Christiane Schulz, CEO von Edelman in Deutschland, legt ein Frühlings-Update zum Edelman Trust Barometer mit neuen Zahlen für Deutschland vor.

Fake-News zum Corona-Virus, Diskussionen über die Impfstoffverteilung und Uneinigkeit über Maßnahmen und Öffnungsschritte: Das Frühjahr 2021 stand für alle Institutionen weiter im Schatten der Corona-Krise. Welchen Institutionen die Deutschen in diesen unsicheren Zeiten ihr Vertrauen schenken, hat sich in den vergangenen Monaten nicht wesentlich verändert. Zwar hat vor allem die Regierung leicht an Vertrauen eingebüßt, dennoch bleibt sie die Institution, der die Deutschen am meisten vertrauen. Das zeigen die aktuellen Daten des Edelman Trust Barometers 2021 Frühlings-Update: „Eine Welt im Trauma“. Darin hat Edelman über 16.800 Menschen in 14 Märkten zwischen dem 30. April und 11. Mai 2021 zu ihrem Vertrauen befragt.

Im Vergleich zum Edelman Trust Barometer 2021, das im Januar veröffentlicht wurde, zeigt das Frühlings-Update: Bei den Deutschen konnten die Regierung mit 55 Prozent (-4 %; global: 56 %, +1 %) und Unternehmen mit 54 Prozent (+/-0 %; global: 62 %, +2 %) im Frühjahr nicht weiter an Vertrauen gewinnen. Dennoch ist in Deutschland das in der Pandemie grundsätzlich gestiegene Vertrauen noch immer deutlich höher als vor dem Ausruf der globalen Krise. Während die Regierung – gefolgt von den Unternehmen – weiterhin die vertrauenswürdigste Institution ist, liegen Medien (53 %; +1 %; global: 51 %, +1 %) und NGOs (47 %; + 1 %; global: 58 %, + 1 %) knapp dahinter.

Große Diskrepanz in der Wahrnehmung von Vertrauen zwischen informierter und breiter Öffentlichkeit

„Es gibt einen großen Unterschied in der Wahrnehmung des Vertrauens der Institutionen zwischen der informierten und der breiten Öffentlichkeit, der besonders für Unternehmen besorgniserregend ist“, so Christiane Schulz, CEO von Edelman in Deutschland. Während die informierte Öffentlichkeit Unternehmen das größte Vertrauen mit 73 Prozent im Vergleich zu den anderen Institutionen ausspricht, erhalten sie von der breiten Öffentlichkeit nur eine neutrale Bewertung von 52 Prozent. Hier klafft die größte Vertrauenslücke mit 21 Prozentpunkten. Bei der Regierung (12 %), den Medien (10 %) und den NGOs (13 %) fällt die Vertrauenskluft insgesamt deutlich geringer aus.

EU: Deutsches Vertrauen stark gesunken

Doch nicht nur bei den Institutionen hierzulande zeigt das Edelman Trust Barometer Frühlings-Update in Bezug auf das Vertrauen eine sinkende Tendenz. Das Vertrauen der Deutschen in die Institutionen der EU hat signifikant abgenommen. Ein Rückgang, der weltweit in 9 von 14 befragten Ländern im Vergleich zu vor der Pandemie zu beobachten ist. Mit 46 Prozent (- 5 %) ist dieser in Deutschland besonders dramatisch. Waren die Deutschen der EU gegenüber im Januar noch neutral eingestellt, so sprechen sie nur fünf Monate später der EU ihr Misstrauen aus.

Infodemie wütet weiter

Traditionelle Medien (54 %; -3 % zu Januar 2021; global: 52 %), Suchmaschinen (49 %; - 1 % zu Januar 2021; global: 53 %) und Social Media (22 %; -3 % zu Januar 2021; global: 34 %) haben bei der Frage nach dem Vertrauen in sie als Quelle für allgemeine News und Informationen hierzulande weiter an Vertrauen verloren und befinden sich auf einen Allzeittief. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es für die traditionellen Medien: Sie liegen mit 52 % hierzulande (global: 40 %) bei der Frage, ob sie als Medienquelle einen guten Job bei der Reduzierung von irreführenden und falschen Informationen machen, deutlich vor den Suchmaschinen (31 %; global: 37 %) und Social Media (18 %; global: 33 %).

