Rezensionen Fachbuch Content Creation mit KI Pflichtlektüre für PR-Profis?
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- von Daniel Rottinger, Köln
Beim Thema KI tut sich einiges, wöchentlich gibt es kleine und große Updates der Tools und Inspirationen für PR-Schaffende, wie künstliche Intelligenz bei der Erstellung von Inhalten unterstützen kann. Doch wo beginnt man? Erste Antworten auf diese Frage liefert das Autorenduo Andreas Berens und Carsten Bolk in ihrem Fachbuch „Content Creation mit KI“, das vor wenigen Wochen in einer aktualisierten Auflage im Rheinwerk Verlag erschienen ist.
Wie es den Autoren gelingt, die Fülle an Wissen in kleine Häppchen zu packen und warum diese für Kommunikationsprofis nützlich sind, zeigt diese Buchbesprechung.
Viele Inhalt, aber keine Textwüste
Content Creation: Woran denkst du zuerst? Auf diese Frage erhält man je nach Gesprächspartner unterschiedliche Antworten: Der eine nennt die Erstellung von Blogbeiträgen für ein Unternehmen, um bei Google besser gefunden zu werden, die nächste die Produktion eines Podcasts und ein dritter noch etwas anderes. Genau hier zeigt sich auch, warum es nach Ansicht der Autoren rund 500 (!) Seiten mit konkreten Tipps zur KI-gestützten Erstellung von Text, Audio und Video braucht.
Eine gute Nachricht vorweg: Der Text wird durch Screenshots aufgelockert, und durch die klare Kapitelaufteilung kann man für einen Erkenntnisgewinn auch mal nur ein paar Seiten lesen. Wer sich etwa dafür interessiert, wie die KI beim Schreiben unterstützen kann, springt zum Beispiel direkt zu Kapitel 3. Auf Wunsch wird man auch bei der ersten Nutzung an die Hand genommen und bei der Einrichtung eines ChatGPT-Kontos begleitet.
Leser, die bereits ein Grundverständnis dafür entwickelt hat, was Generative KI ausmacht und nach welchen Mustern die KI-Modelle arbeiten, können den knapp 60-seitigen Einführungsteil weitgehend überspringen und nur bei Bedarf nachschlagen, welche KI-Tools es auf dem Markt gibt und welche Stärken und Schwächen sie haben.
Prompting: Schritt für Schritt zum gewünschten Ergebnis
Ein "Must Learn" dürfte für viele Interessierte sicherlich das Thema Prompting sein. Was ist damit gemeint? Anstatt einfach nur nach Informationen zu fragen, gibt es eine strukturierte Vorgehensweise, um gezielt Befehle an die KI zu geben. Direkt zu Beginn zeigen die Autoren, wie eine schwache Anfrage (Prompt) „Schreibe einen Blogbeitrag über Videoinhalte im Content-Marketing“ so erweitert wird, dass die KI die Aufgabenstellung wesentlich besser versteht. Zwei Verbesserungen des Prompts: Die maximale Textlänge („Insgesamt maximal 400 Wörter“) und die Tonalität („Formuliere im lockeren Stil eines Tutorials“) für die Ausgabe werden spezifiziert. Ein abgedruckter Screenshot zeigt dem Leser, wie eine erfolgreiche Antwort der KI auf den eben erstellten Prompt aussieht. Das ist praktisch, denn so kann man die Ausgabe der KI selbst bewerten, ohne den Prompt zum Beispiel in ChatGPT eingeben zu müssen.
Beispiele aus der Praxis für erste KI-Erfolge
Wer als PR-Verantwortlicher regelmäßig Interviews mit Medien begleitet, erhält im Buch einen Hinweis, wie er den nächsten Termin künftig mit der KI vorbereiten kann. Für (Corporate-)Blogs und Social Media braucht es viele Inhalte – und auch hier können KI-Tools helfen.
