Global Women in PR, die Mitgliedsorganisation für Frauen in leitenden PR-Positionen, fordert Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter in der PR-Branche. Grundlage für die Forderung sind die Ergebnisse des ersten GWPR-Jahres-Index‘. 678 PR-Experten aus 37 Ländern nahmen an der Studie teil, die erhebliche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern am Arbeitsplatz aufdeckte. Obwohl laut Untersuchung zwei Drittel der weltweiten Arbeitsplätze in der PR von Frauen besetzt sind, spiegelt sich das in den Führungsetagen nicht wider. In den Vorständen und Geschäftsführungen dominieren die Männer, sie stellen hier 62 Prozent des Führungspersonals.

Dass Inklusion und Vielfalt auch in Führungsetagen gelingen könne, zeige ein Blick auf Unternehmensberatungen wie MyKinsey, wird in dem Bericht angeführt. Die PR habe da noch einen langen Weg vor sich. Die Mehrheit der Befragten (64 %) glaubt, dass mehr Frauen in den Vorstandsetagen die Rentabilität verbessern würde und gar 81 Prozent glauben, dass mehr getan werden müsste, um Frauen zu helfen in Führungspositionen zu gelangen.

Die Umfrage zeigt, dass es für Frauen wesentlich unwahrscheinlicher ist als für Männer, Unterstützung für ihre Karriereziele zu erreichen. Dazu gehören Mentoring, Schulungs- und Networking-Möglichkeiten, Arbeitsleistungsboni und Beförderungen. Es überrascht die Autorinnen der Studie daher nicht, dass dies den beruflichen Werdegang vieler Frauen in der PR beeinflusst.

Kinderbetreuung als Hürde für die Karriere

Der GWPR Jahres-Index untersuchte auch, welche Barrieren für Frauen existieren, um in Senior-Positionen aufsteigen zu können. Die befragten Personen waren mit überwältigender Mehrheit (80 %) der Meinung, dass die größte Hürden Kinderbetreuung und weitere Betreuungsaufgaben in der Familie seien. Mehr als ein Drittel (35 %) der Befragten sind der Ansicht, dass sich Familienzeiten negativ auf ihre Karriere auswirkt, wobei 42 Prozent der Frauen sagen, dass sie allein die Verantwortung für die Erziehung der Kinder zuhause übernehmen.

Die Umfrage bringt klar hervor, dass Mutter zu werden, die Karriereentwicklung von Frauen bremst. 39 Prozent der Befragten glauben, dass Frauen mit Kindern langsamer gefördert werden, während die Vaterschaft den Karrierefortschritt von Männern nur unwesentlich beeinträchtigt. Zudem gaben 24 Prozent der Eltern, die die Umfrage vollständig beantwortet haben, an, dass ihre Arbeitgeber keine bezahlte Elternzeit anbieten.

Zwei Drittel (67 %) waren der Ansicht, dass die allgemeine Schwierigkeit, Berufs- und Familienleben in Einklang zu bringen, speziell für Frauen den Aufstieg in Führungspositionen stark einschränkt.

Flexibles Arbeiten wird von Arbeitgebern negativ wahrgenommen

Die Befragung behandelte darüber hinaus dann aber auch die Frage, was Unternehmen also tun können, um weibliche Talente zu halten und in Führungspositionen zu bringen, so dass hier ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Frauen und Männern entsteht. Ganz oben auf der Liste steht der Wunsch nach flexiblem Arbeiten (70 %); 47 Prozent der befragten Frauen möchten außerdem aus der Ferne arbeiten können und 40 Prozent wünschen sich flexible Start- und Endzeiten. Ein Fünftel der Frauen (20 %) beklagen dabei, dass flexibles Arbeiten von ihren Arbeitgebern negativ wahrgenommen werde.

Kein Instrumentarium gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Schließlich befasste sich der Jahres-Index mit der Frage der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz. Ein Drittel der befragten Frauen hatte dies erlebt. 60 Prozent davon berichteten dies allerdings nicht ihrem Arbeitgeber. Mehr als ein Drittel (35 %) sagten, ihr Unternehmen habe keine Richtlinien oder Schulungen für den Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

Melissa Waggener Zorkin, Global CEO und Gründerin von WE, kommentierte die Forschungsergebnisse so: "Das ist inakzeptabel. Wir können einfach nicht warten, bis unsere Industrie aufholt. Für mich bedeutet dies, die Gleichstellung der Geschlechter auf der Führungsebene und im gesamten Unternehmen zu gewährleisten."

Nitin Mantri, Präsident der International Communications Consultancy Organisation (ICCO), fügte hinzu: "Die PR-Branche muss jetzt handeln. Wir brauchen mehr Mentoring-Initiativen, gleiche Bezahlung, flexible Arbeitszeiten für Frauen, die Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen müssen, und Rückkehrerprogramme in Einklang bringen müssen. Es ist auch entscheidend für Organisationen, Geschlechterstereotypen zu beseitigen und die Einstellungen dazu zu ändern. Sexismus ist in vielen Organisationen immer noch ein Thema. Wir brauchen also Führungstrainings, um unbewusste Voreingenommenheit und Vorurteile aufzubrechen. "

Angela Oakes, Mitbegründerin von GWPR, kommentierte: "Die Ergebnisse bilden eine globale Analyse ab, die aufzeigt wie es um Frauen in der PR bestellt ist. Der GWPR Annual Index wird damit zum Referenzbericht über Geschlechterfragen, die die PR-Branche betreffen. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir durch ein besseres Verständnis der Ungleichheit am Arbeitsplatz zwischen den Geschlechtern die dringenden Veränderungen vornehmen können, die unserer Industrie und der nächsten Generation von Frauen in der PR gut tun.“

Hintergrund

Der GWPR ANNUAL INDEX, der von der Forschungsagentur Opinium gesponsert und durchgeführt wird, ist Teil eines Fünfjahresplans der GWPR, um die Probleme, die Frauen in der Branche haben, endgültig zu verstehen und ihre Fortschritte auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter weltweit zu messen. Die Untersuchung wurde im Rahmen einer Online-Umfrage im Zeitraum Juli-August 2019 durchgeführt. Über 678 PR-Profis nahmen an dieser Umfrage teil. #GWPRAnnualIndex

Hier geht es direkt zum GWPR Annual Index 2019.


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