Arbeitgeber und CEOs in der Pflicht

66 Prozent der hierzulande Befragten (global: 59 %) sagen, dass sie die Kommunikation des Arbeitgebers als Quelle für Informationen über ein Unternehmen als sehr glaubwürdig einschätzen. Beim Vergleich des Vertrauens in die Institutionen Regierung, Unternehmen, Medien und NGOs kann der eigene Arbeitgeber einen deutlichen Vertrauensvorsprung verzeichnen und im Vergleich zum Januar 2021 diesen noch weiter ausbauen (79 %; +3 %; global: 77 %, +2 %).

Ängste trüben Ausblick auf Normalität

Trotz der ersten Erfolge bei der Bekämpfung der Pandemie machen sich die Menschen weiterhin Sorgen. Global und auch hierzulande geben 65 Prozent der Befragten an, sich mental noch immer in einer Art Pandemie-Modus zu befinden, sich um ihre Sicherheit zu sorgen und dass sie darauf warten, dass die Dinge besser werden.

Diese Unsicherheit verdeutlichen die folgenden Antworten auf die Frage, bei welchen Aktivitäten sich geimpfte und nicht geimpfte Personen sicher fühlen: Rund die Hälfte der allgemeinen Bevölkerung (52 %) fühlen sich hierzulande beim Shopping in Einkaufsläden sicher. Bei den Geimpften sind es etwas mehr (60 %). Damit liegt Shopping jedoch weit vor dem Aufsuchen des Arbeitsplatzes (29 % allgemeine Bevölkerung; 29 % geimpft) sowie davor, Kinder in die Schule zu schicken (24 % allgemeine Bevölkerung; 29 % geimpft).

Besorgniserregend fallen zudem die Antworten auf die Frage nach den negativsten Folgen der Pandemie aus: 59 Prozent der in Deutschland Befragten (global: 55 %) glauben, dass es einen Anstieg an psychischen Erkrankungen geben wird. Weitere 54 Prozent sagen, dass eine Rückkehr in verlorene Jobs nicht möglich sein wird (global: 55 %).

Innovationen und Orientierung: Chancen aus der Krise nutzen

Mit Blick in die Zukunft geben hierzulande nur knapp die Hälfte der Befragten (51 %; global: 64 %) an, dass – so schlimm es auch durch die Pandemie ist – die Krise zu wichtigen Innovationen und Veränderungen zum Besseren führen wird: wie wir leben, arbeiten und miteinander umgehen. 49 Prozent (global: 36 %) hingegen stimmen der Aussage zu, dass die Pandemie keine positiven Anstöße gibt, vielmehr die Gesellschaft gespalten wird und Ressourcen aufgebraucht werden, die für die Lösung anderer sozialer Probleme hätten verwendet werden können. Mit Blick auf die positiven Veränderungen, die die in Deutschland Befragten erwarten, steht die bessere Vorbereitung auf künftige Pandemien (56 %; global: 55 %), Verbesserungen im Gesundheitssystem (51 %; global: 57 %) und eine größere Aufmerksamkeit für den Klimawandel (38 %; global: 37 %) noch vor Innovationen in der Arbeitswelt (34 %; global: 47 %) und einer beschleunigten Entwicklung von Technologien (33 %; global: 39 %).

Für alle Institutionen heißt es jetzt vor allem, in einer anhaltenden Zeit der Unsicherheit, die Chance zu nutzen und auf die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen einzugehen. Der Schlüssel dafür ist eine konsequente und transparente Kommunikation, die Ängste abbaut und alle Menschen einbezieht und adressiert.


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