Der Kommunikationskongress 2021 ist vorüber. Das zweite Coronajahr in Folge und die Endphase des Bundestagswahlkampf setzten die Rahmenthemen für ein Branchenevent, dem der Veranstalter das Motto „Aufbrechen“ gegeben hatte. So wurde auch viel über das „Aufbrechen“ von Denkstrukturen und Verhaltensmustern einerseits und „Aufbrüchen“ zu neuen Ufern andererseits gesprochen. Wie haben das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das vor Ort wahrgenommen? Klaus Treichel, Experte für Integrierte Kommunikation und Nachhaltigkeits-Kommunikation und zuletzt viele Jahre als Head of Corporate Communications bei der ABB AG tätig, schildert hier seine persönlichen Eindrücke von den Vorträgen und den Gesprächen am Rande. Für ihn offenbarte sich vielfach „ein tiefer Blick in die Seele der Kommunikationsmanager“.

Von Klaus Treichel (Foto), Berlin

Treichel KlausEndlich! Für viele war der Kommunikationskongress 2021 das erste Event seit eineinhalb Jahren, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur digital, sondern auch physisch zusammengeführt hat. Echte Menschen, Kolleginnen und Kollegen, so richtig face-to-face, in Berlin! Das fühlte sich großartig an!

Und schon am ersten Tag des prall gefüllten Programms ging es nicht nur um das Kongress-Motto „Aufbrechen“. Gefühlt war jeder zweite Kongressbeitrag ein tiefer Blick in die Seele der Kommunikationsmanagerinnen und -manager. Top-Berater und Praktiker, Newcomer und Kommunikationschefs legten Wert auf die Feststellung, dass es heute vor allem auf die Einstellung eines jeden einzelnen ankomme. Dazu gehöre auch, dass Resilienz gegenüber einem sich schnell wandelnden Umfeld aufgebaut werden müsse – kurzum, dass die persönliche Haltung und ein persönliches Wertegerüst zu sehr wichtigen Erfolgsfaktoren avanciert seien. Und auch die Frage nach dem „Purpose“ eines Unternehmens verlange von den Kommunikationsfachleuten heute mehr persönliche Identifikation als noch vor einigen Jahren.

Ein Vortragstitel brachte das heimliche Leitthema schon auf den Punkt: „Was bin ich? Das Selbstverständnis als Kommunikator:in“. Mirjam Berle, deren Vortrag überraschend zur Keynote aufgewertet wurde, sprach vor vollem Saal über ihre Erfahrungen, nachdem sie ihren Job beim Deutschen Fußball Bund (DFB) nach nur neun Monaten geschmissen hatte. Für sie war das kein Scheitern, sondern ein bewusster Schritt, weil nicht der Rückblick, sondern – wie im Marathonlauf – die „nächsten fünf Kilometer immer die wichtigsten sind“. In ihrer nächsten Aufgabe will sie mit Menschen arbeiten, die etwas bewegen wollen – und zwar „fair, ehrlich und ohne zu treten.“ Ein bewegender Vortrag!

Ergebnisse der Quadriga-Berufsfeldstudie 2021 präsentierte Professor Seidenglanz. Danach profitiert die Kommunikationsbranche durchaus von ihrem feinfühligen Vorgehen während der Corona-Krise: So attestiert die Befragung den Kommunikationsmanagern, dass sich die Kooperation mit anderen Funktionen und die Augenhöhe mit der Führungsspitze deutlich verbessert haben.

In der Paneldiskussion dazu betonte Nina Schwab-Hautzinger von BASF, dass aktuelle Trendthemen wie die Nachhaltigkeit die Chance böten, nicht nur eine persönliche Haltung einzunehmen. Das gesamte Unternehmen müsse mitziehen. Und Martin Roth von der DZ Bank ergänzte: „Bei der Nachhaltigkeit müssen wir liefern. Nur so bleiben wir attraktiv für neue Mitarbeiter.“

Dazu passt: Eher weiche Faktoren wie Diversity & Inclusion seien inzwischen mehr als ein Schlagwort. „Selbst Managerstars müssen sich heute zu Teamplayern wandeln“, so Patrick Kammerer von Coca-Cola. Anna-Lena Müller von Siemens forderte, mehr Verständnis für die Bandbreite der Kommunikation zu entwickeln. „Wir dürfen vor lauter Daten unser Bauchgefühl nicht vergessen. Und lernen, für unsere Haltung einzustehen.“

Das ist mein Fazit nach zwei Tagen auf dem KKongress21: Eine Branche übt sich in Selbstreflexion.

Weitere Berichte zum Kommunikationskongress und zum BdKom finden Sie hier im „PR-Journal“ in den Rubriken Verbände, Branche, Studien sowie Preise und Awards.


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