Nadja Amireh erhofft sich vom neuen Arbeitsmodell mehr Zufriedenheit für ihre Mitarbeiter.

Inhaberin Nadja Amireh erklärt im Interview die Hintergründe

Die Düsseldorfer Agentur für Social Media und PR Wake up Communications startet mit einem neuen Arbeitsmodell ins Frühjahr. Bereits seit über drei Jahren gibt es in der Agentur einen kurzen Freitag, nun geht Inhaberin Nadja Amireh einen Schritt weiter und führt ab dem 1. März die 4-Tage-Woche ein – bei vollem Gehalt und Urlaubsanspruch. Zunächst ist eine Testphase von sechs Monaten vorgesehen. Im Interview mit dem „PR-Journal“ erklärt Agenturinhaberin Nadja Amireh die Hintergründe, das Modell, den Benefit für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wie das alles am Ende zum Erfolg für Wake up Communications werden soll.

PR-Journal: Frau Amireh, erwischen wir Sie mit unseren Fragen heute an Ihrem freien Tag oder gilt das 4-Tage-Modell für Sie nicht?
Nadja Amireh: Nein, ich habe heute keinen freien Tag und werde ihn vermutlich auch nicht immer freitags nutzen. Aber auch ich möchte zukünftig mehr Freizeit genießen und habe schon Pläne für meine freien Freitage.

PR-Journal: Vielleicht erklären Sie unseren Leserinnen und Leser zunächst einmal die Hintergründe, wie es zum 4-Tage-Modellversuch gekommen ist. Zu verschenken haben Sie doch auch nichts, oder?
Nadja Amireh: Ich habe nichts zu verschenken, aber auch nichts zu verlieren. Bei Wake up war es noch nie so, dass meine Mitarbeiter für Anwesenheit bezahlt wurden. Ich bin sehr wertschätzend und weiß, dass ich mich auf mein Team verlassen kann. Wir haben eine Vertrauensarbeitszeit und arbeiten nicht mit Zeiterfassungstools. Mir ist es wichtig, dass alle untereinander sich helfen und nichts liegenbleibt und langfristig niemand überfordert oder unterfordert wird. Da haben wir eine gute Balance im Team und ich bin zuversichtlich, dass sich das nicht ändert. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich es erreiche, dass meine Kolleginnen und Kollegen noch zufriedener sind und sie möglichst gerne und dauerhaft bei uns arbeiten. Mir ist klar, dass es ein Leben außerhalb der Agentur gibt und die persönliche Freiheit und Lebensqualität sehr wichtige Zufriedenheitsfaktoren sind. So kam mir die Idee zur 4-Tage-Woche. Wir wurden bereits von einem Fachmedium, basierend auf kununu-Bewertungen, als „beste kleine PR-Agentur“ 2021 ausgezeichnet. Darauf bin ich stolz. Wir haben auch bereits seit einigen Jahren einen kurzen Freitag und so war der Schritt zur 4-Tage-Woche ein für mich logischer Schritt, um uns noch stärker auch nach außen hin als guter Arbeitgeber zu positionieren. In Deutschland gibt es bisher noch kaum Agenturen, die mit diesem Zeitmodell arbeiten.

PR-Journal: Soweit die Hintergründe. Kommen wir mal zum konkreten Modell, das Sie ausgearbeitet haben. Es sieht vor, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr volles Gehalt beziehen und auch beim Urlaubsanspruch keine Einbußen hinnehmen müssen. Wie kann das aufgehen? Und wie gelingt dabei der umfassende Service gegenüber den Kunden. Die wollen doch sogar manchmal auch am Wochenende betreut werden?
Nadja Amireh: Genau, das Gehalt und auch der Urlaubsanspruch bleiben unverändert. Unsere wöchentliche Arbeitszeit beträgt aktuell 36 Stunden, dies soll auch zukünftig so bleiben. Daher wird es möglicherweise an den anderen Tagen zu einer etwas längeren Arbeitszeit kommen. Ich bin mir aber sicher – und das werden wir auch ganz klar in regelmäßigen Feedbackgesprächen abbilden – dass es mit guter Organisation und Energie nicht zu einer umfangreichen Ausweitung der täglichen Arbeitszeit kommen wird. Wir haben zudem Regeln aufgestellt, dass bei umfangreichen Personalausfällen, zum Beispiel durch Krankheit, eine generelle Bereitschaft da sein muss, auch außer der Reihe einzuspringen. Und natürlich sind wir in Notfällen immer für unsere Kunden da. Diese haben wir über das Modell informiert und bisher nur positives Feedback erhalten. Auch sie profitieren von einer Agentur, die frisch und motiviert denkt und arbeitet. Projekte, die am Wochenende stattfinden oder Events am Abend betreuen wir natürlich weiterhin, denn wir sind Dienstleister. Aber auch hier organisieren wir einen reibungslosen Ablauf und unsere Kunden können mit unserer gewohnten Qualität rechnen.

PR-Journal: Was machen Sie, wenn sich herausstellt, dass Ihre ambitionierten Ideen und Pläne nicht aufgehen? Wie kriegen Sie das möglicherweise zurückgedreht, ohne Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu enttäuschen?
Nadja Amireh: Diese Frage treibt mich auch um, das gebe ich gerne zu. Wir werden in den ersten Monaten sehr regelmäßig Feedbackgespräche führen. Wenn sich wirklich herausstellt, dass das 4-Tage-Modell dauerhaft nicht umsetzbar ist, ist dies ein Ergebnis aus diesen Gesprächen und damit eine gemeinsame Entscheidung, hinter der wir alle stehen. Und vielleicht wäre das im Ergebnis das Modell, bei dem man „nur“ alle 14 Tage freitags frei hätte. Ich finde auch das schon sehr attraktiv. Aber ich probiere Dinge lieber aus statt lange abzuwägen, was wäre wenn. Darum bin ich erstmal sehr optimistisch, dass alles gut laufen wird.

PR-Journal: Nun haben wir erfahren, dass Sie ein eingespieltes Team sind und Sie großen Wert auf gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit legen. Ist ein solches Modell Ihrer Meinung nach auch auf größere Agenturen übertragbar?
Nadja Amireh: Ich denke, dass es dort sogar leichter umzusetzen ist, weil es größere personelle Ressourcen gibt.

PR-Journal: Vielen Dank für das Interview, Frau Amireh.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal