Alfred Biolek an seinem 85. Geburtstag. (© Raimond Spekking / Creative Commons)

Alfred Biolek ist am 23. Juli kurz nach seinem 87. Geburtstag friedlich in seiner Kölner Wohnung eingeschlafen – er hat es verdient in den Himmel zu kommen. Er war der Talk- und Kochshow-Pioneer des Fernsehens – und noch vieles mehr. Er war über Jahrzehnte schlicht das Unterhaltungs-Fernsehen für Familien und die Menschen in Deutschland. Darauf verweisen viele andere in ihren Nachrufen. Er war ein Unterhalter, Menschenfreund und noch viel mehr: er war auch ein PR-Naturtalent. Warum ich das schreibe? Weil ich ihn vor 61 Jahren in meiner schwäbischen Heimat Waiblingen kennenlernen durfte. Und weil er, zusammen mit meinem damaligen evangelischen Jugendpfarrer Wolfgang Früh, mitverantwortlich war, dass ich in der Presse-, PR- und Öffentlichkeits-Arbeit  „gelandet“ bin.

Fredi, wie er bei uns hieß, war Chef der katholischen Jugend, ich war Sprecher der evangelischen Jugend im CVJM. Er war Stadtjugendringvorsitzender, ich „sein“ Pressewart. Als der Dr. jur. ins ZDF-Justiziariat nach Mainz ging, wurde ich im Jugendring sein Nachfolger, bekam deshalb 1963 über den Landesjugendring Baden-Württemberg eine Ausschreibung des Deutschen Bundesjugendrings in Bonn für die neue Stelle eines Referenten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ich, der gelernte Bankkaufmann, nebenberuflicher Lokalzeitungs-Journalist, Schülerzeitungsredakteur und Jugendfunktionär ohne Hochdeutsch-Kenntnisse, bewarb mich, hatte Glück, bekam die Stelle und startete im April 1964 meine hauptberufliche PR-Tätigkeit.

Fredi war aber nicht nur ein Freund aus meiner Jugendzeit. Er war Vorbild im Kümmern, Ideen entwickeln und im Umsetzen. Er leitete einen Kreis von Kulturinteressierten in Waiblingen. Und er erfand Jugendwettbewerbe, Bastel-, Mal- und Musikwettbewerbe. Wir organisierten Konzerte und Ausstellungen. Durch ihn konnten wir in der Stauferhalle das Albert-Mangelsdorff-Quintett in Jazzkonzerten erleben. Und Erwin Lehn mit seinem Südfunktanzorchester bei Jugendtanztees.

Überhaupt die Tanztees: Fredi als Diaspora-Katholik schlug vor, in Waiblingen ökumenische evangelisch-katholische Jugendtanztees anzubieten. Als Vertreter der größeren kirchlichen Glaubensgemeinschaft wollte ich diese auch im evangelischen Gemeindehaus machen. Meine Kirchenoberen lehnten das aber ab – es könnten daraus ja „Mischehen“ entstehen, hieß es. Fredi und ich ließen uns nicht beirren, wir luden zu den Jugendtanztees dann eben in dem großen katholischen Gemeindesaal unter deren Kirche ein. Die Tanztees wurden ein Erfolg. Und die Kirchenfunktionäre hatten sogar recht: es ergaben sich später daraus tatsächlich einige „Mischehen“.

Darüber haben wir bei späteren Treffen im Rheinland herzlich gelacht. Danke Fredi für Deine Kreativität und Hartnäckigkeit bei Themen, von denen Du überzeugt warst. Das hat mir viele Jahre später noch geholfen. Ich bin stolz, Dich in meiner Jugend erlebt zu haben. Ruhe in Frieden, lieber Fredi und danke für alles!

Dein Schwabe Gerhard Pfeffer, der sich heute in Siegburg gerne an seinen aus Mähren zugewanderten PR-Freund erinnert.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de