Beim Rückblick auf 2019 dürfte sich für PR- und Kommunikationsagenturen große Freude breit machen, beim Ausblick auf 2020 hingegen stehen die Sorgen im Vordergrund. Doch halten wir uns zunächst an die Chronologie: Das Jahr 2019 war für die Agenturbranche ein Rekordjahr. Das 24. Pfeffer-Ranking zu Agentur-Umsätzen und -Mitarbeiterentwicklung liefert die Zahlen dazu: Die teilnehmenden 138 Agenturen erwirtschafteten einen Gesamthonorarumsatz von 820,72 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von 8,8 Prozent. Auch bei der Mitarbeiterentwicklung zeigt die Kurve steil nach oben. Zum 31. Dezember 2019 waren 7.113 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den PR- und Kommunikationsagenturen beschäftigt, eine Steigerung von 9,7 Prozent. Neuer Branchenprimus wurde die Hamburger Agenturgruppe fischerAppelt, sie löste den Spitzenreiter der vergangenen acht Jahre, die mc group, ab. Weitere Informationen auch hier in unserem Sonder-Newsletter vom 27. April.

Doch was sind diese Zahlen vor dem Hintergrund der Corona-Krise aktuell noch wert? Wie sehr trübt die Entwicklung rund um die Corona-Pandemie aktuell die Stimmung? Wir wollten es genau wissen und haben gemeinsam mit der Schuhmann Personalberatung, Köln, die Teilnehmer am Ranking zwischen dem 15. und 20. April dazu befragt, die Ergebnisse sind also aktuell.

Rückläufige Geschäftsentwicklung für 80 Prozent der Agenturen

Die Momentaufnahme zeigt folgendes Bild: Bei 80 Prozent ist die Geschäftsentwicklung in März und April 2020 rückläufig. Dabei verzeichnen aktuell 42 Prozent einen Rückgang der Umsatzzahlen um bis zu zehn Prozent, 27 Prozent haben Umsatzeinbußen zwischen zehn und 50 Prozent festgestellt, zehn Prozent haben noch größere Verluste.

Der Blick auf die zu erwartenden Honorarumsätze für das gesamte Jahr zeigt jedoch eine etwas optimistischere Sicht: Demnach geht ein Drittel (34 %) der Agenturen davon aus, dass es zu keinem Rückgang kommt. So erwartet jede fünfte Agentur (19 %) eine Steigerung und 15 Prozent gehen davon aus, dass es zu einer Stagnation kommen wird. Von einer rückläufiger Geschäftsentwicklung von bis zu zehn Prozent gehen 28 Prozent der Agenturen aus. Starke Einbußen von 20 Prozent und mehr erwarten 31 Prozent der teilnehmenden Agenturen für das Gesamtjahr. Was die Personalentwicklung für 2020 betrifft, so gehen fast zwei Drittel der teilnehmenden 74 Agenturen von einem gleichbleibenden (44 %) oder gar steigenden (21 %) Personalbedarf bis zum Jahresende 2020 aus.

Schuhmann Ulrich Gf Schuhmann PB 2020"Angesichts des erwarteten Rückgangs der Kundenetats bis zum Jahresende 2020 eine durchaus erfreuliche Entwicklung“, meint Ulrich Schuhmann (Foto), Geschäftsführender Gesellschafter der Schuhmann Personalberatung. „Agenturen versuchen offensichtlich ihre Teams so lange es geht zusammenzuhalten, um sie danach nicht wieder mühsam aufbauen zu müssen.“

Lesen Sie hier im „PR-Journal“ weitere Details zur Auswertung aktuellen Befragung.

Pfeffer: „Stimmung aktuell sehr getrübt“

Wie auch immer die Zahlen für 2020 dann tatsächlich ausfallen, ein Vergleich zu den bestechenden Zahlen von 2019 verbietet sich, zu unterschiedlich sind die Entwicklungen vor allem im Hinblick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Und doch stellt sich die Frage, was die Zahlen aus 2019 jetzt noch wert sind.

