. Es gab sehr viele Herausforderungen und Veränderungen in den letzten Jahren. Frauen sehen, dass die Doppelbelastung für sie nicht abgenommen hat.“

Der vollständige Jahresindex 2023 steht auf der GWPR-Website zum Download  zur Verfügung.