Digitalisierung der Stakeholder-Kommunikation und interner Workflows hat Top-Priorität für eine Mehrzahl der Befragten in Kommunikationsabteilungen und -agenturen in Europa. (Quelle: European Communication Monitor 2021)

Die Ergebnisse des European Communication Monitor (ECM) 2021 wurden heute in einem Online-Event der European Association of Communication Directors (EACD) in Brüssel präsentiert. Die diesjährige Auflage der weltweit größten Studie der Kommunikationsbranche stützt sich auf die Befragung von 2.664 Kommunikationsverantwortlichen in 46 europäischen Ländern und liefert wertvolle Einblicke in PR, Unternehmens- und Organisationskommunikation. Neben der digitalen Transformation der Kommunikation als Schwerpunktthema stehen die Nutzung von Videokonferenzen in der Stakeholder-Kommunikation und die sich wandelnde Rolle von Kommunikationsverantwortlichen im Fokus.

Außerdem werden Gehälter, strategische Kernthemen und die Eigenschaften exzellenter Kommunikationsabteilungen untersucht. Ländervergleichende Analysen stehen für 22 europäische Staaten zur Verfügung. Stichprobenziehung, theoretische Fundierung und statistische Auswertungsmethoden entsprechen wissenschaftlichen Standards. Die Studie wurde von einem Forschungsteam renommierter Universitäten aus ganz Europa durchgeführt und unterstützt.

Studienleiter Professor Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig erklärt: „Kommunikationsverantwortliche schauen jetzt schon auf die Zeit nach der Pandemie. Klar ist: Es wird weder eine Rückkehr zur alten Normalität geben noch wird die Kommunikationspraxis der Zukunft heutigen Routinen entsprechen. Die PR wird auf allen Ebenen digitalisiert und der eigene Beitrag zur Wertschöpfung muss künftig noch klarer aufgezeigt werden. Kommunikationsverantwortliche sollten sich der strategischen Herausforderungen bewusst werden und in neuen Rollen den Erfolg der eigenen Organisation unterstützen.“

„Videokonferenzen bieten viel ungenutztes Potential“, sagt Thomas Leitner, Vice President Cision D/A/CH, die die Studie als Partner unterstützt haben. „Während der Kanal vor allem in der Mitarbeiterkommunikation schon intensiv genutzt wird, können Kommunikationsverantwortliche zukünftig auch im Austausch mit Politik und Medien stärker davon Gebrauch machen.“

„Kommunikation ist ein extrem facettenreicher Beruf“, so Christine Stock, Leiterin Human Resources bei Fink & Fuchs aus Wiesbaden, die Digitalpartner der Studie sind. „Die Studienergebnisse zeigen: Berufseinsteiger übernehmen zunächst meist Kommunikationsaufgaben. Später kommen dann unternehmensstrategisch ausgerichtete Rollen wie die des Advisor oder Coach hinzu.“

CommTech und digitale Infrastrukturen

Die Ergebnisse der 15. Auflage des European Communication Monitor zeigen, dass die Einführung neuer Software und digitaler Tools als dringend notwendig, aber gleichzeitig auch als große Herausforderung wahrgenommen wird. Eine überwiegende Mehrheit der europäischen PR-Profis betont die Relevanz von Digitalisierung der Stakeholder-Kommunikation (87,75) und dem Aufbau digitaler Infrastrukturen zur Unterstützung interner Workflows (83,9%).

Allerdings ist das derzeitige Digitalisierungslevel oft ernüchternd: Drei von vier Kommunikationsabteilungen und -agenturen haben Erfahrung in der Nutzung externer Plattformen in der Kommunikation mit ihren Anspruchsgruppen und in der Bereitstellung von Lösungen für kollaboratives Arbeiten. Aber nur eine Minderheit ist versiert darin, digitale Tools für kommunikationsspezifische Aktivitäten wie den Umgang mit digitalen Assets bereitzustellen. Insgesamt unterscheidet sich das Digitalisierungslevel signifikant zwischen unterschiedlichen Organisationstypen: Börsennotierte Unternehmen liegen klar vorne und Kommunikationsabteilungen im öffentlichen Sektor hinken hinterher.

Videokonferenzen in der Stakeholder-Kommunikation

In der Pandemie mussten viele Kommunikationsverantwortliche auf Videokonferenzen setzen. Dabei stellt sich die Frage, ob entsprechende Plattformen auch in einer „Post-Corona“-Welt genutzt werden wird. Die meisten Befragten antizipieren eine Erwartung seitens ihrer Organisation, weiterhin per Videokonferenzen zu kommunizieren (73,5%) – gleichzeitig befürchten viele unzureichende Unterstützung (62,0%). Insgesamt werden sich Videokonferenzen laut Einschätzung der Studienteilnehmer etablieren: Drei von vier Kommunikationsverantwortlichen wollen den Kanal auch nach der Pandemie nutzen. Allerdings zeigen sich Unterschiede im Ländervergleich mit signifikant geringerer Akzeptanz in Ost- und Südosteuropa.

Zukünftige Rollen für Kommunikationsverantwortliche

Kommunikationsverantwortliche haben vielfältige Aufgaben – von der Erstellung von Inhalten und dem Dialog mit Stakeholdern über die Steuerung der eigenen Einheiten über das Kommunikationscoaching von Kollegen bis hin zur Unterstützung des Top-Managements bei Business-Entscheidungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten in ihrer täglichen Arbeit mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen. Ausgehend von einem Bezugsrahmen mit fünf unterschiedlichen Rollen zeigt die Studie, dass die traditionelle Kommunikator-Rolle dominiert und vom größten Anteil der Befragten häufig ausgeübt wird (42,8%). Dahinter folgen die Rollen als Manager (31,1%), Coach (27,7%), Advisor (26,2%) und Botschafter (23,7%).

ECM 2021 Grafik Rollen von Kommunikatoren Abb 5

Grafik: Kommunikationsverantwortliche erfüllen in ihrer täglichen Arbeit mehrere Rollen gleichzeitig. (Quelle: European Communication Monitor 2021)

Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet, dass die Coach- und Advisor-Rollen an Relevanz zunehmen werden. In der Praxis werden sie häufig simultan ausgeübt. Kommunikationsverantwortliche in der Rolle des Advisor unterstützen meist Top-Manager oder Leiter anderer Bereiche. Sie haben zumeist mehr als zehn Jahre Berufserfahrung und spezialisierte Managementtrainings oder Weiterbildungen in strategischer Entscheidungsfindung absolviert.

Der vollständige Ergebnisbericht steht kostenlos zur Verfügung auf der Website zum European Communication Monitor 2021. Weitere Informationen, alle Ergebnisberichte früherer ECM-Studien und ein Benchmarking-Tool zum Abgleich eigener Erfahrungen mit dem ECM-Datenpool finden sich hier auf der ECM-Website.


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