Autoren-Beiträge CCOs sind mehr als Kommunikatoren Über die Rolle von CCOs in modernen Unternehmen
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- von Carina Hauswald und Nele Quitmann, Köln
Insbesondere in unsicheren Zeiten ist eine klare und konsistente Kommunikation für Organisationen unerlässlich. Sie hilft dabei, Vertrauen aufzubauen, Orientierung zu geben und die Unternehmenskultur zu stärken. Kommunikationsverantwortliche können als „Chief Confidence Officers“ entscheidend daran mitzuwirken, dass ihr Unternehmen zuversichtlich und zukunftsorientiert agiert.
Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, in einem fragilen und unberechenbaren Umfeld nicht nur zu überleben, sondern auch nachhaltig zu wachsen, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und diesen gleichzeitig glaubwürdig zu kommunizieren. Eine klare und konsistente Kommunikation hat in der Folge enorm an Bedeutung gewonnen. Sie hilft dabei, Vertrauen aufzubauen, Orientierung zu geben und die Unternehmenskultur einer Organisation zu stärken. Chief Communication Officers (CCO), oft auch als Head of Corporate Affairs bezeichnet, sind in modernen Organisationen längst unverzichtbare Architekten einer Kultur der Zuversicht und leisten hohe Wertbeiträge zur Unternehmensentwicklung.
Von Resilienz zu Zuversicht
Unternehmerische Resilienz hat sich zu einem der Managementthemen der vergangenen Jahre entwickelt. Resiliente Unternehmen schaffen den Spagat zwischen betrieblicher Kontinuität, fortwährendem Krisenmodus und der gleichzeitigen Transformation hin zu digitalen und nachhaltigen Geschäftsmodellen, heißt es in traditionellen, rein reaktiven Unternehmensansätzen. Das Ziel sämtlicher Abwehrmechanismen: die Auswirkung von Disruptionen und Krisen zu minimieren und die Rückkehr zum Normalzustand zu beschleunigen. Doch es braucht in unseren unsicheren Zeiten mehr als passive Resilienz – nämlich vor allem Zuversicht, im Englischen „confidence“.
Resilienz bedeutet lediglich, Krisen zu überstehen, Zuversicht geht dagegen weit darüber hinaus. Zuversichtliche Organisationen bauen ein starkes Selbstvertrauen auf, das es ihnen ermöglicht, proaktiv zu handeln und mit Zuversicht auf Ereignisse zu reagieren. Sie zeichnen sich durch einen starken Glauben an ihre Fähigkeiten, eine positive, vorausschauende und realistische Denkweise aus. Ein klarer Purpose, eine zielgerichtete Mission und eine inspirierende Vision sind fest in ihrer Kultur verankert. Solche Organisationen stehen Herausforderungen mit Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Optimismus gegenüber, anstatt sie zu vermeiden oder nur reaktiv darauf zu reagieren. Sie sind bereit, kalkulierte Risiken einzugehen und agieren proaktiv.
Es ist jedoch wichtig, Selbstbewusstsein nicht mit Arroganz zu verwechseln. Confidence bedeutet, die eigenen Stärken realistisch einzuschätzen und Herausforderungen mit einer positiven Einstellung anzugehen. Confidence meint auch nicht Idealismus, sondern eine realistische Herangehensweise gepaart mit gesundem Optimismus und Empathie. Confidence ist kein eindimensionales Konzept, sondern hat verschiedene Facetten und Ausprägungen. Zuversichtliche Organisationen lassen sich auf drei Ebenen betrachten
- Individuelles Level: Es beginnt beim persönlichen Glauben der Mitarbeitenden in ihre eigenen Fähigkeiten und der Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen.
- Teams: Erfolg wird als kollektive Anstrengung verstanden. Eine gemeinsame Überzeugung der Teammitglieder, dass das Team Risiken eingehen kann, ist essenziell. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die der anderen Teammitglieder ist notwendig, um Selbstvertrauen aufzubauen.
- Systemisch: Das Vertrauen der gesamten Organisation in ihre etablierten Strukturen und Routinen sowie in ihre spontane Innovationskraft fördert Verantwortlichkeit, Zusammenarbeit und Eigeninitiative.
Die sich wandelnde Rolle des Chief Communication Officers (CCO)
In der Transformation hin zu einer zuversichtlichen Organisation sind Kommunikation und der Chief Communication Officer (CCO) von entscheidender Bedeutung. Laut einer Gartner-Studie (2022) berichten 83 Prozent der CCOs von einem wachsenden Einfluss in der oberen Führungsebene. Andererseits ist dem Top-Management häufig gar nicht klar, welche Leistungen für den Unternehmenserfolg Kommunikationsabteilungen erbringen, wie eine neue Studie der Universität Leipzig zeigt.
