Für die Sonderstudie wurden 700 institutionelle Investoren in sieben globalen Märkten befragt. (Quelle: Screenshot Edelman-Website)

Im Nachgang zum Edelman Trust-Barometer, das im Januar zunächst mit den globalen Ergebnissen erschienen ist, stellte die größte inhabergeführte PR-Agentur weltweit jetzt die Ergebnisse seiner Sonderstudie „Trust-Barometer Institutional Investors“ vor. Die Studie identifiziert zentrale Themen, die globale Investitionskriterien beeinflussen und zeigt auf, wie Unternehmen das Vertrauen der Investorengruppen stärken können. Für die Studie wurden 700 institutionelle Anleger in sieben Märkten im Zeitraum 11. August bis 3. September 2021 befragt. Edelman führt diese Datenerhebung zu institutionellen Investoren im fünften Jahr durch. Eines der zentralen Ergebnisse: Der Aufbau von Vertrauen in ESG-Aktivitäten (ESG = Environment, Social, Governance) bei Anlegern wird anspruchsvoller.

Die Studie zeigt neue Erwartungen der Anleger in Bezug auf ESG, Klimawandel, Aktionärs- sowie Mitarbeiter-Aktivismus und das Phänomen der Meme-Aktien auf. Neben anderen Erkenntnissen zeigen die Ergebnisse, dass Investoren den Themenkomplex ESG jetzt genauso sorgfältig prüfen wie operative und finanzielle Unternehmensaktivitäten. Allerdings sind die Anleger skeptisch gegenüber ESG-Offenlegungen und -Verpflichtungen. Darüber hinaus erwarten 87 Prozent der global Befragten mehr Rechtsstreitigkeiten bei Unternehmen, die ihre ESG-Versprechen nicht einhalten. Die Umfrage zeigt auch, dass die Investoren an selbstbestimmte Mitarbeiter glauben und den Aktivismus der Mitarbeiter als einen Indikator für eine gesunde Arbeitsplatzkultur ansehen.

„Die Prioritäten und Erwartungen der Investoren ändern sich schnell, und Unternehmen, die nicht Schritt halten, werden es schwer haben, Vertrauen zu gewinnen", sagte Lex Suvanto, Managing Partner und CEO von Edelman Financial Communications. „Unsere Studie zeigt, dass Investoren den ESG-Offenlegungen von Unternehmen nicht trauen und auch nicht darauf vertrauen, dass die Unternehmen ihre ESG-Versprechen einhalten. Gleichzeitig sehen Investoren nun Mitarbeiter-Aktivismus als Zeichen einer gesunden Unternehmenskultur. Dies sind disruptive Kräfte in der gesamten Investmentgemeinschaft, die Vorstände und Führungskräfte der Unternehmen annehmen müssen, um wettbewerbsfähige Kapitalkosten und faire Bewertungen zu gewährleisten.“

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Der Aufbau von Vertrauen in die ESG Aktivitäten von Unternehmen bei Investoren wird anspruchsvoller
    86 Prozent der US-Anleger und 87 Prozent der Investoren in Deutschland sind der Meinung, dass Unternehmen bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse häufig übertriebene Angaben zu ihren ESG-Fortschritten machen. 72 Prozent der Anleger weltweit glauben nicht, dass Unternehmen ihre ESG-Verpflichtungen einhalten werden. Die Anleger sind sich einig, dass Unternehmen, die im Bereich ESG herausragende Leistungen erbringen, eine Prämie verdienen.
  • Die Anleger erwarten eine Zunahme von ESG-bezogenen Rechtsstreitigkeiten
    94 Prozent der US-Anleger (Deutschland: 90 % der befragten Investoren) rechnen mit mehr Rechtsstreitigkeiten, weil Unternehmen ihre ESG-Ankündigungen nicht einhalten.
  • Investoren drängen auf Klimaschutzmaßnahmen
    91 Prozent der Investoren weltweit (USA: 94 %) erwarten, dass die Unternehmen einen Netto-Null-Plan aufstellen und kommunizieren. 88 Prozent der Investoren weltweit würden den Unternehmen dafür einen Aufschlag bei der Bewertung (Premium) zugestehen.
    Allerdings befürchten vier von fünf Investoren weltweit, dass Unternehmen diese Versprechen nicht effektiv umsetzen und damit nicht erreichen werden. In Deutschland erwarten 81 Prozent der Investoren ein Scheitern der Unternehmens-Pläne zur Klimaneutralität, in den USA sogar 92 Prozent.
  • Investoren glauben, dass Aktivismus der Belegschaft ein Zeichen für eine gesunde Arbeitsplatzkultur ist
    85 Prozent der weltweiten Anleger sind der Meinung, dass eine Arbeitsplatzkultur, die die Eigenverantwortung der Mitarbeiter fördert, wichtig für die Vertrauensbildung am Kapitalmarkt ist. 74 Prozent der weltweiten Anleger glauben, dass Mitarbeiter-Aktivismus ein Zeichen für eine gesunde Arbeitsplatzkultur ist.
    Deutschland führt diese Entwicklung an: 81 Prozent der Anleger sehen Mitarbeiter-Aktivismus als Indikator für eine gesunde Unternehmenskultur, gute Führung und/oder eine hoch motivierte Belegschaft.
  • Investoren machen den Vorstand für die Unternehmenskultur verantwortlich
    71 Prozent der Anleger in den USA halten es für wichtig, dass der Vorstand für die Aufrechterhaltung einer positiven Unternehmenskultur verantwortlich gemacht wird. Das Thema zählt neben Angemessenheit der Vorstandsvergütung und öffentlicher Präsenz bei wichtigen Unternehmensentscheidungen zu den drei Top Themen der Investoren.
  • Die Anleger glauben, dass aggressive Maßnahmen des Aktivismus zu Veränderungen führen
    Eine breite Mehrheit aller Investoren sind an einem aktivistischen Investitionsansatz interessiert. In Deutschland geben 87 Prozent der Investoren an, seriöse Aktivisten aktiv anzusprechen, um Veränderungen in Unternehmen zu erreichen, in die investiert werden soll oder in die ein Investment bereits besteht.
    Damit hat sich der Kapitalmarkt Deutschland den Verhältnissen in den USA angenähert. 95 Prozent der US-Investoren sind an einem aktivistischen Investitionsansatz interessiert, und 74 Prozent geben an, dass sie aggressive aktivistische Maßnahmen ergreifen würden. 94 Prozent der US-Investoren wenden sich proaktiv an Aktivisten mit Ideen, um Veränderungen zu bewirken.
  • Corporate Governance und Umwelt sind die Top-Themen der Aktivisten
    Mehr als 74 Prozent der US-Investoren würden sich in Bezug auf die Umwelteffizienz der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens, die Umweltauswirkungen der Lieferkette und die Treibhausgasemissionen für die Aktionäre einsetzen. 81 Prozent werden sich wahrscheinlich in Bezug auf die Corporate Governance (hier: Struktur des Vorstands) engagieren.
  • Kleinanleger entwickeln sich zum nächsten Störfaktor
    75 Prozent der befragten Investoren weltweit sind der Meinung, dass Gespräche in Online-Communities Investitionsentscheidungen beeinflussen. 84 Prozent gehen davon aus, dass "Meme Stocks" einen gezielten Angriff auf institutionelle Anleger darstellen (USA: 89 Prozent).

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