Mythos Motivation Neuauflage 21 Sprenger CoverVor nunmehr 30 Jahren geschrieben, ist "Mythos Motivation" inzwischen fast schon ein Klassiker der Management-Literatur. Sein Autor, Reinhard K. Sprenger, hat heute fast schon selbst Legendenstatus: als Bestsellerautor in der deutschsprachigen Management-Literatur und auch als Berater, der in den Chefetagen der führenden deutschen Großunternehmen und Konzerne Dauergast war und ist. Jetzt hat der Campus Verlag eine limitierte Sonderausgabe vorgelegt, in die zusätzlich zwei gewichtige Kapitel aufgenommen wurden. Sprenger setzt sich darin kritisch mit dem viel beachteten "Nudges"-Ansatz von Wirtschafts-Nobelpreisträger Richard Thaler und dessen Co-Autor Cass Sunstein auseinander.

Als der promovierte Philosoph und hochkarätige Experte der Führungskräftekommunikation sein Buch erstmals veröffentlichte, wurde es vor allem als Verriss der vorherrschenden Management-Stile rezipiert. Zu viel Taylorismus, zu viel Autorität, zu viel Ansage von oben. Und vor allem: viel zu viel Anreizsysteme zur Motivierung der Mitarbeiter. Aber diese, so Sprenger, brauchen das alles nicht. Denn sie sind schon motiviert, wenn sie das Unternehmen betreten. Was sollen all die Boni, Leistungs-Prämien, erfolgsabhängigen und ausgeklügelten Vergütungssysteme und Incentives? Alles Folge eines falschen Menschenbildes und eines misstrauischen Führungsstils, so die scharfkantige Analyse.

Wenn er zur Beratung in Unternehmen gerufen wurde, sei er zu Beginn immer mit der gleichen Frage konfrontiert gewesen: Was muss ich tun, um meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren? Zeigen Sie mir bitte Wege, Maßnahmen und Instrumente auf! Der falsche Weg, so der promiente Berater, und antwortete mit der Gegenfrage an die Führungskraft: Wenn denn deine Mitarbeiter so weinig motiviert sind, was hast du denn gemacht, um sie dorthin zu bringen?

Neue limitierte Sonderausgabe mit zwei Zusatzkapiteln

Jedes Bonussystem ein Schlag ins Gesicht von leistungswilligen Belegschaften. Die falsche Botschaft: Ich weiß, dass Du mir nicht die volle Leistung gibst und daher bekommst Du zu Deinem Gehalt dieses oder jenes nur, wenn Du noch ... Schafft all das ab, forderte Sprenger schon damals. Und er tut es heute auch noch mit der gleichen Vehemenz – und mit noch größerer Überzeugung. Der überarbeiteten Neuauflage von 2010 hatte der Management-Vordenker schon eine bitterböse Analyse der Finanzkrise 2008/2009 hinzugefügt. Und in der nun vom Campus Verlag vorgelegten, limitierten Sonderausgabe, setzt er noch einen drauf. Genau, es sind noch zwei gewichtige Kapitel ergänzend aufgenommen worden. Kritisch setzt sich Sprenger mit dem viel beachteten "Nudges"-Ansatz von Wirtschafts-Nobelpreisträger Richard Thaler und dessen Co-Autor Cass Sunstein auseinander. Aus Sprengers Sicht sind auch diese vermeintlichen "Anstupser" letztlich nur verdeckte, im Kern unethische Manipulationen, von Belegschaften ebenso wie von Steuerzahlern. Im ausführlichen Nachwort greift der Autor die wissenschaftliche Debatte und gesellschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre auf und sieht sich vielfach bestätigt.

Was ist die Antwort auf all die scharfsichtig beschriebenen Defizite in Unternehmen? Es ist das richtige Verständnis moderner Führung. Sprenger weist darauf hin, dass bei der Aufnahme seines Buches stets die Kritik an der vorherrschenden Management-Praxis im Vordergrund der Rezensionen und Zitationen stand. Es gäbe aber noch einen dritten Teil und hier seien seine Antworten im richtigen Verständnis von Leadership: Führt die Leute mit Achtung, Wertschätzung und Respekt. Hört ihnen mehr zu, macht weniger Ansagen. Entdeckt die Werte und Motivation und Bindung, die sie mitbringen. Setzt dort an, legt euer falsches, misstrauisches Menschenbild ab. Traut euren Leuten etwas zu – und ermutigt ihre Eigenverantwortung!

Alter Text liest sich sehr frisch

Damit trifft Sprenger nicht nur die Erwartungshaltung der herangewachsenen Generationen "Y" und "Z". Er steht damit auch in bester Gesellschaft von Autoren mit ähnlicher Argumentation, mit weltweiter oder zumindest internationaler Reputation, wie zum Beispiel Steven R. Covey (Die 7 Wege effektiver Führung), Amy Edmondson (Die angstfreie Organisation) oder Wolfgang Jenewein (High-Performance-Teams) – um nur drei zu nennen.

Die Entwicklungen in der fachwissenschaftlichen Debatte, in der Gesellschaft, in der Unternehmensführung haben Reinhard K. Sprenger vielfach bestätigt. Und deswegen liest sich der an sich ja schon relativ alte Text sehr frisch. Daher: Wer sein Verständnis moderner Führungskräftekommunikation erst selbstkritisch analysieren und dann auf ein neues, zeitgemäßes Niveau weiterentwickeln möchte, der liegt hier richtig.

Titel: Mythos Motivation – Wege aus einer Sackgasse; Limitierte Sonderausgabe mit neuen Texten des Autors 2021; Autor: Reinhard K. Sprenger; Verlag: Campus Verlag, Frankfurt am Main 2021; Umfang: 323 Seiten; Preis: 18,00 Euro; ISBN 978-3-593-51485-7

Kiefer Markus Prof FOM kleinerÜber den Autor der Rezension: Markus Kiefer (63, Foto) ist Professor an der FOM - Hochschule für Oekonomie und Management. Dort lehrt er BWL, mit dem Schwerpunkt der Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation.
Im Rechtsverlag (Düsseldorf / Stadtlohn) hat er im März 2021 das Buch „Kommunikationskompetenz“ und die Essay-Sammlung „Moderne Unternehmenskommunikation“ veröffentlicht. Das Buch zeigt Wege zu einer zeitgemäßen Führungskräfte- und Organisationskommunikation auf, die zweite Schrift liefert Bausteine und Vorschläge für die Praxis – insbesondere der mittelständischen Unternehmenskommunikation. Zur Verlags-Website mit direkter Bestellmöglichkeit geht es 
hier.


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