Medien Mediaanalysen von IVW und agma: Woche der Wahrheit für die Medien

Für die deutschen Medien ist die 30. Kalenderwoche so etwas wie die Woche der Wahrheit. Binnen zwei Tagen veröffentlichten die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW), Berlin, und die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) ihre Zahlen zu den Auflagen und Reichweiten. Die agma gab in der ma 2015 Pressemedien II die Reichweiten von 156 Zeitschriften, zwei Zeitungssupplements sowie die des Lesezirkels bekannt und in der ma 2015 Radio II die Reichweiten von 101 einzelnen Hörfunksendern und ebenso vielen Vermarktungskombinationen. Das Fazit: Fast alle Printmedien verlieren, nur im Bereich Radio gelang es knapp 50 Prozent der werberelevanten Sender Hörer hinzuzugewinnen.

IVW
Die große Mehrheit der Printtitel leiden laut IVW unter sinkenden Verkaufsauflagen. Die überregionalen Titel wie „Spiegel“, „Bild“ und Welt“ verlieren deutlich. Selbst die fünf Platzhirsche in Sachen TV-Programm mit einer Auflage von über einer Million „TV 14“ (2,35 Mio.), „TV Digital“ (1,70 Mio.), „TV direkt“ (1,12 Mio), „TV Movie“ (1,11 Mio) und die „Hörzu“ (1,08 Mio) verzeichnen im 2. Quartal 2015 sinkende Auflagen im Vergleich zum 2. Quartal 2014. Das einzige Medium mit Millionenauflage (1,03 Mio), das zulegen konnte, ist das Magazin „Landlust“.

Was für die Zeitschriften ermittelt wurde, gilt auch für die deutschen Regionalzeitungen. In Berlin, wo die Konkurrenz unter den Titeln wohl am größten ist, hat keine Zeitung mehr eine verkaufte Auflage von über 100.000 Exemplaren. Abonnements und Einzelverkäufe summieren sich bei beim Berliner Marktführer „B.Z.“ auf 98.313 Stück. Platz zwei belegt „Der Tagesspiegel“, Platz 3 die „Berliner Zeitung“. Alle mussten Verluste hinnehmen, „Der Tagesspiegel“ mit minus 0,2 Prozent noch am geringsten. Einen ausführlichen Überblick über die Regionalzeitungen in Deutschland bieten „Meedia.de“ und „dwdl.de“.

agma
Eine wichtige Information vorweg. Die agma arbeitet mit neuen Zahlen, so dass ein Vergleich mit vorherigen Veröffentlichungen zu den Reichweiten nur eingeschränkt möglich ist. Der Grund liegt im neuen Mikrozensus. So basieren die neuen Erhebungen der agma zu den Reichweiten für Radio, Tageszeitungen und Publikumszeitschriften erstmals auf den Daten der neuen amtlichen Bevölkerungsstatistik. Demnach leben in Deutschland ca. 1,8 Prozent weniger Menschen (deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre) als bislang angenommen.

Radio: Die ma 2015 Radio II wurde in dreierlei Hinsicht methodisch optimiert: Sie basiert (wie ab sofort alle Media-Analysen) auf der neuen amtlichen Bevölkerungsstatistik. Zudem wurden erstmals auch Interviews am Handy durchgeführt. Überdies wurde die Anzahl der Interviews in der Zielgruppe der 20 bis 49-Jährigen aufgestockt.

„Radio erweist sich erneut als verlässlicher, stabiler Werbeträger“, betont Dieter K. Müller, Vorstand Radio der agma. Weiter sagte er: „Die durchschnittliche Hördauer der Bevölkerung bleibt mit 190 Minuten auf exakt demselben hohen Niveau wie in der letzten ma Radio. Die Verweildauer, also die Nutzungsdauer derjenigen, die Radio hören, liegt bei über vier Stunden täglich und steigt sogar noch leicht an – von 242 auf 245 Minuten.“

Zeitschriften: Einige generelle Ergebnisse zu den Reichweiten: 90 Prozent der über 14-Jährigen lesen Publikumszeitschriften. Damit erreichen die 156 in der aktuellen ma ausgewiesenen Titel pro Erscheinungsintervall 62,3 Millionen Leser. Acht Titel (genau: 7,98) lesen die Menschen im Durchschnitt (Basis: WLK Weitester Leserkreis). Die meisten Zeitschriften lesen Frauen (9,1 verschiedene Titel), die Zielgruppe 40 bis 49 Jahre (8,7) und Akademiker (8,6 Titel).

Die meistgelesene Gattung ist nach wie vor die Programmpresse – deren 18 ausgewiesene Titel eine Gesamtreichweite von 58,4 Prozent erreichen. Die 17 Aktuellen Zeitschriften und Magazine, erreichen 43,2 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren. Die Motorpresse (zehn Titel) kommt auf 28,3 Prozent Reichweite, fast ebenso viele Menschen lesen die 32 wöchentlichen Frauenzeitschriften (27 Prozent).

Tageszeitungen: Was die ermittelten Reichweitenverluste angeht – eingedenk des Bevölkerungsrückgangs - so sind laut „Meedia.de“ Publikumszeitschriften und Radiosender noch glimpflich davon gekommen. Sehr viel härter traf es die Tageszeitungen. Laut „Meedia.de“-Redakteur Jens Schröder litten vor allem die überregionalen Titel und die Boulevardblätter deutlich. Die „Hamburger Morgenpost“ verzeichnete Verluste von 21,5 Prozent.

Weitere Informationen zu den Daten von IVW und agma finden sich auf den jeweiligen Websites. Darüber hinaus bieten „Meedia.de“ und „dwdl.de“ detaillierte Analysen zu den erhobenen Verbreitungs- und Reichweitendaten.

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