Kreativität und Innovation Buchcover Ebert Helmut Muench EdithUm es gleich vorweg zu sagen: Das hier vorliegende Werk ist keine leichte Kost. Es ist im engeren Sinne auch kein Lesebuch. Eher erinnert es an ein Lehrbuch. Eventuell ließe sich von einem „Fundbuch“ sprechen. Es erinnert etwas an die Geschichte vom Schlaraffenland. Erst wenn man sich „durch den Reisbrei“ hindurch informiert hat, führt es uns an den Baum der Erkenntnis. Die Autoren haben sich hier ein Thema vorgenommen, das auf den ersten Blick recht akademisch wirkt, in Wirklichkeit jedoch ein breites Fundament ausgießt für Fragen der Ideenfindung und Kreativität im Denken (=Handeln). Hierfür ist das soeben erschienene Werk ein wahrer Wissenspool – ein Schlaraffenland.

Die Autoren

Helmut Ebert lehrt als außerplanmäßiger Professor Linguistik und Organisationskommunikation an der Universität Bonn. Edith Münch ist Coach und erforscht als Doktorandin den Einfluss mentaler Modelle der Führungsverantwortlichen auf die Entwicklung einer staatlichen Mittelbehörde. Beide Autoren haben sich der sprachlichen Erforschung, Begleitung und Gestaltung von Veränderungsprozessen in Organisationen und Institutionen verschrieben.

Die Absicht

Die Autoren wollen für die große Bedeutung sensibilisieren, die die Sprache im Innovations- und Changemanagement spielt. Dabei geht es ihnen um die Einheit von Sprechen, Denken und Handeln im Vorfeld der Ermittlung von neuen Ideen und Perspektiven bzw. Problemlösungen. Damit vertiefen sie für die Veränderungskommunikation einen Gedanken, den der Rezensent seinerzeit als „Vorfeldkommunikation“ in den Diskurs eingebracht hat. Es geht den Autoren um Vorfeld- oder reflexionsthematische Kommunikation, nicht so sehr um die rhetorische Vermittlung neuer Ideen.

Inhalte

Das Buch ist in neun Kapitel aufgeteilt und gibt einen Überblick über das weite Feld kreativer Entscheidungstechniken/-findung: Teil I behandelt das systemische Denken sowie Entscheiden und Problemlösen sowie ein Prozessmodell der Kreativität (S. 5-65), Teil II erläutert die Grundzüge des  individuellen und organisationalen Veränderungslernens (S. 66-85), Teil III beschreibt die Unterschiede zwischen dem visionären, diagnostischen, strategischen, begrifflichen, sprachlogischen und dem kontextuellen Denken (S. 86-136). Teil IV heißt „Denken in Ideen“ und stellt bekannte Kreativitätstechniken vor (S. 137-159). Teil V führt in sprachlich-geistige Techniken des Ideenfindens und Problemlösens ein (S. 160-186). Teil VI widmet sich dem innovativ-kreativen Potenzial des Dialogs im Allgemeinen und dem Stakeholderdialog im Besonderen (S. 187-204). Teil VII stellt die Möglichkeiten der Gestaltung von Unternehmenskulturen vor. Teil VIII widmet sich der Gestaltung von Führungsinstrumenten wie Vision, Purpose und Leitbild (S. 239-259). Teil IX beschreibt und erläutert zwei Formate der Ideen-Vermittlung: das Storytelling und das Erklären neuer Ideen (S. 260-276).

Im Ganzen gesehen ist das Buch von Ebert und Münch dokumentarisch angelegt. Alle Quellen sind gut belegt. Vorteilhaft dabei sind die Literaturangaben hinter jedem Abschnitt. Es ist nicht unbedingt notwendig, das Buch an einem Stück zu lesen. Es steckt voller Wissen, auf welches der Leser selektiv zugreifen kann und sollte. Ebert und Münch gelingt es, wissenschaftliche Grundlagen mit berufsrelevanten Themen zu verbinden wie: die Darstellung herkömmlicher Techniken der Ideenfindung, wie z. B. Brainstorming, Brainwriting oder die TILMAG-Matrix. Daneben enthält das Buch viele sprachliche Zugänge zur Findung neuer Ideen, darunter das funktionale Abstrahieren, das Framing, Fragetechniken, die Arbeit mit semantischen Rollen (Theta-Rollen) sowie zahlreiche dialogische Techniken zur Erzeugung neuen Wissens. Ein weiterer Ansatz führt die Leser ein in die Gestaltung von Führungsinstrumenten (Vision, Purpose, Leitbild) und Unternehmenskulturen (z.B. Genderkultur und Agile Kultur).

Zielgruppen

Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die in Unternehmen für strategische Neuausrichtung, Veränderungsprozesse und Personalführung Verantwortung tragen. Ebenso für Facharbeitskreise und kreative Zirkel. Hier finden sie Handreichungen in Hülle und Fülle.

Titel: Kreativität und Innovation - Wie Sie mit sprach- und denkpsychologischen Kompetenzen Produkte, Personen und Gemeinschaften neu erfinden (Reihe „Sprache – Forschung und Wissenschaft“ Bd. 3); Autoren: Helmut Ebert und Edith Münch; Verlag: Lit Verlag Dr. W. Hopf, Berlin, 2020; Umfang: 276 Seiten; Preis: 34,90 Euro; ISBN 978-3-643-13376-2 (br.), ISBN 978-3-643-33376-6 (PDF)


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal