Murtaza Akbar

Kennen Sie sich mit der Wortwahl unterschiedlicher Generationen aus – vor allem mit dem Jugendslang? Was passiert eigentlich mit den „Jugendwörtern“, wenn sie nicht mehr angesagt sind? In seiner Kolumne widmet sich „Der Sprach-Optimist“ alias „Bro“ sowie „Ehrenmann“ Murtaza Akbar für das „PR-Journal“ dieses Mal der Jugendsprache – und der Frage, was eigentlich wirklich „voll“ angesagt ist bei den Teenagern. Dafür hat er glatt zwei echte Experten befragt.

Wissen Sie, was ein „cooler Move“ ist? Eigentlich alles und nichts, je nachdem, was derjenige, der es ausspricht, halt so cool findet. Aber vor allem ist die Redewendung out. Also praktisch aus der Mode. Sagt das noch jemand: aus der Mode? Ist echt Oldschool. Cooler Move sagen „die jungen Leute“ heute jedenfalls nicht mehr. Denn sobald „erfahrene Erwachsene“ ihre Redewendungen übernehmen, sind sie vor allem eines: richtig out. So wie Facebook. Das nutzt doch auch keiner mehr, der jünger als 20 Jahre alt ist. Nachdem die Eltern sich dort mit ihren Kindern befreundet haben, sind die Kids lieber schnell zu Snapchat gewechselt. Wie das funktioniert, erschließt sich Älteren nämlich nicht sofort.

Ja, die Sprache der Jugend. Was für 1 Ding! Ich kann Ihnen sagen. Letztens war ich am Frankfurter Flughafen gelandet. Ganz verträumt stand ich da und habe mir das recht neue Design eines Lufthansa-Airbus‘ angeschaut, als ein Teenager neben mir seinen Freunden zurief: „Komm‘, wir machen U-Boot.“ Wie bitte? Ganz abgesehen davon, dass der Artikel „das“ fehlt, hat es mich verwirrt. Ich bin ja schon viel unterwegs, aber per U-Boot? Und die U-Bahn fährt auch nicht am Frankfurter Flughafen. Neben mir stand ein älterer Herr, das darf ich sagen, denn sein Haar hatte diesen wunderbaren Richard-von-Weizsäcker-Weißglanz. Sehr nobel. Er hatte es auch gehört und ich schaute ihn verdutzt an. „Die machen jetzt die Flatter“, sagte er lachend zu mir. Aha. Die „Flatter machen“ hatte ich auch schon mindestens 20 Jahre nicht mehr gehört. Ein cooler Move von dem Herrn, keine Frage.

Ja, die Sprache der Jugend. Was für 1 Life! Soll ich Ihnen sagen, wann Sie sofort wissen, wann eine ach so jugendliche Redewendung absolut nicht mehr angesagt ist? Ganz einfach, wenn sie auf der Liste zur Auswahl des „Jugendwort des Jahres“ steht. Dann ist Feierabend. Ende Gelände. Obwohl, Ausnahmen bestätigen doch die Regel heißt es. Denn der aktuelle Preisträger heißt „Ehrenmann“. Das sagen Teenager sogar. „Ehrenfrau“ ist natürlich auch gemeint, schrieb die Jury gewissenhaft, auch wenn das keiner nutzt. Schade eigentlich, vor allem vong Niceigkeit her: Das gehört in den Jargon des Vorgänger-Jugendwort-des-Jahres „I Bims“. Das schreibt vielleicht der ein oder andere junge Mensch im Spaß auf WhatsApp, aber ist das echte Jugendsprache?

Ich wollte es wissen und habe mich echt getraut. War nicht so ohne für mich als Profi-Sprach-Optimist. Aber ich habe es tatsächlich getan. Ich habe meine beiden Teenager-Söhne befragt. Wie sprecht Ihr so? Sagt es Eurem Vater. Aber bitte keinen Schmu. Denn selbst im Duden stehen inzwischen „chillig“, „Emoji“, „facebooken“, „liken“ oder „tindern“. Ich will die wirkliche Wahrheit. Zumindest ein paar Dinge haben sie mir verraten. Ich gebe es Ihnen direkt aus erster Hand weiter. Bitte schnallen Sie sich an. „Das ist echt stabil.“ Oder „lit“ (beides steht für „cool“). „Alder“ sagen sie auch noch (kennen Sie, bedarf keiner Übersetzung – keine Sorge, die Jugend wird auch mal alt). Manchmal gibt es immer noch den guten alten „Babo“ (Chef). Und wenn einer, der „Bro“ (bekanntermaßen „Bruder“), was richtig Gutes getan hat, ist er besagter „Ehrenmann“.

Ist also alles gar nicht so schwierig. Und sogar ganz verständlich. Ja, isso. „Isso“ stand übrigens auch mal zur Auswahl zum Jugendwort des Jahres. Gewonnen hat dann aber „fly sein“. So ein Quatsch. Wer sagt denn sowas? Bedeutet übrigens „gut abgehen“. Gut, dann gehe ich jetzt wieder an die Arbeit. Dafür hole ich mir einen Textmarker. Das habe ich jetzt extra geschrieben, weil ich einen Übergang brauche zu „Textmarkeraugenbrauen“. Das angebliche Jugendwort finde ich nach wie vor, wie soll ich sagen, stabil. Ist eigentlich selbsterklärend. Und wissen Sie, was ich nach der Arbeit mache? Ich sage es Ihnen: merkeln! Was das bedeutet? Bleiben Sie optimistisch, aber da kommen Sie nie drauf.

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation.
Falls Sie Vorschläge zu Lieblingswörtern, Unwörtern, Floskeln, PR- und Social-Media-Sprech, Auffälligkeiten oder Besonderheiten der deutschen Sprache haben, schreiben Sie gerne Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via Twitter, Instagram und Facebook.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal