Liebe Kommunikatorinnen und Kommunikatoren, wir sind jetzt im Jahr 2020. Kaum zu glauben, oder? Die Zwanziger Jahre beginnen. Lassen Sie es uns vorbildlich angehen, für uns und alle anderen natürlich auch. Da gibt es nämlich was, das sich alle wünschen, nicht nur wir aus der Kommunikationsbranche, sondern tatsächlich alle Menschen. Unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto) fragt das manchmal bei seinen unterhaltsamen Vorträgen ab – und dann rufen alle im Publikum voller Inbrunst „Ja“, obwohl es gar keine Motivationsveranstaltung ist, zumindest nicht im gewöhnlichen Sinne. Wenn es allerdings um Sprache und Kommunikation geht, da motiviert unser Sprach-Optimist schon ganz schön. Und für 2020 hat er einen ganz persönlichen Wunsch an Sie (und uns alle).

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Mit den Neujahrsvorsätzen ist das ja so eine Sache. Mehr Sport treiben. Gesünder essen. Weniger Stress. Mehr Zeit für die Familie. Alles bestens. Ich hätte auch noch was für Sie für 2020, natürlich mit den allerbesten Wünschen. Geht sogar viel einfacher, glaube ich zumindest. Respektvoller Umgang! Wenn ich bei Unternehmen bin oder Vorträge, gerne auch Keynotes genannt, halte und eine hundertprozentige Zustimmung des Publikums möchte, brauche ich nur eine Frage zu stellen: „Wer möchte, dass ihm oder ihr respektvoll begegnet wird?“ Da gehen alle Arme hoch. Garantiert. Nur eine Frage führt bei der zwischenmenschlichen Kommunikation zu einem ähnlichen Ergebnis: Sollen wir authentisch kommunizieren? Ja, natürlich, rufen dann alle unisono. Nur wer oder welches Unternehmen kommuniziert wirklich authentisch? Aber das ist ein anderes Thema, muss ich unbedingt in einer meiner kommenden Kolumnen aufgreifen.

Zurück zum Respekt. Wer hat die Frage nicht schon mal gehört: Wie heißt das Zauberwort? „Bitte“. Bitte nicht, kann ich da nur sagen. Erzwungene Höflichkeit ist nichts wert. Echte, entschuldigen Sie, es muss natürlich heißen „authentische“ Höflichkeit ist angesagt. Inzwischen bin ich einer der Botschafter für Wertschätzung in Deutschland, wenn ich mit meinen Vorträgen unterwegs bin. Denn: Liebe Leserinnen und Leser, gibt es etwas Schöneres als wertschätzend miteinander umzugehen?

Ich will jetzt nicht von Etikette sprechen oder heißt es „möchte“? Mein einstiger Chefredakteur korrigierte immer die Volontäre, wenn sie sagten „ich will“. Das heißt „ich möchte bitte“, meinte er dann, immer! Sie sehen, es wirkt, ich hab’s mir gemerkt. Wer zum Beispiel wem als erstes die Hand gibt, der Mann der Frau, der Jüngere dem Älteren, der Vorgesetzte dem Mitarbeiter. Gott – wenn es alle gerne, respektvoll und aus Wertschätzung tun, ist es dann nicht egal, wer wem zuerst die Hand gibt? Statt gespielter Höflichkeit lieber echter, ehrlicher, respektvoller Umgang.

Nun bin ich ja nicht umsonst Sprach-Optimist und möchte Ihnen für echte Wertschätzung direkt ein paar praktische Tipps an die Hand geben. Allein sprachlich gibt es zahlreiche Dankes-Beispiele: Achtung, es geht los. Schnallen Sie sich an: Danke schön. Danke sehr. Natürlich. Herzlichen Dank. Bitte sehr. Danke vielmals. Vielen Dank. Besten Dank. Großen Dank. Tausend Dank. Wenn Sie auf eine dieser „Dankes“ mit „nicht zu danken“ antworten wollen, tun Sie es nicht. Das macht es doch kaputt. Dann lieber dieses „Gerne“, es ist zwar schon inflationär gebraucht (immer noch besser als „Alles gut“), aber okay, meine ich. Das schönste „Danke“ oder „Bitte“ kommt eh von Herzen, gewürzt mit einem ganz persönlichen, individuellen Zusatz, der genau zur Situation oder zu den beiden Menschen passt, um die es geht. Ja, wertschätzende Kommunikation braucht auch ein bisschen Anstrengung, wenn sie, Sie wissen schon, „authentisch“ sein soll.

Könnten Sie oder besser: Wären Sie so freundlich, Wertschätzung als Neujahrsvorsatz für das Jahr 2020 anzugehen oder lieber für das ganze kommende Jahrzehnt (ja, es fängt wohl erst 2021 an), so von 2020 bis 2030? Da sollte jetzt eigentlich kein Fragezeichen hin, sondern ein Ausrufezeichen, aber so unhöflich will, sorry, möchte ich nicht sein. Ja, das wäre wirklich sehr nett von Ihnen, sich Respekt auf die Fahne zu schreiben. Wobei ist „nett“ nicht die kleine Schwester oder der kleine Bruder von …? Einen Moment bitte. Oder einen Augenblick nur, ist ja kürzer. Ich fange den Schluss nochmal neu an: Sie sehen verdammt gut und elegant aus, wenn Sie wertschätzend mit Ihren Mitmenschen umgehen, das wirkt so unglaublich souverän, lässig und gekonnt. Bleiben Sie dabei oder besser noch bauen Sie es aus. Herzlichen Dank oder was sag‘ ich: Tausend Dank dafür. Und ja natürlich: Sehr gerne geschehen!

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation. Falls Sie Vorschläge zu Lieblingswörtern, Unwörtern, Floskeln, PR- und Social-Media-Sprech, Auffälligkeiten oder Besonderheiten der deutschen Sprache haben, schreiben Sie gerne Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via Twitter, Instagram und Facebook.


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