Piwinger Manfred querEinen Blick zurück in vergangene Zeiten wirft „PR-Journal“-Autor Manfred Piwinger (Foto). Als damaliger Initiator öffnet er sein Archiv und erinnert er an die Projektgruppe „Theoretische Grundlagen der PR in Deutschland“, die sich im nordrhein-westfälischen Landesverband der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) im Jahr 1982 zusammengefunden hatte. Ziel der Projektgruppe, die von Piwinger geleitet wurde, war es, an der Erweiterung der beruflichen und theoretischen Kenntnisse von PR-Schaffenden wissenschaftlich zu arbeiten. Grundlagen der Kommunikationswissenschaft waren seinerzeit noch wenig erforscht, und es fehlte auch an entsprechender Literatur. Der erste Lehrstuhl für PR wurde erst 1994 in Leipzig eingerichtet. Insofern war die Gründung der Projektgruppe vor zwölf Jahren auch ein Akt der Selbsthilfe. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: Die Gruppe traf sich regelmäßig persönlich und tauschte sich über Fachbücher aus – ohne Internet, ohne E-Mails und ohne Social Media. Und dennoch bediente sie sich einer ungewöhnlichen Methodik.

Die Arbeitsweise der Projektgruppe unterschied sich gravierend von dem Bekannten und wurde intern als „Reading“ bezeichnet. Konkret hieß dies: Jeder Teilnehmer war verpflichtet, zu dem jeweils anstehenden Thema ein bis zwei Bücher zu lesen und schriftlich zu rezensieren. Das war die notwendige Eintrittskarte zu den Treffen der Projektgruppe. Eine Literaturliste wurde von dem Leiter der Projektgruppe vorgegeben. Die übliche Teilnehmerzahl belief sich auf etwa zwölf Personen; insgesamt gehörten zur Gruppe 18 bis 20 Personen. Nach dem mündlichen Vortrag der Rezensionen folgte stets ein reger Gedankenaustausch, der sich zeitweilig bis in den späten Abend hinzog und von allen Teilnehmern auch im Nachhinein als sehr gewinnbringend angesehen wurde. Pro Sitzung wurden auf diese Weise 15 bis 18 Titel vorgestellt und ausgewertet. Innerhalb der DPRG war die NRW-Projektgruppe die erste und bisher einzige, die dauerhaft bestand, nämlich 20 Jahre bis in das Jahr 2002 hinein.

„PR-Kolloquium“
Ab dem Jahr 1989 begann die Projektgruppe damit, einige Ergebnisse ihrer Arbeit in einer eigenen Veranstaltungsreihe, dem „PR-Kolloquium“, nach außen zu tragen. Es fanden in der Landesgruppe NRW zehn öffentliche Veranstaltungen statt, die immer gut besucht waren. Im Anschluss an jede Veranstaltung wurde ein Themenheft an alle Mitglieder des Landesbandes NRW verteilt. Viele Kollegen haben diese Themenhefte heute noch in ihrem Schrank stehen und greifen fallweise darauf zurück.

In der Projektgruppe behandelte Themen:

  • Ethik, Wertewandel – 27.Januar.1982
  • Sichtung u. Besprechung wichtiger PR-Literatur – 07. Mai 1984
  • Theorie der Meinungsbildung – 25. Juni 1984
  • Theorie des Vorurteils – 23. Oktober 1984
  • Stereotype und Vorurteile – 22. Januar 1985
  • Witz und Humor – 30. Juli 1985
  • Propaganda, Sprache als Waffe – 22. November 1985
  • Klatsch, Tratsch, Gerüchte – 20. Juni 1988
  • Image Teil 1: Grundlagen der Imageforschung – 05. Oktober 1988
  • Image Teil 2: Methoden u. Instrumente der Imageanalyse – 28. November 1988
  • Einstellung vs. Verhalten – 16. November 1989
  • Symbole – 09. Mai 1990
  • Skandale – 17. September 1990
  • Auseinandersetzung mit dem Kommunikationsbegriff – 30. April 1991
  • Wahrnehmung – 14. Mai 1992
  • Rhetorische Kommunikation – 11. Dezember 1992
  • Stimmungen – 07. August 1996
  • Impression Management – 18. August 1997

In der Schriftenreihe PR-Kolloquium sind folgende Themenhefte erschienen:

  • Heft 1 (1990) Wolfgang Niehüser: Imagebedrohung – Strukturen und Funktionen indiskreter Kommunikationsformen.
  • Heft 2 (1990) Bernd Six: Schwierigkeiten der Verhaltensvorhersage – Wirkungszusammenhänge in einer komplexen Beziehung.
  • Heft 3 (1991) Manfred Piwinger, Wolfang Niehüser: Skandale – Verlauf und Bewältigung.
  • Heft 4 (1992) Eugen Buß: Propagada. Anmerkungen zu einem diskreditierten Begriff.
  • Heft 5 (1994) Manfred Piwinger, Wolfgang Niehüser: Formen symbolischer Kommunikation. Ihre wichtige Rolle im Verständigungsprozess.
  • Heft 6 (1995) Reinhold Bergler: Sympathie und Kommunikation.
  • Heft 7 (1996) Manfred Piwinger, Wolfgang Niehüser: Stimmungen. Ihr Einfluß auf Wahrnehmungs- und Verstehensprozesse.
  • Heft 8 (1998) Manfred Piwinger, Helmut Ebert: Impression Management. Zur Selbstdarstellung von Personen und Institutionen.
  • Heft 9 (2001) Helmut Ebert, Manfred Piwinger: Kommunikation in der Geschlechterrolle. Einblicke in Ursachen und Wirkungszusammenhänge.
  • Heft 10 (2002) Manfred Piwinger, Helmut Ebert: Vorfeldkommunikation. Ein Plädoyer für einen Paradigmenwechsel. Kommunikationserfolg hat eine Vor-Geschichte.

Personen, die durchgängig oder zeitweilig in der Projektgruppe mitgearbeitet haben:

Jörg Pfannenberg, Ludwig Schönefeld, Dr. Rainer Otte, Dr. Ulrich Kirsch, Marie Therese Junkers, Dr. Bernhard Exner, Barbara Clever-Randak, Dr. Wolfgang Niehüser, Inge Brühl, Monika Breuer, Prof. Eugen Buß, Jörg Christoffel, Joachim Dröse, Peter Figge, Matthias Gawel, Dr. Peter Gerlach, Reinhild Hausmann-Elter, Horst W. Kleindiek, Michele Lacroix, Udo Pini, Gert P. Spindler, Heinz Vinkenflügel, Udo Seidel, Kurt Georg Wadehn, Jürgen Struck, Joachim Dröse, Bernhard Heider, Prof. Bernd Six, Werner vom Hoff, Holger Tremel, Josef Leis, Gerhard Pfeffer, Ulrich Opherk, Dr. Heinz Flieger, Dr. Diekow, Wolfang Ludemann, Beate Fuhrmann, Martina Faßbender, Kathrin Siepe, Dr. Ellen von Itter, Prof. Helmut Ebert.


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