Das verwundert nicht, denn das Profil von Kommunikatoren hat sich stark gewandelt. Längst haben sich ihre Aufgaben von der Verwaltung täglicher Kommunikationsaufgaben zu einer holistischeren, strategischeren Rolle entwickelt, die neue Anforderungen mit sich bringt. Dazu zählt die Leitung strategischer Initiativen, die die Positionierung des Gesamtunternehmens beeinflussen. Auch Aspekte wie Corporate Affairs, Purpose, Marke, Reputation, Kultur, Kommunikation, Nachhaltigkeit sowie Diversität und Inklusion sind Bereiche, die eine übergreifende und integrierte Unternehmensführung erfordern und vermehrt in den Verantwortungsbereich der CCOs fallen. Ein Beispiel dafür ist, dass laut einer Page-Studie (2024) heutzutage zwei Drittel der CCOs für die Unternehmensmarke verantwortlich sind.
Diese erweiterten Aufgaben und Verantwortlichkeiten unterstreichen die zentrale Rolle eines dynamischen, ständig anpassungsfähigen CCOs in modernen Unternehmen. Eine klare und kohärente Kommunikation, die zugleich Empathie und Emotionalität nicht vernachlässigt, ist der Schlüssel, um Unternehmen in einer unsicheren Welt erfolgreich zu führen und sie in Organisationen zu entwickeln, die nicht nur widerstandsfähig, sondern auch zuversichtlich und zukunftsorientiert agieren.
Wie CCOs Zuversicht schaffen
Dabei ist die Rolle CCOs alles andere als klar. Laut einer Studie der Corporate Affairs Search Alliance (CASA) sind CCOs Navigator, Unternehmer, Empathen, Cheftrainer und Katalysatoren – je nach Zielgruppe und Situation und oft auch alles gleichzeitig. Das Handlungsspektrum ist riesig, die Handlungsfelder vielfältig. In jeder einzelnen Rolle alleine stecken Erwartungen, Verantwortlichkeiten und Chancen für die Entwicklung von mehr Confidence des Unternehmens. Die zentralen Handlungsbereiche für CCOs lassen sich in fünf „Calls-to-Action“ zusammenfassen:
- Proaktive Kommunikation: Seien Sie einen Schritt voraus – antizipieren Sie Probleme und bereiten Sie Ihr Unternehmen darauf vor. Inspirieren Sie Ihre Organisation sowie Stakeholder durch Thought-Leadership-Themen und visionäre Ideen.
- Sichtbarkeit und Präsenz: Seien Sie sichtbar und präsent als Vorbild in Ihrer Rolle als CCO, um das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit innerhalb und außerhalb der Organisation zu stärken.
- Reflektion von Fehlern: Halten Sie den Spiegel vor – auch den eigenen. Reflektieren Sie Fehler, die Sie gemacht haben und zeigen Sie, wie man aus Fehlern lernen und Veränderungen aktiv gestalten kann. Seien Sie empathisch und zeigen Sie Verständnis für die Bedürfnisse aller Stakeholder.
- Purpose-driven: Führen Sie mit Purpose und Passion. Nutzen Sie Ihre Reichweite und Visibilität, um den Purpose Ihrer Organisation zum Leben zu erwecken und leben Sie vor, Entscheidungen basierend auf diesem Purpose zu treffen. Schaffen Sie Klarheit und seien Sie offen über die Ziele und Herausforderungen der Organisation, um eine vertrauensvolle und motivierende Unternehmenskultur zu fördern.
- Innovationskultur und Vernetzung fördern: Feiern Sie Innovationen und Verbindungen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie als CCO stark dazu beitragen, eine kollaborative Kultur zu schaffen, die kalkulierte Risiken eingeht und innovative Ansätze begrüßt. Schaffen Sie ein Umfeld, das Experimente und Veränderungen unterstützt.
Ohne Kommunikation keine Transformation
Die Bedeutung der Kommunikation kann in Zeiten des Wandels nicht genug betont werden: Ohne gute Kommunikation kann keine erfolgreiche Transformation gelingen. Und ohne CCOs kann keine – für die Transformation notwendige – Zuversicht als organisatorisches Selbstvertrauen entstehen. In Anbetracht der sich ständig wandelnden Anforderungen und der entscheidenden Rolle, die Kommunikation in der modernen Unternehmensführung spielt, stellt sich die Frage, ob es nicht folgerichtig wäre, zukünftig von „Chief Confidence Officers“ zu sprechen. Diese Bezeichnung würde die erweiterte Verantwortung und den wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer zuversichtlichen, resilienten und proaktiven Organisation widerspiegeln. CCOs sind mehr als Kommunikatoren – sie sind die Architekten einer Kultur des Vertrauens und der Zuversicht, die Unternehmen durch die Unsicherheiten der modernen Welt navigieren und sie in eine erfolgreiche Zukunft führen können.
Über die Autorinnen: Carina Hauswald ist Managing Partnerin der Transformationsberatung Globeone. Ihre Expertise umfasst die Strategieentwicklung und das Purpose-geleitete Markenmanagement. Ihre besondere Leidenschaft gilt B2B-Marken in komplexen Business-Ökosystemen und der Mission, nachhaltigen Kundennutzen zu schaffen.
Nele Quitmann ist Juniorberaterin bei Globeone. Sie hat einen Bachelor of Science in Wirtschaftspsychologie und einen Master of Science in International Management, den sie 2023 mit ihrer Masterthesis über „meaningful work“ abgeschlossen hat.
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