Social Media Handbuch Nomos Cover 4 AuflageDas Social-Media Handbuch aus dem Nomos Verlag hat sich schon seit längerem seinen festen Platz gesichert, mindestens in der akademischen Fachwelt gilt es als Standardwerk über die Sozialen Medien. Frühere Auflagen wurden durch den Rezensenten an anderer Stelle umfassend rezensiert (M. Kiefer, Unternehmenskommunikation, Recito, Essen 2018, S. 132-134). Deswegen beschränkt sich diese Buchbesprechung vor allem auf die Neuerungen der hier vorliegenden vierten Auflage, empfiehlt diese aber ausdrücklich zur Lektüre.

Zu den bisherigen Herausgebern, den Professoren Daniel Michelis (Digitale Kommunikation, FH Anhalt) und Thomas Schildhauer (Electronic Business insbesondere Marketing, Hochschule der Künste Berlin), hat nun ein weiterer praxisorientierter, im Thema besonders fachkundiger Hochschullehrer, eine aktive Herausgeber-Rolle übernommen. Stefan Stumpp bekleidet eine Vertretungsprofessur für BWL an der FH Anhalt. Er hat sich wesentlich in die Überarbeitung und Neukonzeption des Buches eingeschaltet und zeichnet nun mehrfach neu als Mit-Autor für überarbeitete, aktualisierte Beiträge.

Auffällig gegenüber der vor sechs Jahren erschienenen dritten Auflage ist die deutliche Reduzierung im dritten und letzten Teil des Buches. Waren im dortigen Praxisteil vor sechs Jahren noch zehn Cases abgedruckt, sind es nun nur noch drei. Das schadet dem Buch aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil, es stärkt seine Rolle als Benchmark für Social-Media-Theorie. Denn dieses Handbuch will ja gar kein Praxis-Leitfaden sein. Seine Stärke war die komprimierte Darstellung von Theorie. Dies ist das Thema im Mittelteil des Bandes und er blieb – erfreulicherweise! – im Wesentlichen fast unverändert. Hier wurden und werden die Schlüsselwerke der zumeist amerikanischen Vordenker des modernen Internets und der Social-Media-Welt komprimiert zusammengefasst oder auf andere Art intelligent rezensiert.

Nach fester Überzeugung des Rezensenten gelingt es keinem anderen Fachbuch derzeit so gekonnt, die Schlüssel-Publikationen gleichermaßen kompakt wie präzise wiederzugeben. Die Gedankengänge, Modelle, innovativen Theorien und methodischen Vorschläge von Star-Autoren wie unter anderem Malcolm Gladwell (Tipping Point), James Surowiecki (Die Weisheit der Vielen), Chris Anderson (The Long Tail), Jeff Howe (Crowdsourcing), Clay Shirky (Organisieren ohne Organisationen), Charlene Li und Josh Bernoff (POST-Methode) – allesamt von weltweitem Rang – werden treffend geschildert.

Wer verstehen will, welche so ganz andere Form der Öffentlichkeit durch Social Media geschaffen wird beziehungsweise werden kann, der wird es nirgendwo besser verstehen als durch dieses Buch. Social Media sind eben in erster Linie nicht Technik und Plattform. Sondern eine neue Kommunikationsphilosophie. Eine Mischung von Transparenz, Authentizität, Gratis-Kultur, Schenken und Beschenkt-werden, Zusammenarbeit, Interaktion, Gespräch auf Augenhöhe, Abbau von Hierarchien, von Offen-sein und Offenheit. Diese Kommunikationsform ist nicht von einem erfunden worden, sondern von vielen. Und diese Gesamtschau der neuen Ideenwelt, das ist das Unverwechselbare an diesem Handbuch.

Aber die Herausgeber haben keineswegs übersehen, welche neuen Entwicklungen der vergangenen Jahre auch die Social-Media-Welt weiterhin verändert. Neue Aufsätze sind in diesen zentralen Mittelteil des Handbuches aufgenommen worden. Diese thematisieren die Rolle von Bots, das Dark-Social, die zentrale Stellung von Algorithmen, den Vormarsch der künstlichen Intelligenz.

Überarbeitet und neu gefasst ist weiterhin das erste Drittel des Buches. In diesem Grundlagenteil führen die Herausgeber Stumpp und Michelis gekonnt in die Sozialen Medien ein und bieten einen Leitfaden für Social-Media-Strategie. Weitere sehr aktuelle Beiträge zeigen Geschäftsmodell-Ansätze von Social Media auf (großartige Gesamtschau von Christian Wissing), auch in der modernen Canvas-Variante (Than H. Pam). Neu ist auch der Beitrag zur gesellschaftlich stetig sensibler werdenden Datenschutz-Problematik, speziell nach dem wegweisenden EuGH-Urteil in der Rechtssache Facebook vom 5. Juni 2018, das neuerdings die gemeinsame Verantwortung von Seiten-Betreibern und von Plattform-Betreibern betont (Tobias Knopf/Sebastian Volkmann).

Fazit: Wer einfach nur wissen will, welche konkrete Social-Media-Plattform am besten zum eigenen Tun passt und am liebsten noch einen How-to-do-Leitfaden dazu hätte, der ist hier falsch. Wer verstehen will, wie Social-Media-Kommunikation gelingen kann, der liegt auch mit der vierten Auflage des Handbuches unverändert richtig.

Titel: Social Media Handbuch. Theorien, Methoden, Modelle und Praxis; Herausgeber: Stefan Stumpp / Daniel Michelis / Thomas Schildhauer; Verlag: Nomos, Baden-Baden 2021, 4. Auflage; Umfang: 402 Seiten; Preis: 44,00 Euro; ISBN 978-3-8487-6611-6

Kommunikationskompetenz Moderne U kom Buchcovers Kiefer 2021Über den Autor der Rezension: Markus Kiefer (62) ist Professor an der FOM - Hochschule für Oekonomie und Management. Dort lehrt er BWL, mit dem Schwerpunkt der Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation.
Im Rechtsverlag (Düsseldorf / Stadtlohn) hat er im März 2021 das Buch „Kommunikationskompetenz“ und die Essay-Sammlung „Moderne Unternehmenskommunikation“ veröffentlicht. Das Buch zeigt Wege zu einer zeitgemäßen Führungskräfte- und Organisationskommunikation auf, die zweite Schrift liefert Bausteine und Vorschläge für die Praxis – insbesondere der mittelständischen Unternehmenskommunikation. Zur Verlags-Website mit direkter Bestellmöglichkeit geht es 
hier.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal