Das PR-Interview Wesselmann: „KI wird für eine große Zukunft von PR und Content sorgen“
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Im Podcast-Interview des Monats Mai ist Matthias Wesselmann zu Gast. In dem gut 30-minütigen Gespräch mit der Redaktion hat er sich in seiner Rolle als Vorstandsmitglied von fischerAppelt zum PR-Ranking 2022 und zum erneut erreichten Platz 1 geäußert. Außerdem hat er unterstrichen, für wie wichtig er die Testatpflicht im Ranking hält. Darüber hinaus gab er seine ganz persönliche Einschätzung ab zu den Themen Fachkräftemangel, Zukunft der PR-Agenturbranche und zum Umgang mit KI. Nachfolgend einige zentrale Aussagen aus dem Podcast-Interview.
PR-Journal: Herr Wesselmann, seit 2016 sind Sie im Vorstand von fischerAppelt. Aktuell kümmern Sie sich vor allem um strategische Fragen und die Kreativ-Disziplinen der fischerAppelt Gruppe, die aus neun Einzelagenturen besteht. Wie viel haben Sie eigentlich noch selbst mit Public Relations und den digitalen Content-Angeboten und Social Media zu tun?
Matthias Wesselmann: Mit digitalem Content habe ich noch sehr viel zu tun, weil die Agentur fischerAppelt play, die sich auch um das digitale kreative Content Angebote kümmert, in meiner Verantwortung liegt. Und ja, PR oder ich sage mal Kommunikation, mittlerweile kann man Kommunikation sagen, ist meine Heimat, da bin ich groß geworden. Deswegen denke ich immer auch integriert in unseren Projekten. Da spielt Kommunikation in verschiedener Form immer eine Rolle. Man muss auch sagen, wenn man sich heute die kreativen Cases anschaut, die aktuell auch Preise gewinnen wie beispielsweise die Hetzjäger, das sind immer Cases, die auch einen ganz, ganz hohen Kommunikations-, also einen klassischen PR-Anteil haben. Deswegen habe ich viel damit zu tun und freue mich, in den Disziplinen immer wieder auch strategisch unterwegs zu sein.
"Mich freut besonders, dass die Branche als Ganzes so wachsen konnte"
PR-Journal: Wie fällt ihr Fazit zum PR-Ranking 2022 aus? Wie sehen Sie als Marktführer vom Platz an der Sonne auf den Markt?
Wesselmann: Ich versuche, den Markt als Primus inter Pares zu betrachten und nicht mit so einer Arroganz des Marktführers. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Deswegen freut mich besonders, dass die Branche als Ganzes so wachsen konnte. Da sieht man, dass viele Agenturen ein richtiges Angebot im Markt haben. Ich freue mich sehr, dass unter den zehn Top-Agenturen acht Agenturen aus dem Branchenverband GPRA dabei sind. Wir haben in der GPRA mit der CMS III-Zertifizierung auch eine Qualitäts-Zertifizierung für Kommunikations- und Content-Agenturen eingeführt. Und besonders freut mich, dass so viele Agenturen es geschafft haben, ihr Testat einzureichen und dass das Ranking nun strenger ist. Was bringt uns sonst ein Ranking, wenn jeder seine Zahlen würfeln kann?
PR-Journal: Als Marktführer beschäftigen Sie aktuell rund 520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das sind neun mehr als im Vorjahr. In einer Stellungnahme zu ihrem Jahresergebnis 2022 haben Sie gesagt, dass Sie den vielzitierten Fachkräftemangel nicht als Wachstumshindernis ansehen. Warum ist das bei Ihnen so?
Wesselmann: Ich sehe den Fachkräftemangel in der gesamten PR-Branche bis auf wenige Ausnahmen eigentlich gar nicht so stark. Es ist vielmehr der „War for Talents“, den wir erleben. Also die Schwierigkeit, Leute zu finden und zu identifizieren und sie dann dazu zu bewegen, in der Agentur anzufangen und nicht in einem Unternehmen. Oder gar ihre Karriere in der Agentur zu starten. Das ist, glaube ich, die größere Herausforderung.
"Wir haben eine Happiness Managerin"
PR-Journal: Eine weitere Herausforderung dürfte darin bestehen, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bleiben, richtig?
Wesselmann: Da haben wir sehr viel gemacht. Unsere Personalabteilung heißt daher auch nicht mehr Human Resources, sondern People Relations und Culture Management. Die kümmern sich um die Beziehung zu den Mitarbeitenden. Sie kümmern sich um die Beziehungen zu den Bewerbern oder zu Menschen, die wir gerne haben möchten. Sie kümmern sich um das Kulturmanagement. Außerdem haben wir eine Happiness Managerin, die verschiedene Angebote für unsere Mitarbeitenden bereitstellt. Als Beispiel nenne ich hier Personal-Trainings und Angebote zur Gesunderhaltung wie Mental Health und eine regelmäßige Meditationsstunde.
PR-Journal: Die fischerAppelt-Gruppe zeichnet sich ja nicht nur durch schiere Größe aus, sondern – das zeigen zahlreiche preisgekrönte Kampagnen aus den vergangenen Jahren – auch durch eine hohe kommunikative Qualität. Welche Kampagnen reizen Sie ganz besonders? Welche Kampagnen sind Ihre Favoriten?
Wesselmann: Generell finde ich Kampagnen gut, die mit einer smarten, kreativen Idee und einem PR Hook eine große Wirkung erzielen. Das finde ich immer interessant, weil sie eine große Effizienz haben. Als Beispiel nenne ich die Kampagne „Hetzjäger“. Die haben wir mit dem Verein „Laut gegen Nazis“ gemacht und eine erfundene Band auf den Streaming-Plattformen platziert. Damit ist es gelungen, Algorithmen zur Verbreitung von faschistischem Gedankengut zu unterwandern. Das war eine smarte Nutzung von Daten, weil wir da eine Schwachstelle in dem Algorithmus gefunden und sie ausgenutzt haben. Solche Mechaniken mit einem „trojanischen Pferd“ finde ich sehr schlau.
"Wir wollen einfach ein anständiges Unternehmen sein"
PR-Journal: Hat der Marktführer eigentlich auch eine Vorbildrolle für die Agenturbranche? Ist das als Anspruch vom Vorstand so klar formuliert?
Wesselmann: Als Agentur wollen wir einfach ein anständiges Unternehmen sein, das erwarten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von uns. Das erwarten wir aber auch von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter. Dazu gehört, dass keiner foul spielt oder Zahlen fakt und niemanden irgendwie aufs Kreuz legt. Deswegen engagieren wir uns auch im Agenturverband GPRA, beispielsweise im Hinblick auf die CMS III-Zertifizierung. Da geht es um das Thema Beratungsqualität, unseren Kunden soll damit vermittelt werden, was sie kaufen.
PR-Journal: Lassen Sie uns noch einen Blick in die Zukunft der Branche werfen. Wie sehen Sie die bevorstehende Entwicklung, nicht zuletzt mit den Veränderungen die durch KI auf die Kommunikationsbranche zu kommen?
Wesselmann: Ich denke, die KI wird für eine große Zukunft von PR und Content sorgen. Denn wenn KI den Menschen als Assistenz oder erweiterte Realität dabei hilft, Entscheidungen zu treffen, dann werden diese möglicherweise sehr stark rationalisiert. Für solche rationalen Entscheidungen sind Inhalte, Zahlen und Daten notwendig und das wird für einen großen Boom sorgen. Von daher glaube ich, dass gerade die nächsten zehn Jahren für unsere Branche extrem spannend werden, weil wir die Möglichkeit haben, die Zukunft der Kommunikation mitzugestalten. Das macht mir große Freude.
Eine erste Passage aus dem Podcast-Interview ist hier im „PR-Journal“-Podcast (ab Minute 20:38‘) zu finden. Das Interview in voller Länge gibt es ab dem 29. Mai hier.
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