Gress ContinentalAls das „manager magazin“ Ende Februar 2015 online und im März-Heft über einen neuen Compliance-Kodex berichtete, der vom Arbeitskreis Corporate Compliance der deutschen Wirtschaft verabschiedet worden war, löste das in der Fachöffentlichkeit PR und Kommunikation zunächst großes Rätselraten aus. Niemand wusste so recht, was das sollte und wer eigentlich dahinter steckte. Branchenexperte Wolfgang Griepentrog kommentierte am 23. Februar im „PR-Journal“: „Als hätten wir nicht schon genügend Compliance-Regeln und als gäbe es nicht den Deutschen Kommunikationskodex.“ Alsbald stellte sich heraus, dass der Arbeitskreis Corporate Compliance der deutschen Wirtschaft, der den „Kodex für die Medienarbeit von Unternehmen“erarbeitet hatte, ausschließlich aus Compliance-Verantwortlichen besteht, die im Institute for European Affairs e.V. (INEA) organisiert sind. Das rief viel Kritik hervor. Das „manager magazin“ fragte im April nach und bat die PR- und Kommunikationschefs großer deutscher Konzerne um eine Stellungnahme. Die behielten nur mühsam die Contenance, wiegelten ab und betonten, das neue Regelwerk enthalte keine Aspekte, die nicht schon im Kommunikationskodex oder eigenen Compliance-Vorschriften berücksichtigt worden seien. Besonders deutlich wurde dabei Felix Gress (Foto), der Sprecher von Continental. Gegenüber dem „manager magazin“ sagte er: „Das INEA-Papier enthält auf den ersten Blick nichts, was nicht schon über den Deutschen Kommunikationskodex ausreichend geregelt und breit akzeptiert wäre. Mir scheint, hier wird aus Raiders Twix - und sonst nix."

„Abseits der operativen Nöte für sauberen Umgang miteinander“, so das „manager magazin“ in einer Nachbetrachtung, wollten die Compliance-Experten unter sich bleiben. Nicht ganz unschuldig daran dürfte der Vorsitzende des Arbeitskreises und des Instituts INEA gewesen sein: Jürgen Gramke. Zur Erinnerung: der war von 1978 bis 1994 Verwaltungschef des Kommunalverbandes Ruhrgebiet und Mitgründer sowie Koordinator des Initiativkreises Ruhrgebiet. Später im Jahr 1994 war er dann als SPD-Mitglied für drei Monate Minister für Wirtschaft und Technologie des Landes Sachsen-Anhalt.

Kritik allerorten
Der Vorsitzende des Deutschen Rats für Public Relations, Günter Benetele, kritisierte Papier und Vorgehen des Arbeitskreises ebenfalls scharf. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 24. April in Berlin über die Beziehung zwischen Journalisten und Kommunikatoren sagte er: „Es war Jürgen Gramke, der mit diesem Kodex an die Öffentlichkeit gegangen ist, als PR-Aktion für sich und sein Institut, das auch Beratung anbietet im Bereich Compliance. Die Kommunikationschefs waren nicht involviert.“

Und die nahmen nun gegenüber dem „manager magazin“ Stellung. Lesen Sie dort unter der Überschrift „Wie die Großkonzerne auf Medien Einfluss nehmen wollen - und wie gerade nicht“ die einzelnen Kommentare.


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