Pfeffer Gerhard 2017 Foto Hansen HennefGerhard Pfeffer (Foto), Gründer und Herausgeber des „PR-Journals“, versucht die Ergebnisse seines 24. Rankings einzuordnen: „Zunächst einmal sind die Zahlen von 2019 für die PR- und Kommunikationsagenturen äußerst erfreulich. Gerade auch im Vergleich zu den Angaben aus dem GWA-Frühjahrsmonitor – durchschnittliches Wachstum von 1,5 Prozent – und dem Ranking der inhabergeführten Agenturen von ‚Horizont‘, ‚W&V‘ und dem GWA – ebenfalls 1,5 bis zwei Prozent – stehen die Agenturen mit PR-DNA sehr gut da. Doch natürlich – und dafür haben wir ja gleich die aktuellen Zahlen mitgeliefert – ist die Stimmung derzeit sehr getrübt. Deshalb hoffe ich sehr, dass die wirtschaftlich guten Ergebnisse aus den Vorjahren ‚unseren‘ Agenturen aus der PR helfen, die aktuelle Krise möglichst unbeschadet zu meistern. Doch ich bin mir bewusst, dass das je nach weiterer Entwicklung der Krise nur ein frommer Wunsch ist.“

Bärenstarkes Jahr 2019 für die PR- und Kommunikationsagenturen

Wie gut die PR- und Kommunikationsagenturen bis zum Beginn der Krise dastanden, zeigt nochmal ein genauerer Blick ins Ranking für 2019. Eingeflossen sind die Daten, die bis zum Stichtag 15. April 2020 vorlagen. Eingeladen waren alle PR-Agenturen und -Berater in Deutschland. 31 der teilnehmenden Kommunikationsdienstleister (22,5 %; im Vorjahr waren es noch 26,8 %) haben ihre Ergebnisse mit Testaten belegt. Nach schon guten Gesamtzuwächsen in den Vorjahren (siehe Grafik) hat sich der Aufwärtstrend im vergangenen Jahr mit 8,8 Prozent wieder klar verstärkt. Der Durchschnitts-Pro-Kopf-Umsatz betrug für das Jahr 2019 knapp 110.000 Euro.

PR Agenturranking 2015 2019 Grafik 2020 gross

Die Grafik (© PR-Journal) zeigt die Wachstumsraten beim Honorarumsatz (grün) und der Mitarbeiterentwicklung (grau) von 2015 bis 2019.

Der Anteil der 34 Agenturen, die der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) angehören, liegt 2019 mit 428,1 Millionen Euro auch deutlich über den Zahlen von 2018 (363,5 Mio. €). Damit macht der Anteil der GPRA-Agenturen am ermittelten Gesamtumsatz nun 52,2 Prozent aus.

Neuer Spitzenreiter: fischerAppelt Agenturgruppe

Zum ersten Mal seit acht Jahren gab es im Umsatz- und Mitarbeiterranking der PR- und Kommunikationsagenturen einen Wechsel an der Spitze. Die Hamburger Agenturgruppe fischerAppelt konnte den Serienspitzenreiter der vergangenen Jahre, die mc group, ablösen. Der Grund liegt vor allem im Kauf der Kreativagentur Philipp und Keuntje (PUK). Das bescherte fischerAppelt nicht nur einen Umsatzsprung um 24 Millionen Euro von 58,7 in 2018 auf 82,7 Millionen Euro (+ 40,9 %) in 2019, sondern auch ein Mitarbeiterwachstum um 210 auf nun 714.

Wesselmann Matthias Vorstand fischerAppelt kleinMatthias Wesselmann (Foto), Vorstand bei fischerAppelt, weist zusätzlich darauf hin, dass die Steigerung nicht alleine durch den Zukauf von PUK zu erklären ist: „Mit Philipp und Keuntje haben wir unser kreatives Profil im Markt 2019 massiv geschärft – und auch einen großen Sprung beim Honorar gemacht. Aber auch die anderen Bereiche liefen sehr gut, PR und Content Marketing mit Blick auf die absoluten Zahlen, Performance Marketing und digitale Angebote mit Blick auf das relative Wachstum.“ Im Hinblick auf das laufende Jahr sagte Wesselmann: „Das Jahr 2020 startete hervorragend mit vielen Pitchgewinnen und wachsenden Budgets. Dann kam Corona, und auch wenn wir aktuell noch gut vor der Krisenwelle sind, rechnen wir in diesem Jahr mit einem Rückgang des Geschäfts – Events sind davon stark betroffen, PR und Content Marketing eher weniger.“

Weitere Stimmen von Agenturvertretern zu den Ergebnissen des Rankings gibt es hier in unserem Sonder-Newsletter vom 27. April 2020.

