Studien Untersuchung: Kommunikation kommt in Restrukturierungsprojekten zu kurz

Strategische Unternehmenskommunikation hat großen Einfluss auf den Erfolg von Restrukturierungen, erhält aber in der Praxis zu selten die notwendige Aufmerksamkeit. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Agentur Gartner Communications, Neu-Isenburg, an der sich nach eigenen Angaben 70 Restrukturierungsberater, Interimsmanager, Insolvenzverwalter und andere Sanierungsprofis beteiligten. Die Befragten attestieren der strategischen Kommunikation praktisch einhellig einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg einer Restrukturierung oder Sanierung. Im Gegensatz dazu sagt die Hälfte, dass eine angemessene Kommunikation mit der Belegschaft in der Mehrzahl der Projekte aber nicht stattfinde. Drei Prozent sind sogar der Ansicht, dies sei „eigentlich nie“ der Fall.

Die Grafik zeigt Wunsch und Wirklichkeit der Restrukturierungskommunikation. Ihr wird eine starke Bedeutung zuerkannt, aber eine schwache Umsetzung zugeschrieben. (Grafik: Umfrage Gartner Communications 11/22)

Etwas günstiger ist die Einschätzung hinsichtlich der externen Kommunikation. Knapp drei Viertel der Studienteilnehmer sind der Ansicht, der dafür nötige Aufwand werde mehrheitlich betrieben, während gut jeder fünfte einen adäquaten Dialog mit externen Stakeholdern vermisst. Wiederum drei Prozent erleben diesen in der Praxis „eigentlich nie“.

Mangelnde Erfahrung schwächt Position der Kommunikatoren

Als wichtigsten Grund für diese Defizite benennt die Mehrheit der Befragten (67 %) mangelnde Erfahrung der Kommunikationsverantwortlichen im Umgang mit derartigen Ausnahmesituationen. Ein zweiter wesentlicher Faktor sei die geringe Priorität, die das Management der Kommunikation zumisst (58 % Zustimmung bzgl. der internen, 47 % bzgl. der externen Kommunikation). Eine weitere signifikante Hürde bilde mangelnde Klarheit darüber, welchen Erfolgsbeitrag die Kommunikationsaktivitäten leisten (55 % Zustimmung interne, 53 % externe Kommunikation).

Spezialisierte Berater können einen Unterschied machen

Befragt nach Möglichkeiten, die Situation zu verbessern, nennt die Mehrzahl der befragten Restrukturierungsexperten (82 %) eine stärkere Sensibilisierung des Managements für die Bedeutung der Kommunikation. An zweiter Stelle steht eine engere Verzahnung der Kommunikationsplanung mit der generellen Restrukturierungsplanung (66 %), gefolgt von der Einbindung spezialisierter externer Kommunikationsexperten (39 %).

„Die angeführten Gründe und Optimierungsmöglichkeiten bedingen einander“, sagt Agenturinhaber Ulrich Gartner. "Wenn es den Verantwortlichen an spezifischer Erfahrung fehlt, tun sie sich schwer, das datenfixierte Management vom primär emotionalen Wertschöpfungsbeitrag der Kommunikation zu überzeugen. Das erschwert wiederum die dringend notwendige Verzahnung von Kommunikations- und Restrukturierungsplanung. Spezialisierte externe Berater können offensichtlich dazu beitragen, den kommunikativen Aspekten mehr Gehör zu verschaffen.“

Henning Werner, Leiter des Instituts für Unternehmenssanierung und Professor an der SRH Hochschule Heidelberg, ergänzt: „Wir wissen, dass unzureichende Kommunikation den Erfolg von Restrukturierungen und Sanierungen gefährdet. Die Studie zeigt, dass dennoch insbesondere der internen Kommunikation zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Damit setzen Manager das Gelingen des gesamten Projekts aufs Spiel – ein Weckruf an alle, die Veränderungsmaßnahmen wirksam umsetzten wollen!“

Eine komplette Auswertung der Studie ist unter diesem Link verfügbar. Die Umfrage lief vom 13. Oktober bis zum 2. November 2022 via Surveymonkey.