Autoren-Beiträge Autorinnenbeitrag: Vier Musts nachhaltiger Kommunikation

Nachhaltige Kommunikation – was ist das eigentlich? Ich verstehe darunter die Art von Kommunikation, die nachhaltige Unternehmen nutzen sollten, um ihre Marke und Produkte erfolgreich an die definierten Zielgruppen zu kommunizieren. Es geht hierbei nicht um die vermeintlich nachhaltige PR von nicht-nachhaltigen Konsumgütern, allgemein auch als Greenwashing bekannt. Sich nur einen grünen Anstrich zu geben, wird nie dauerhaft effektiv sein und demnach auch nicht die folgenden vier Musts nachhaltiger Kommunikation erfüllen.

Geraldine Kahl von Awake über Dos und Don’ts nachhaltiger PR (© Lena Scherer)

1. Seid ehrlich, seid echt, seid ihr selbst!

Authentizität im Sinne von Echtheit und Ehrlichkeit sind Key. Nachhaltige Unternehmen müssen in Sachen Kommunikation niemandem etwas vormachen. Zeigt das, was ihr habt, was ihr könnt und was eben noch nicht. Kunden, Medien und Meinungsbildner werden es danken. Stichwort: Fehlerkultur! Gerade im Nachhaltigkeitsbereich ist es wichtig, Fehler und Schwachpunkte einzugestehen und offen zu kommunizieren. 

Seien wir ehrlich: Welches Unternehmen, das Konsumgüter verkauft, ist schon zu 100 Prozent nachhaltig? Genau, keines. Fehler einzugestehen und öffentlich zugeben zu können, dass man noch lange nicht dort ist, wo man gerne wäre, ist ehrlich und authentisch. Es schafft Glaubwürdigkeit. 

Nachhaltigkeit ist nichts Statisches, es ist und bleibt ein Weg. Das gibt beispielsweise auch der Denim Spezialist Dawn in Interviews immer wieder offen zu. Erst kürzlich antwortete Co-Founder Marian van Rappard im Mode-Fachmedium „The Spin Off“ auf die Frage, warum Dawn von sich behaupten könne, nachhaltig zu sein: „We cannot. Sustainability is a journey, a long and sometimes steep climb.“ 

2. Worten müssen Taten folgen

Neben all der Authentizität und Ehrlichkeit gegenüber Kunden, Medien und Meinungsbildnern ist es außerdem wichtig, erreichte Meilensteine zu kommunizieren. Denn: Nachhaltigkeitskommunikation und Nachhaltigkeitsleistung müssen zusammenpassen. Ziele, geplante Meilensteine, erreichte Erfolge, aktuelle Projekte – nachhaltig interessierte Stakeholderinnen und Stakeholder lechzen geradezu nach relevanten Inhalten und Backgroundinfos aus dem Unternehmen. Wirtschaftspresse, Fachmedien und auch die eigenen Social-Media-Kanäle eignen sich ganz wunderbar, um Fachkompetenz zu zeigen und zudem verständliches Beweismaterial für die eigenen Bemühungen zu liefern. 

Nachhaltigkeit darf dabei unbedingt mit Zahlen und Fakten messbar gemacht werden. So verspricht zum Beispiel die klima- und ressourcenpositive Heimtextilmarke Kushel, der Natur mehr Ressourcen zurückzugeben als für die Herstellung der Produkte benötigt werden. Um sich selbst zu überprüfen, errechnete das Hamburger Start-up zusammen mit dem unabhängigen Experten „Klimapatenschaft“ die Einsparung von CO2-Emissionen und Trinkwasser bei der Produktion ihrer Handtücher und kam dabei auf 90 Prozent an Trinkwasser und 50 Prozent an CO2-Emissionen gegenüber einem „normalen“ Handtuch. Zahlen, die überzeugen. 

Ein weiteres Beispiel ist die Fair-Fashion-Brand Jan 'N June, die in ihre Hangtags QR-Codes einarbeitet, welche beim Scannen Auskunft über Inhaltstoffe, Produktionsschritte und Zertifizierungen eines Produkts geben, sodass Kunden die Herkunft ihres Kleidungsstücks nachvollziehen können. 

Das alles schafft Transparenz, Aufklärung und Vertrauen – die Grundpfeiler nachhaltiger Kommunikation. Und dabei gibt es noch so viel mehr zu erzählen. In ganzheitlich nachhaltigen Unternehmen liegen zahlreiche Geschichten, die von PR-Agenturen nur noch richtig erzählt werden müssen.

3. Better be prepared!

Nachhaltigkeit ist zu einem Buzzword geworden, das in den letzten Jahren sehr überstrapaziert wurde. Aktuell ist gefühlt alles nachhaltig – oder wird zumindest so angepriesen. Die Folge: Nachhaltigkeit verwässert und verliert an Glaubwürdigkeit. Dementsprechend werden Nachhaltigkeitsversprechen, vor allem von deutschen Kunden und Medien, aktuell oft kritisch hinterfragt. Das verstärkt sich noch, wenn die zwei oben genannten Punkte in der Kommunikation nicht konsequent erfüllt sind. 

Was heißt das für die PR? You better be prepared! Nachhaltige Unternehmen haben die Antworten auf mögliche Fragen von Kunden und Medien am besten schon in der Schublade liegen, bevor sie die nächste Pressemitteilung verschicken. Unterstützende PR-Agenturen müssen die Antworten auf diese Fragen kennen und dazu noch rechtzeitig beraten können, bevor sie später in die Bredouille kommen. Eine Idee: schon im Akquiseverfahren einen Nachhaltigkeits-Q&A zusammen erstellen, der alle Bereiche der Nachhaltigkeit im Unternehmen abklopft.

4. Ganzheitliche Nachhaltigkeit 

In unserer heutigen Gesellschaft wird Nachhaltigkeit oft mit Umweltschutz gleichgesetzt. Dabei ist sie so viel mehr als das. Nachhaltigkeit hat drei Säulen: Wenn ein Unternehmen sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, sollte es den Dreiklang aus Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in eine Art Balance bringen. Es gibt also eine ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, die auch in Bezug auf die Außenkommunikation in Gänze gelebt werden darf. 

Nachhaltigkeit fängt bei uns an. Sie schließt das Wohlergehen aller Menschen ein. Auch am Arbeitsplatz. Und auch in der Kommunikation miteinander. Wirklich nachhaltige PR-Agenturen gehen daher auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Sie unterstützen und fördern, sie sind divers und inklusiv. Sie gendern und schicken um 22:00 Uhr abends keine E-Mails mehr raus. Sensibilität und Achtsamkeit für das Gegenüber sind in der Zusammenarbeit ebenso wichtig wie inhaltliche Professionalität und Know-how. Denn: Nachhaltigkeit kann nur ganzheitlich gelebt werden. In diesem Sinne: lasst uns drüber reden!


Über die Autorin: Geraldine Kahl macht seit 15 Jahren PR – die letzten fünf davon als Co-Gründerin von Awake Communications, der PR-Agentur für nachhaltige Kommunikation mit Fokus auf nachhaltige Mode- und Lifestylebrands in Hamburg. Ihre Karriere begann sie in Berlin bei Ontime PR, wechselte anschließend zu Schoeller & von Rehlingen nach Hamburg. Bevor sie sich mit ihrer Co-Gründerin Sarah Andersen und Awake Communications selbständig machte, arbeitete sie bei der s.Oliver Group, wo sie den Bereich Influencer Relations aufbaute.

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