Der Blick auf die weiteren Top-10-Agenturen zeigt ein uneinheitliches Bild. Edelman (Platz 3; - 15 %) und Oliver Schrott Kommunikation (Platz 7; - 4,5 %) vermeldeten sinkende Honorarumsätze, die Agenturgruppe Ketchum konnte das Vorjahresergebnis halten. Ein leichtes Wachstum (+ 2,1 %) weist Media Consulta (Platz 2; 63,02 Mio. €) aus. Alle weiteren Agenturen der Top 10 freuen sich über ein mindestens zweistelliges prozentuales Umsatzplus: Serviceplan Content Group (Platz 5; + 19,1 % auf 28,68 Mio. €), achtung! mit 45 Prozent Zuwachs die Agentur mit dem größten Plus unter den Top 10 (Platz 6; 27,83 Mio. €), BCW (Platz 8; + 21 % auf 24,97 Mio. €), Weber Shandwick (Platz 9; + 14,5 % auf 24,38 Mio. €) und Faktor 3 (10. Platz; + 10,6 % auf 20,14 Mio. €).

Rang
2019
(2018)
Agentur Honorar 2019
in Mio. €
Honorar
+/- in %
Mit­arbeiter
+/-
1
(2)
fischerAppelt Agenturgruppe
Hamburg
82,70
(58,69)
+ 40,9 714
+ 210
2
(1)
mc group
Berlin
63,02
(61,75)
+ 2,1 347
+ 6
3
(3)
Edelman (Agenturgruppe)
[Edelman, Edelman Digital, Zeno]
Frankfurt am Main
40,75
(47,92)
- 15 314
- 58
4
(4)
Ketchum (Agenturgruppe)
[Ketchum Pleon, Emanate, Brandzeichen]
Düsseldorf
34,06
(34,06)
0 262
0
5
(6)
serviceplan Content Group
München
28,68
(24,08)
+ 19,1 214
+ 40
6
(10)
achtung!
Hamburg
27,82
(19,12)
+ 45,5 174
+ 25
7
(5)
Oliver Schrott Komm­unikation
Köln
27,80
(29,10)
- 4,5 238
- 12
8
(8)
BCW (Burson Cohn & Wolfe)
Frankfurt am Main
24,97
(20,64)
+ 21 227
+ 55
9
(7)
Weber Shandwick (CMGRP) (Agenturgruppe)
München
24,38
(21,28)
+ 14,5 178
+ 16
10
(11)
Faktor 3
Hamburg
20,14
(18,20)
+ 10,6 221
+ 10
Copyright Gerhard Pfeffer / pr-journal.de 2020

63 Spezialrankings

Das Pfeffer-Ranking hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Branchenindikator entwickelt. 16 Bundesländer, acht Ballungszentren, 20 Branchen, elf Marktsegmente – insgesamt gibt es neben dem Gesamtranking noch weitere 63 Spezialrankings. Und die bieten für viele Unternehmen, die Agenturunterstützung suchen, wertvolle Hilfe bei der Suche nach dem passenden Partner. Das Ranking trägt somit auch zur besseren Sichtbarkeit der Agenturen bei und unterstützt sie in ihrer Akquise. Mit Hilfe dieses Links gelangen Sie in den Datenbankbereich der „PR-Journal“-Website, dort finden sich die genannten Spezialauswertungen.

Das PR-Agenturumsatz- und -mitarbeiterranking für das Jahr 2019 startete im Februar 2020. Alle Agenturen und Berater in der PR-Datenbank der PR-Journal Verlag GmbH wurden angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen. Zusätzlich geschah dies per Berichterstattung auf der „PR-Journal“-Website und im Newsletter. Die ins Ranking eingeflossenen Daten der 138 teilnehmenden Agenturen sind die, die bis zum 15. April 2020 vorlagen.

Direkt zum Gesamtranking und den Spezialauswertungen geht es hier.


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