Anhand eines Beispiels zeigen die Autoren, wie das Tool zunächst bei der Recherche für einen Beitrag zum Thema „Gartenpflege“ eingesetzt wird. Etwas später wird erklärt, wie mit Hilfe des CoPilot(en) von Microsoft für einen Instagram-Post im ersten Schritt Tipps fürs „Rosenschneiden“ recherchiert und diese im zweiten Schritt zu einer Bildunterschrift ausformuliert werden. Dieses mehrstufige Vorgehen (auch „Chained Prompting“ genannt) ist sehr nützlich, um noch ein bisschen mehr aus der KI herauszukitzeln. Und das Beispiel ist hier gut gewählt.
Wer allerdings einen noch passenderen KI-Entwurf für eine Instagram-Caption erhalten möchte, müsste an dieser Stelle die Teile selbst gedanklich zusammensetzen und CoPilot anweisen, auf Basis bereits vorhandener Insta-Captions deren Stil zu imitieren.
Noch mehr Wissen für KI-Enthusiasten und Food for Thought
Wie bereits eingangs erwähnt, wird neben Textinhalten auch der Einsatz von KI im Audio-, Bild- und Videobereich anhand konkreter Beispiele und Tools vorgestellt. Die Bandbreite der Use Cases ist riesig und das Buch gibt einen guten Überblick und Anregungen, zum Beispiel was bei der Erstellung eines Bildes per KI zu beachten ist und wie der Prompt aufgebaut sein sollte. Oder wie man beispielsweise eine Podcast-Episode per KI transkribieren kann, um die Inhalte noch besser auffindbar zu machen.
Wer bei diesen Themen richtig Feuer gefangen und erste Prompts gemeistert hat, kann das Thema Automatisierung und KI-Workflows vertiefen. Das Buch gibt dazu einige Beispiele – etwa wie man mit dem Tool Zapier einen einfachen Workflow aufbaut, um englische Audiodateien automatisiert in deutsche zu transformieren – und zeigt den Möglichkeitsraum auf.
Neben der Praxis greifen die Autoren auch drängende Branchen-Themen auf, die vor allem die berufliche Perspektive in Marketing / Kommunikation und den Einsatz von KI im kommerziellen Bereich betreffen: So beschreiben die Autoren neue Jobprofile, die unter dem Einfluss von Generativer KI entstehen. In einem eigenen Kapitel erläutert ein Fachanwalt zudem, wie es rechtlich um den Einsatz von KI in der Content Creation bestellt ist. Für Entscheiderinnen und Entscheider hält das Buch zudem Empfehlungen bereit, worauf bei der Implementierung von KI in Unternehmen beziehungsweise Organisationen zu achten ist.
Fazit
Das Buch wirkt mit seinen 500+ Seiten zunächst einmal nicht nach einem Wissens-Snack für zwischendurch. Und doch ist es eine klare Empfehlung für alle Kommunikatoren, die einen Einstieg in die KI suchen und Fachbücher Videokursen & Co. vorziehen.
Die Autoren haben sich viel vorgenommen, indem sie Content Creation so weit fassen und über Text, Audio und Video hinaus Tipps zum Einsatz von künstlicher Intelligenz geben. Das kann zunächst etwas erschlagend wirken, gerade weil das Thema Generative KI für viele noch nicht so alltäglich ist. Gut, dass die Autoren den Einstieg erleichtern, indem sie das Wissen auf das Wesentliche reduzieren und so schreiben, dass es auch ohne technische Vorkenntnisse verständlich ist.
Titel: Content erstellen mit KI – für Marketing, Journalismus, Studium und mehr. Aktualisierte und erweiterte Auflage; Autoren: Andreas Berens und Carsten Bock; Verlag: Rheinwerk Verlag, Bonn 2024; Umfang: 508 Seiten; Preis: 34,90 Euro; ISBN: 978-3-367-10133-7
Über den Autor der Rezension: Daniel Rottinger (34) ist gelernter Redakteur. Er studierte PR in Stuttgart und hat anschließend Start-ups in ihrer Kommunikation unterstützt. Zudem ist er als Kolumnist und Fachbuchautor („Wie kommunizieren Start-ups?“) tätig. Seit 2023 beschäftigt er sich mit dem Einfluss von generativer KI auf die Content-Erstellung und hält Vorträge und Workshops mit dem Schwerpunkt Prompting.
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