Kommentare Social Media Hacker beim "kicker" – und alle rasten aus
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- von Annett Bergk, Hamburg
Ein Social-Media-Hack beim „kicker“, irritierende Inhalte auf den Kanälen – und sofort die ersten Urteile: „Keine Reaktion. Keine Kommunikation. Keine Professionalität.“ Auf LinkedIn machten sich Kommunikationsprofis Luft. Teils nüchtern beobachtend, teils anklagend, teils schon in Richtung Häme. Und das Erstaunliche: Auch dann noch, als die offizielle Stellungnahme längst online war. Warum?

Sie haben ihr Urteil gefällt, bevor sie überhaupt nachgesehen haben. Sie werfen lieber schnell den Vorwurf in den Raum, statt selbst zu recherchieren. Sie greifen das auf, was ins eigene Erwartungsbild passte, und blenden alles andere aus. Hauptsache, sie sind zuerst laut. Und sichtbar.
Das Problem dabei ist nicht die Kritik an sich. Die gehört zur Branche dazu. Aber die Geschwindigkeit, mit der aus Kritik Bewertung wird und aus Bewertung ein öffentlicher Pranger. Als gäbe es nur noch eine zulässige Reaktionszeit in Krisen. Als sei jede Verzögerung automatisch ein Kommunikationsversagen.
Gerade wir, die wir tagtäglich mit Kommunikation zu tun haben, wissen doch: Nicht jede Reaktion kann in Echtzeit erfolgen. Schon gar nicht, wenn IT-Probleme im Spiel sind. Wenn Zugriffe unklar, Sicherheitsfragen offen, Verantwortlichkeiten verschoben sind. Krisenkommunikation ist oft genau das Gegenteil von sofort und sichtbar. Sie ist Abstimmung. Unsicherheit. Warten. Entscheiden, wann nicht gesprochen wird, weil noch nichts Belastbares da ist.
Klar: Der „kicker“ hätte transparenter und früher kommunizieren können. Dass die offizielle Meldung erst Tage nach den auffälligen Social-Media-Posts erstellt worden sein soll, lädt zur Kritik ein. Gleichzeitig wirft der Fall auch Fragen zur Einordnung auf. Während der Verlag den Vorfall auf den Tag der Stellungnahme datiert, sprechen Kritiker:innen von einem Vorfall, der da bereits zwei Tage zurücklag. Wer da recht hat, lässt sich nicht abschließend klären – und genau darin liegt das Problem: Wir urteilen oft, bevor wir wissen.
Was uns als Branche gut täte, wäre mehr Differenzierung. Weniger Schnellschuss, mehr Kontext. Die Bereitschaft, erst zu prüfen, bevor man postet. Die Frage: Muss das jetzt öffentlich sein oder reicht auch eine direkte Nachfrage hinter den Kulissen?
Denn der Maßstab, den wir an andere anlegen, gilt auch für uns selbst. Wenn wir Professionalität fordern, sollten wir sie auch in unserer Reaktion zeigen. Nicht alles, was spät kommt, ist schlecht. Und nicht alles, was schnell rausgehauen wird, ist richtig.
Für alle, die es genau wissen wollen: Die Stellungnahme des „kicker“ findet sich auf der Website des Olympia-Verlags unter der Rubrik Pressemitteilungen.
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