Rezensionen Pressearbeit für Künstler

Rezension von Katharina Knieß, München, k.kniess@tipp-presse.de.

Soeben erschien, komplett überarbeitet, die zweite Auflage des Handbuchs „Pressearbeit in der bildenden Kunst“. Herausgeber ist basis wien, „Dokumentationszentrum, Archiv und umfangreichste Datenbank zu zeitgenössischer Kunst“. Das Buch verspricht „Grundlagen und Tipps für den erfolgreichen Umgang mit Medien in Österreich“. Abgesehen von vielen spezifischen Redaktionsadressen, bietet es aber auch für Künstler in anderen deutschsprachigen Ländern grundlegende Einblicke in diesen wichtigen Bereich.

Die ausführliche Einleitung „Zeitgenössische Kunst und Medien“, den der NZZ-Kunstkritiker Samuel Herzog beisteuerte, führt wichtige Aspekte, Chancen und Missverständnisse im Zusammenspiel von Kunst, Künstlern und Medien auf. Weitere Beiträge gehen auf die Einbindung des Künstlers in die Werk- und mediale Vermarktung ein: Marketing, Werbung, CI und andere Grundbegriffe werden knapp, aber recht differenziert angesprochen, ehe näher auf die österreichische Medienlandschaft eingegangen wird.

In Teil 2, „Tipps und Tricks“, wird konkret aufgezeigt, wie Pressearbeit aufzubauen ist. Hierbei helfen, gut strukturiert, die Beiträge mit ihren Checklisten, anregend unterschiedlichen Stimmen aus der Praxis von Künstlern, Pressearbeitern und Kuratoren sowie – durch das Layout deutlich abgesetzt – informativen Einschüben zu Online-Pressearbeit samt hilfreicher technischer Daten. Es wird viel Wert darauf gelegt, die Adressaten, sprich: den Arbeitsalltag der Redaktionen und Journalisten kennen zu lernen. Eine gute Sicht auf die Dinge, die manchen Mythos vom „böse richtenden“ Kritiker relativiert.

Ein Handbuch, das sich ausschließlich der Medienarbeit für Künstler widmet, ist sonst im deutschsprachigen Bereich nicht erhältlich, sieht man von einigen wenigen Titeln ab, die sich im Rahmen des Themas „Marketing“ der Pressearbeit am Rande annehmen. Darum hätte man sich gewünscht, wenn mit den Praxisbereichen detaillierter umgegangen worden wäre: es fehlen Tipps zum Aufbau eines Presseverteilers, der Recherche nach den Themen im eigenen Schaffen und deren Facettierung je nach Medienart und –anforderung, viele Bereiche wie die Implementierung in Online-Newsletter und –Dienste und die Pressearbeit von Veranstaltern sowie das Thema „Bildrechte“. Auch wird die Dokumentation nicht genauer als PR-Instrument beleuchtet, obwohl sie doch ein wichtiges Kapital effektiver Pressearbeit darstellt. Vielleicht hätte eine unvoreingenommene Sicht von außen solche praxisnäheren Aspekte aufgezeigt – schließlich können Kuratoren und Künstler nicht immer den neutraleren Standpunkt von PR-Verantwortlichen einnehmen.

Sehr hilfreich ist dann der Anhang mit (Kunst-)Medienadressen, wie man sie so konzentriert und umfassend selten findet. Fazit: ein übersichtliches Basis-Werk, dem man trotz seiner Lücken eine weite Verbreitung und eine bald folgende Auflage mit notwendigen Ergänzungen wünscht.

(Hg.) basis wien, mit Textbeiträgen von Anne Katrin Fessler, Peter Kainz, Lioba Reddeker, Andrea Winklbauer: "Pressearbeit in der bildenden Kunst", Wien 2006, 16,50 € (www.basis-wien.at);  ISBN 3-9500831-7-0.

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