Medien Hattrick für „Bild“ – gleich drei Rügen durch den Presserat

Der Deutsche Presserat hat „wegen schwerer Verstöße gegen den Pressekodex“ insgesamt drei öffentliche Rügen ausgesprochen. Adressaten waren ausschließlich Medien der Marke „Bild“. In der Kritik stand deren Berichterstattung über den Amoklauf in München und über eine Messer-Attacke in einem Dortmunder Kaufhaus.

Fotos ohne Einwilligung der Hinterbliebenen veröffentlicht

„Bild am Sonntag“ erhielt eine Rüge für die Berichterstattung „Wurden sie in den Tod gelockt?“ Zu sehen war eine Bildergalerie mit Porträtfotos von Opfern. Eine weitere Rüge erhielt „Bild Online“ für den Beitrag „Das sind die Opfer des Amoklaufs“, der ebenfalls Opferbilder enthielt. Der Ausschuss kritisierte, dass beide Veröffentlichungen Fotos zeigten, die ohne Einwilligung der Hinterbliebenen veröffentlicht worden waren. Einige Opfer waren minderjährig. Dies sei ein schwerwiegender Verstoß gegen den Kodex, nach dem die Identität von Opfern besonders zu schützen sei.

Unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt

Für die Veröffentlichung eines Videos einer Messer-Attacke in einem Dortmunder Kaufhaus erhielt "Bild Online"eine öffentliche Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Ziffer 11 des Pressekodex. Der Beitrag unter der Überschrift „Brutale Messerattacke auf Video aufgenommen“ zeigt den Handymitschnitt eines Passanten, auf dem das Opfer zu sehen ist, wie es mit einem Messer im Rücken blutend auf dem Boden liegt. Diese Passage wurde sogar mehrfach wiederholt. Im Hintergrund sind die Schreie einer Frau zu hören. Die Berichterstattung hält der Beschwerdeausschuss für eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt.

Neben den drei Rügen sprach der Presserat zwölf Missbilligungen aus. Die Berichterstattung über den Amoklauf in München und die Terroranschläge von Würzburg, Istanbul und Nizza spielte auch hier eine wichtige Rolle.

In der Übersicht der in 2016 bisher erteilten 23 öffentlichen Rügen führt „Bild Online“ unangefochten mit sieben Rügen, gefolgt von „Bild am Sonntag“ und „Focus Online“ mit je zwei Rügen.