prsh vorstand topteaserEin Kommentar zum Artikel „Persönlichkeiten verzweifelt gesucht“ im Novemberheft des prmagazins von Julia-Maria Blesin (Foto li.), Lan Anh Nguyen (Foto r.) und Nina Krake (Vorstand des PRSH e.V.)

PR-Agenturen haben ein Nachwuchsproblem – meint zumindest der GPRA-Präsident Uwe Kohrs in der November Ausgabe des prmagazins (Seite 50 ff) und bemängelt die angeblich nachlassende Qualität der Bewerber und Bewerberinnen. Bei Studierenden, die sich intensiv auf einen Berufseinstieg in die PR-Branche vorbereiten, gehen – mal wieder – sofort die Alarmglocken an, wenn sie eine solche Einschätzung lesen und Selbstzweifel machen sich breit. Doch diese sind unbegründet! Denn schließlich nimmt die Professionalisierung des Berufsfeldes immer weiter zu und dies wäre ohne eine fundierte und umfassende PR-Ausbildung wohl nicht möglich gewesen. Wir, die Studierenden der PR-Studiengänge, erfahren an den deutschen Hochschulen eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Vor allem werden wir explizit auf das Tätigkeitsfeld des Kommunikationsmanagements vorbereitet. Heute erfahren die Berufseinsteiger nicht erst „on the job“, was es eigentlich heißt, strategische Kommunikationskonzepte zu erarbeiten und umzusetzen. Analytische Fähigkeiten, beständige Selbstreflektion, Teamwork und Projektmanagement werden kontinuierlich in anwendungsorientierten Projektarbeiten trainiert. Und selbst Pitch-Erfahrungen sind bereits etwas Alltägliches im PR-Studium.  

Es stellt sich also die Frage, was genau Herr Kohrs von den Absolventen erwartet, wenn er feststellt, dass „die Bewerber für den Agenturbedarf immer weniger geeignet“ seien? Besonders die von ihm bemängelte, nicht ausreichende Sozialkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung während des Studiums sind Dinge, die wir nicht anerkennen können. Denn hierbei handelt es sich nicht um ein spezifisches „Problem“ der PR-Branche, sondern vielmehr des universitären Ausbildungssystems: Muss sich ein/e 22-jährige/r Bachelorabsolvent/in, der/die innerhalb der Regelstudienzeit das Studium mit einer sehr guten oder guten Note abgeschlossen, drei Praktika absolviert und ein Semester im Ausland verbracht hat sowie sich nebenher ehrenamtlich – zum Beispiel in einer der PR-Studierenden-Initiativen – engagiert, diesem Vorwurf wirklich stellen? Wir sind der Meinung, dass niemand von einem jungen Menschen erwarten kann und darf, dass er als „perfekter PR-Berater“ in den Beruf einsteigt – zumal dies wohl auch kaum in den Generationen vor uns der Fall war! Es sollte den Agenturen viel mehr darum gehen, das (PR-)Potential der heutigen Bewerber zu nutzen und sie in ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen. Und dass dies zum Glück bereits oft der Fall ist, zeigen auch die Reaktionen der Agenturverantwortlichen im prmagazin auf die Aussagen von Herrn Kohrs.

Wir sind sehr gespannt, welche Punkte der Mitgliederkreis der GPRA im Anforderungsprofil für Berufseinsteiger erarbeitet hat und möchten die Vertreter hiermit herzlich einladen, dieses nicht nur mit den Hochschulen und Ausbildern zu diskutieren, sondern auch uns – die PR-Studierenden – in diesen Prozess einzubeziehen. Dann können wir uns schon einmal darauf vorbereiten, welche Fertigkeiten wir uns in drei bzw. fünf Jahren Studium noch zusätzlich aneignen müssen, um dem Agenturbedarf gerecht werden zu können und nicht mehr nur als „Kommunikationssachbearbeiter“ – Bachelor/Master of Arts degradiert zu werden.

Über den PRSH Die PR Studierenden Hannover e.V. (PRSH) setzen sich die Ergänzung des regulären Lehrangebotes an der prsh logoHochschule Hannover, die Vernetzung der Studierenden mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis sowie das Aufzeigen von Perspektiven nach dem Studium zum Ziel. Regelmäßig finden dazu Podiumsdiskussionen (PRSH im Gespräch), Referentenvorträge (PR Lecture) sowie Exkursionen statt. Aktivitäten und Erfahrungsberichte sowie relevante Entwicklungen und Ereignissen der Branche aus Studierendensicht im PRSH Blog unter www.prsh.de.


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