Die Folgen der Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie in Bayern und einigen Nachbarländern sind verheerend. Existenzen und Gebäude sind zerstört, viele Menschen trauern um Verwandte und Freunde. Es wird Monate oder Jahre dauern, bis die Schäden behoben sind. Wunden und Narben werden bleiben. Wie in jeder Krise können und sollten sich Unternehmen jetzt als gute Bürger der Gesellschaft zeigen. Die Betonung liegt dabei auf „gute Bürger“ als empathischer und menschlicher Teil der Gemeinschaft. Und weniger auf „zeigen“. Gastautor Daniel Silberhorn begründet das in seinem Fachbeitrag.

Wichtig ist jetzt, schnell und unbürokratisch zu „machen“ – und nicht gleich dafür Publicity zu suchen. Wenn die Deutsche Bank verkündet, dass sie 500.000 Euro gespendet hat, stößt das bei manchen schon wieder auf Naserümpfen mit Hinweis auf die generelle Investitionspolitik der Bank.

Kompetenz von Mensch zu Mensch jetzt besonders gefragt

Positiv kommt dagegen an, wenn die Heimwerkerkette OBI in den betroffenen Regionen Schaufeln und anderes Material kostenlos an Hilfsorganisationen abgibt: Pragmatisch, authentisch und vor allem unmittelbar nützlich. OBI ist damit in bester Gesellschaft: Auch andere Baumärkte wie Toom und Bauhaus haben Aktionen gestartet, Supermärkte und Discounter helfen mit Lebensmittelspenden. Die Hotelgruppe HRS bietet vergünstigte Konditionen an. Haribo stellte ein Zentrallager als Unterkunft für Betroffene und Einsatzkräfte zur Verfügung und sammelte Sachspenden. Die Krankenkasse Barmer hat ihre Filiale in Wuppertal kurzerhand nach draußen verlegt. Mitarbeiter empfangen und beraten Kunden an einem Stehtisch. Die Daumenregel: Spenden sind gut und wertvoll, aber die eigene Kompetenz von Mensch zu Mensch ist jetzt besonders gefragt.

Dabei muss es nicht spektakulär sein: Es genügt oft, die eigene Leistung kulant und unkompliziert bereitzustellen. Und beispielsweise als Krankenkasse nicht auf einer aktuellen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für die Fortzahlung des Krankengeldes zu bestehen. So etwas entlastet die betroffenen Menschen. Die Lage ist schwierig genug, Unternehmen sollten alles tun, um sie etwas einfacher zu machen.

Für Nachfragen ist später noch Zeit

Gerade in den betroffenen Regionen ist es wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Angehörige emotional, tatkräftig und finanziell zu unterstützen; für Fragen ist später auch noch Zeit. Und ihnen im Alltag den Raum zu geben und Verständnis zu zeigen, wenn sie mit dem Kopf bei ihrer Familie sind. Außerdem sollten es die Unternehmen ermöglichen, dass hilfsbereite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit anpacken können, um die Schäden zu reparieren. Für viele ist das ein solidarisches Bedürfnis, muss aber mit Blick auf Sicherheit, Gesundheit und Bedarf gemäß den Angaben der Behörden geschehen.

Über die unmittelbare Situation hinaus ist spätestens jetzt aber auch noch etwas anderes gefordert: Noch mehr ernsthafte Bemühungen, um den Klimaschutz in Deutschland deutlich zu erhöhen. Da der Klimawandel solche Flutkatastrophen wie in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern eben auch in Zukunft in unseren Regionen wahrscheinlicher macht, steigt die Erwartung daran, ihn wirkungsvoll zu begrenzen. Und diese Erwartung wird derzeit besonders deutlich formuliert. Unternehmen müssen Teil der Lösung sein, weil das als Teil ihrer Verantwortung für die Gesellschaft gesehen wird. Verantwortungsvoll handeln ist die beste PR.

Mein Appell: Liebe Unternehmen, packt an! Es gibt immer was zu tun.

Über den Autor: Daniel Silberhorn, Associate Director Corporate Communications bei FleishmanHillard Deutschland, ist für das Thema Sustainability und CSR verantwortlich. Er hat 15 Jahre Erfahrung in der Beratung namhafter nationaler und internationaler Unternehmen verschiedener Branchen. Silberhorn ist Vorstandmitglied der International Public Relations Association (IPRA) und Juror der Golden World Awards. Nebenbei unterrichtet er an der Universität Erfurt Global Communications und ist regelmäßig Gastdozent für Sustainability und Krisenkommunikation an Universitäten in Lissabon und Barcelona.


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