Studien Studie „Profession Kommunikation“ Kommunikationsprofis stecken im KI-Dilemma
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Die aktuelle Ausgabe der Studie „Profession Kommunikation“ von BdKom und Quadriga Hochschule Berlin bringt es an den Tag: die größten Herausforderungen für die gut 1.700 befragten Kommunikatorinnen und Kommunikatoren sind die Intensivierung der Kommunikation, der Einsatz von KI und Populismus. Außerdem macht der aufkommende Fachkräftemangel den Kommunikationsprofis zu schaffen.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Studie in welchen Branchen die Kommunikatoren am meisten verdienen, wo die Budgets am stärksten gestiegen sind und dass sich der Gender-Pay-Gap schneller schließt als im Bundesschnitt.
Die drei größten Herausforderungen: Intensivierung, KI und Populismus
Zu viele Kanäle, zu viele Stakeholder: Die Kommunikationsbranche leidet am Kommunikations-Overkill. Hinzu kommt der immer stärker werdende Populismus, der Kommunikation für viele zum Pulverfass macht. Hass, Zorn und die Angst vorm Shitstorm machen Kommunikationsprofis zu schaffen. KI wird hier – noch – nicht als Lösung gesehen, sondern deren Einführung als zusätzliche Herausforderung eingeschätzt.
Zwei Drittel fürchten Glaubwürdigkeitsverlust für Kommunikation durch KI
Die Hälfte der Befragten meint, dass KI-basierte Datenanalysen dabei unterstützen können, richtige Entscheidungen zu treffen. 62 Prozent sehen in ihnen die Chance, Probleme schneller oder besser zu lösen. Als Risiken sehen 44 Prozent die mögliche Verletzung von Datenschutzbestimmungen, mehr als zwei Drittel fürchten, dass der KI-Einsatz zu Glaubwürdigkeitsverlust führen kann.
BdKom-Präsidentin Regine Kreitz sagt: „Kommunikationsverantwortliche wollen in ihren Organisationen beim KI-Einsatz vorangehen und sogar intern dazu beraten. Doch dafür fehlt es an AI-Readiness. Es braucht daher jetzt Qualifizierung und Mut zum Ausprobieren, denn Expertise von außen zuzukaufen, das gibt der Arbeitsmarkt nicht her.“
Fachkräftemangel: Jede zweite Kommunikationseinheit hat Besetzungsprobleme
Die Studienergebnisse zeigen: Der Fachkräftemangel ist auch in der Kommunikationsbranche angekommen. 71 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass es in den letzten fünf Jahren immer schwieriger geworden ist, offene Stellen zu besetzen. Heute verzeichnet etwa jede zweite Kommunikationseinheit Probleme bei der Besetzung freier Stellen mit qualifiziertem Personal. Das gilt vor allem für Kräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung.
„Inflation fressen Gehaltserhöhung auf“
Laut Studie sind die Gehälter in der Kommunikationsbranche in den letzten drei Jahren im Schnitt um acht Prozent gestiegen. Zeitgleich stieg die Inflationsrate jedoch mit 16 Prozent um das Doppelte. Gut abfedern konnten diese Entwicklung Kommunikationsschaffende in öffentlichen und staatlichen Institutionen. Deren Gehalt stieg im Vergleichszeitraum um 13 Prozent. In Großunternehmen stiegen die Gehälter nur um rund ein Prozent. Im Schnitt verdienen in Unternehmen, Verbänden oder Behörden angestellte Kommunikatoren heute rund 78.000 Euro brutto im Jahr.
Budgetkürzungen: Großunternehmen leiden. Öffentliche Stellen profitieren
In den letzten drei Jahren musste praktisch jede fünfte Kommunikationsabteilung Budgetkürzungen hinnehmen (19 %). Betrachtet man allein die Großunternehmen, ist sogar mehr als ein Drittel betroffen (38 %). Während viele Wirtschaftsunternehmen mit weniger Ressourcen intensiver kommunizieren (müssen), können Kommunikationsabteilungen von staatlichen und öffentlichen Einrichtungen (86 %) und Vereinen, Verbänden und anderen vergleichbaren Organisationen (91 %) aus einem stabilen oder nicht selten sogar besser gefüllten Topf schöpfen.
New Work auf dem Vormarsch. Großunternehmen als Vorreiter
Home-Office ist mittlerweile auch in der Kommunikation in vielen Branchen zum festen Bestandteil der Arbeitskultur geworden. Dabei sind Großunternehmen klare Vorreiter. Hier haben Kommunikatorinnen und Kommunikatoren die größten Freiheiten. In Institutionen gehören zwar Home-Office (96 %) und flexible Arbeitszeiten (65 %) zur Norm, Sabbaticals (30 %) und Workation (18 %) bilden aber noch die Ausnahmen. 35 Prozent wünschen sich mehr Home-Office. Dieser Wunsch ist bei der jungen PR-Generation mit 47 Prozent noch stärker ausgeprägt.
Gender Pay Gap wird kleiner
Der Gender Pay Gap ist auch in der Kommunikationsbranche weiterhin präsent. Dennoch zeigt sich, dass sich die Gehälter zwischen Kommunikatoren und Kommunikatorinnen angleichen. Zwar spielt das Geschlecht beim Einkommen weiterhin eine Rolle. Die Größe der eigenen Organisation, die Jobposition und die Berufserfahrung beeinflussen aber ebenfalls das Gehalt. Unter Einbeziehung dieser Faktoren fällt die geschlechtsspezifische Gehaltsdifferenz mit 9.000 Euro brutto im Jahr kleiner aus als noch im Jahr 2021 (13.000 Euro). Damit ist der Gender Pay Gap heute deutlich kleiner als im Bundesdurchschnitt.
Nachdem der Frauenanteil im Berufsfeld seit 2005 beständig gewachsen ist, verharrt er im Zeitraum 2021 bis 2024 erstmalig stabil bei etwas über 60 Prozent. Auch auf Leitungspositionen ist die Mehrheit inzwischen weiblich. Was die Diversität angeht, so beschäftigt heute hinsichtlich Ethnie und Nationalität die Hälfte der Kommunikationsteams Menschen mit internationalem oder Migrationshintergrund. 16 Prozent der Einheiten beschäftigen Menschen mit körperlichen, elf Prozent solche mit psychischen Einschränkungen.
In diesem Jahr nahmen 1.719 Personen teil. Die vollständige Studie „Profession Kommunikation“ steht hier zum Download zur Verfügung.
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