Autoren-Beiträge Meine Sicht der Dinge KKongress 2024: Vor die Welle kommen

„Wellen“: Das Motto beim KKongress 2024 war abstrakt genug, um wirklich fast jede Session damit in Verbindung bringen zu können. Einen roten Faden konnten die 1.700 Teilnehmenden nur visuell erkennen, denn das Key Visual der perfekten Welle schmückte jeden Raum. Inhaltlich war man manchmal vor der Welle, oft dahinter und nicht selten war zu hören, dass man in der Kommunikation nicht auf jeder Welle reiten sollte. Obwohl die Dynamik und die Herausforderungen der modernen Kommunikation einen wilden Ritt nahelegen.

Ein subjektiver Besuchsbericht von Klaus Treichel zum KKongress 2024 am 12. und 13. September. (Foto: Treichel)

Bereits zu Beginn des Kongresses wurde klar, dass die Krisenkommunikation zu den Themen gehört, die einem stürmischen Wellengang gleichen können. Monika Schaller von SAP wies in einer Paneldiskussion darauf hin, dass Krisen früher tatsächlich in Wellen kamen, während wir heutzutage eine Flut von „Stapelkrisen“ erlebten. Von diesen Phasen könne die Kommunikation aber auch profitieren, da sie genau dann ihren Mehrwert zeigen könne, so Anke Schmidt von Beiersdorf.

Leuchttürme zeigen die richtige Richtung an. Orientierungspunkte liefert in unserer Profession die „Communications Heatmap 2024“, eine Studie über Trends in der Kommunikation, die von der Agentur FTI und der Quadriga-Hochschule durchgeführt wurde. Die Studienmacher empfehlen, in Kommunikationsabteilungen Strukturen und Mindset zu verändern. „Kommunikationsprofis müssen schneller, messbarer und strategischer agieren,“ so Professor René Seidenglanz. Bemerkenswert, dass als Trend die kommunikative „Unterstützung der Organisationstransformation“ als einer der Überraschungssieger aus der Studie hervorging – ein Zeichen dafür, dass Kommunikation mehr ist als nur Oberfläche, sondern tief in den Kern der Organisation eindringt. (Nähere Informationen zur Studie finden sich hier im PR-JOURNAL.)

Haltung und Strategie als sicherer Anker

„Haltung zeigen“ – das Thema wurde nicht nur in der Studie als ‚hot’ eingestuft, es zog sich gefühlt durch jede zweite Session, auch wenn viele Kongressbesucherinnen und -besucher betonten, dass es fast schon als alter Hut erscheint. Andreas Möller von Trumpf erklärte, dass man sich nicht treiben lassen sollte, wenn es um Haltung geht – nicht jede Welle sei es wert, geritten zu werden. Trotzdem wurde klar, dass Haltung und Strategie wie ein sicherer Anker wirken, die eine Organisation in stürmischen Zeiten stabil hält.

Henrik Schmitz aus dem Kommunikationsteam von Tim Höttges, dem CEO der Deutschen Telekom, warnte ebenfalls davor, sich nicht von jeder Welle mitreißen zu lassen, sondern bei der CEO-Positionierung gezielt und strategisch zu handeln: „Thought Leadership bringt keine Reichweite, bleibt aber vornehmes Ziel von CEO-Kommunikation.“

Relevanz beweisen

Ein weiteres Thema, das sich durch den Kongress zog, war der massive Effizienzdruck, der wie eine unerbittliche Brandung auf die Kommunikationsabteilungen einwirkt. Immer wieder wurde betont, dass Kommunikatoren an das Geschäft andocken müssen, um in diesen rauen Gewässern zu bestehen. Marketing hat bereits verstanden, wie wichtig es ist, KPIs zu messen – und diese Welle müssen auch wir reiten, um unsere Relevanz zu beweisen.

Und dann war da noch das alles überspannende Thema der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Philosoph Peter Sloterdijk räumte ein, dass die KI derzeit als „Welle aller Wellen“ erscheint, für ihn ist sie jedoch „entäußertes humanes Können“ und letztlich „nur eine Parodie der menschlichen Intelligenz.“ Die genialen Einfälle und die wahren Gefühle bleiben uns Menschen vorbehalten – eine Erinnerung daran, dass uns nicht jede technologische Welle komplett überrollen kann.

„German Dream“ statt „German Angst“

Der Ewig-Optimist Frank Behrendt hat auf dem Kommunikationskongress „Wellen der Zuversicht“ für die Kommunikation erkannt und sieht die Profession auf einem guten Kurs. Der „German Dream“ anstelle der „German Angst“ wurde als neuer Leuchtturm anvisiert, der uns durch die stürmischen Gewässer der modernen Kommunikation leiten soll. Jedenfalls bis zum nächsten Kommunikationskongress, der 2025 vom Stapel läuft.

Siehe auch diesen Bericht über den KKongress 2024 an dieser Stelle im PR-JOURNAL.

Über den Autor: Der Kommunikationsexperte Klaus Treichel war bis 2022 mehr als 20 Jahre in verschiedenen Führungspositionen im ABB-Konzern tätig. Anschließend gründete er in Mannheim die „Klaus Treichel Kommunikationsberatung“. Sein Angebot: Auf Augenhöhe mit Geschäftsführern, Vorständen und leitenden Kommunikationsprofis Unterstützung leisten bei der integrierten Kommunikation.

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