Sie gaben beim LPRS spannende Einblicke ins Innenleben von Agenturen.

Den Studienabschluss in der Tasche – oder auf den letzten Metern dorthin – fragen sich viele Absolventinnen und Absolventen: Passe ich in eine Agentur? Und welche Agentur passt denn zu mir? Teils unerwartete Antworten und Impulse lieferten Kommunikationsprofis aller Karrierelevel im Rahmen der lebhaften Diskussion der „PR-Journal“-Roadshow „GPRA im Dialog“, die am 26. Oktober bei den Leipziger Public Relations Studierenden e.V. (LPRS) virtuell gastierte.

Vom Youngster zur Chefin – so blicken verschiedene Karriere-Level aufs #Agenturlife

„Ich habe noch nie so viel gelernt wie in diesem halben Jahr“, resümiert Larissa Lindner ihr Praktikum bei der Agentur Blumberry. Seit Jahresbeginn arbeitet sie dort nun als Trainee und konstatiert: „Theorie und Praxis unterscheiden sich oft doch sehr stark. Was gute Beratung ausmacht, lerne ich bei Blumberry jetzt durch Hands-on-Mentalität, meinen mich vertrauensvoll unterstützenden Mentor und nicht zuletzt durch Fragen, Fragen, Fragen.“

Jasmin Schmidt, Senior Social Media Managerin bei Weber Shandwick, startete ihre Agenturkarriere vor gut drei Jahren. „Ich hatte schon mehrere Praktika gemacht – alle in Unternehmen. Ich wollte aber in die Agentur, weil ich mir von der Arbeit dort mehr Abwechslung versprach. Diese Erwartung wurde nicht enttäuscht.“ Heute berät sie Kunden verschiedener Branchen, plant und realisiert budget- und teamverantwortlich Kampagnen.

„Beraten lerne ich nur, wenn ich auch berate“, sagt Tobias Bruse, Director Strategie bei komm.passion, und hebt damit die starke Praxisorientierung im Agenturgeschäft hervor. Keine noch so gute Verhandlungssimulation an der Uni habe ihn auf Situationen vorbereiten können, in denen er sich gegenüber gestandenen CEOs durchsetzen musste. „Ich mache das für zwei oder drei Jahre“, dachte er zu Beginn seiner Agenturzeit, die nun bereits sieben Jahre währt. 

Jelena Mirkovic, Geschäftsführende Gesellschafterin bei komm.passion und GPRA-Präsidiumsmitglied, hat als studierte Biologin das perfekte Arbeitsumfeld für sich in der Agenturwelt gefunden: „In Unternehmen erfolgt oft eine frühzeitige Spezialisierung – doch zu Beginn einer Karriere kann das zu sehr einengen. Agenturen dagegen bieten die Möglichkeit zum Spurwechsel. Wir können Stellenprofile entlang der Menschen entwickeln.“

GPRA Berufsbezeichnungen in Agenturen Jobprofile

Mehr als nur Consultant oder Texter: Vielseitige Jobprofile gibt es Agenturen. (© GPRA)

Soziale Kompetenzen als Schlüssel zum Erfolg

Agenturen sind längst nicht mehr nur verlängerte Werkbank für ihre Kunden. „Wir sind strategischer Leuchtturm, Trendtreiber, Problemanalysten mit passenden Lösungsideen“, umschreibt Mirkovic das Selbstverständnis der GPRA-Agenturen. Um immer komplexeren und anspruchsvollen Aufgabenstellungen gerecht zu werden, braucht es diverse Teams aus unterschiedlichsten Spezialisten – und echte Beraterpersönlichkeiten. „Ein Studium vermittelt dafür enorm wertvolle Fach- und Methodenkompetenzen. Doch nicht minder wichtig sind persönliche und soziale Kompetenzen, die sich aber erst in der Beratungspraxis wirklich entfalten können.“

Lindner bestätigt das: „Als Trainee genieße ich einen gewissen Welpenschutz. Man nimmt sich Zeit für mich und ich muss nicht davor zurückscheuen, Fragen zu stellen. Jede Antwort macht mich später zu einer besseren Junior-Beraterin.“ Auch Schmidt beschreibt ihre Anfangsjahre ähnlich: „Mit der Zeit wird man immer mutiger, beobachtet erfahrenere Kolleginnen und Kollegen und eignet sich die Skills an, die es für Beratung auf Augenhöhe braucht.“

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – was Trainees in Agenturen wirklich erwartet

Einen Flughafen mit meterhohen Plakatwänden zu pflastern. Eine Pitch-Präsentation komplett auf Englisch zu halten – in der zweiten Woche nach Beginn des Traineeships. Eine Krisensituation binnen 24 Stunden kommunikativ zu stemmen. Das erste Mal mit der eigenen Kampagne für einen Award nominiert zu sein. Aber eben auch eine spontane Partynacht mit Kolleginnen und Kollegen im Büro durchzufeiern … Das Agenturleben prägt junge Karrieren auf unterschiedlichste Arten und Weisen.

In den vergangenen knapp zwei Corona-Jahren hatten viele Agenturen einerseits stark damit zu kämpfen, den ihnen eigenen Teamspirit auch virtuell aufrecht zu erhalten. Andererseits sind vielerorts weitere New-Work-Praktiken gekommen um zu bleiben, allen voran noch flexiblere Arbeitszeit- und Homeoffice-Modelle.

Kommunikationsagenturen suchen gute Nachwuchskräfte, die zu ihnen passen. Doch wie finden junge Leute heraus, welche Agentur eigentlich zu ihnen passt? Zertifizierte Qualität, vor allem auch in der Traineeausbildung, sei ein verlässlicher Gradmesser, meint GPRA-Präsidiumsmitglied Mirkovic. „Hier kann das CMS III Siegel, das wir von der GPRA vergeben, eine wichtige Hilfestellung bei der Suche sein.“ Lindner empfiehlt, das Bewerbungsgespräch aktiver zu nutzen, um nicht nur sich selbst zu präsentieren, sondern auch dem potenziellen Arbeitgeber auf den Zahn zu fühlen und Infos zum künftigen Miteinander einzuholen. Sich selbst über die eigenen Ziele klar zu werden – Vorlieben für bestimmte Themen oder auch ein Wunsch-Wohnort – habe Schmidt damals weitergeholfen. „Und bei aller Rationalität braucht es am Ende auch eine Prise Bauchgefühl“, rät Bruse den Zuhörerinnen und Zuhörern – und erntet dafür heftiges Kopfnicken aus den Zoom-Chatfenstern.

GPRA PRJ LPRS Roadshow Screenshot 102021 IIGemeinsam moderiert von Wibke Kroll, Leitung Veranstaltungen beim LPRS, und Thomas Dillmann, Chefredakteur des „PR-Journals“, klingt die Diskussionsrunde in kleineren Breakout-Sessions mit Raum für vertiefende individuelle Fragestellungen aus. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer warewn bis zum Schluss dabei. Bereits am 9. November findet die nächste Roadshow als Präsenzveranstaltung an der Uni Duisburg-Essen statt.


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