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Bilder von uns und denen

Die Bilder sind meist verwackelt und unscharf: sie zeigen eine Art Fischtrawler, überfüllt mit Menschen im sonnenblauen Meer Süd-Griechenlands. Niemand weiß genau, wie viele Menschen der überfüllte Kahn mit sich zog – es müssen Hunderte gewesen sein, glaubt man den wenigen Überlebenden und den Bildern der Küstenwache, die tatenlos zusah. Die Namen der Opfer werden unbekannt bleiben, eine Passagierliste haben die Schlepper, die solche Boote befüllen sicherlich nicht geführt. Tausende Angehörige werden nicht wissen, was passiert ist. Nur Gerüchte werden bleiben und für die Verwandten eine ewig nagende Ungewissheit. Die Passagierliste des privaten Tauchbootes „Titan“ kennen wir dagegen ganz genau.

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Die Instagram-Screenshots zeigen mit KI erzeugte Bilder von Merkel, Obama, Dumbledore oder Lord Voldemort, die plötzlich witzig und real erscheinen. Ist die Irritation komplett, wächst die Versuchung, den eigenen Augen zu trauen. (Screenshots: Instagram)

AI-Fotos: Wir kommen der Wirklichkeit näher…

Stoßen wir mit KI in eine neue Dimension vor? Ja, aber wohin führt uns das? So oder so ähnlich lautet die Frage, die in so vielen Teeküchen und Talkshows diskutiert wird. Auf diese sehr theoretische Frage beginnt die Praxis Antworten zu geben: Auf Instagram lassen sich die Arbeiten diverser „AI-Artists“ verfolgen, die in atemberaubender Schnelligkeit neue Bilderwelten schaffen, die unsere Wahrnehmung maximal herausfordern. Merkel und Obama tanzen in der New Yorker U-Bahn, Dumbledore und „der, dessen Namen nicht genannt werden darf“ posieren auf der 5th Avenue: Bekannte Figuren in anderen Körpern und neuen Rollen, inszeniert vom AI-Künstler Julian van Dieken. Plötzlich ist die Irritation komplett, wächst die Versuchung, den eigenen Augen zu trauen.

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Diesen Kampf hat er sich gewiss nicht ausgesucht: Ein ukrainischer Panzersoldat, aufgenommen in Bachmut.
Foto: Serhii Nuzhenko/via REUTERS - aus: sueddeutsche.de

Im Osten nichts Neues

Es sind die Augen des Mannes, die den Betrachter nicht loslassen. Müde glühend schauen sie in die Kamera. Sie erzählen, was sie im urkrainischen Bachmut sehen: das Grauen des Stellungskrieges, dass die Seele verbrennt.
Letzte Woche stand die Filmcrew von „Im Westen nichts Neues“ stolz und gestriegelt auf der Bühne Hollywoods und nahm ihre verdienten Oskars in Empfang. Ihr Film öffnet die Tür einen Spalt, hinter der das Grauen des 1. Weltkriegs lauert. Der Zuschauer wird mitgenommen auf eine Reise vom nationalistischen Taumel in den Abgrund des Grabenkrieges. Der Film leistet das, was ein Kunstwerk leisten kann, aber der Krieg bleibt Fiktion.
Im Gesicht des jungen, unbekannten Panzersoldaten in Bachmut spiegelt sich die Wirklichkeit des Kampfes und die Rückkehr eines Albtraums nach Europa: der Alptraum des kriegerischen Nationalismus. Putins fiebrige Visionen eines Großrussland treffen auf den verbissenen Widerstandswillen eines Volkes, seines Präsidenten und seiner Verbündeten. Auch wenn klar ist, wer Angreifer und wer Verteidiger ist: Jeder Nationalismus ereifert sich, stilisiert Opfer, Leid und Zerstörung zu Heldentaten. Und doch bleiben am Ende nur Opfer, Leid und Zerstörung.

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Der Avatar von „PR-Journal“-Kolumnist Jost Listemann. (Quelle: Pixelcut/Jost Listemann)

Mein Avatar und ich

Guten Tag,
darf ich vorstellen: mein Avatar! Für 7,00 Euro hat mir eine KI-App aus ein paar Handyfotos diese Bilder errechnet. Ich bin geschmeichelt: mal sehe ich aus wie ein frisch geduschter Geschäftsmann, mal wie ein früh ergrauter Intellektueller. Nicht mehr lange, und dieser Avatar wird sich bewegen und mit meiner gesampelten Stimme per ChatGPT auch noch Ihre Fragen beantworten. Aber werden Sie mir / ihm Glauben schenken? Und was ist, wenn mein Avatar besser rüberkommt als ich – nicht verschnupft, verärgert oder unachtsam ist. Immer geschmeidig, leistungsbereit, kommunikativ? Kann ich endlich ausschlafen, während mein Avatar die achtstündige Videokonferenz übernimmt, oder schmeißt er mich gleich ganz raus? ChatGPT ist erst der Anfang und die entscheidende Frage lautet doch: Können wir morgen noch unseren Augen trauen?

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Die mediale Mobilisierung scheint gelungen. Das Bild des Fotojournalisten Marius Michusch vermittelt die Botschaft: Der Braunkohlebergbau zerstört und der Staat steht Wache. (Screenshot: Twitter)

Lützerath: Ein medialer Plot ohne Happy End

Am Ende konnten sie die Emotionen nicht mehr einfangen, die sie selbst geschürt haben: Aus dem Kampf um die besten Bilder wird in Lützerath eine Schlammschlacht mit der Polizei. Der mediale Plot der Klimaschützer hat kein Happy End mit schönen Bildern vom friedlichen Protest – im Gegenteil.
In Lützerath haben RWE und der Staat alles so gemacht wie immer: Bewohner abfinden, Dörfer abbaggern, fertig. Ein Viertel der deutschen Chemieindustrie und ein großer Teil der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens befindet sich in einem Umkreis von 100 Kilometern: Wähler, Wohlstand, Arbeitsplätze, da müssen Opfer gebracht werden. Aber den Protestierenden geht es nicht um Dörfer, Heimat oder Arbeitsplätze – es geht um die symbolische Aufrüstung in einem gesellschaftlichen Konflikt: Wie viel weitere Umweltzerstörung ist noch gerechtfertigt, und wer bezahlt den Preis dafür?

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