Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohnten der Tagung in Bamberg bei. (Foto: privat)

Unter dem Tagungstitel „Strategische Wahrheiten? Wirklichkeiten, (Un)Wahrheit und (Un)Wahrhaftigkeit in der strategischen Kommunikation“ wurde vom 26. bis 28. Oktober in Bamberg die Jahrestagung der Fachgruppe Public Relations und Organisationskommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. (DGPuK) ausgerichtet. Die inhaltliche Regie hatten Professor Olaf Hoffjann, Ina von der Wense und Lucas Seeber, allesamt am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Bamberg tätig. Rund 60 Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Kommunikationspraktikerinnen und Kommunikationspraktiker aus der gesamten DACH-Region waren gekommen.

Gemeinsam beleuchteten sie in den Räumlichkeiten der Otto-Friedrich-Universität Bamberg verschiedene Perspektiven auf Wahrheit und Täuschung in Organisationskommunikationsforschung und Praxis der strategischen Kommunikation. Im Rahmen von fünf Panels wurden insgesamt 17 Vorträge gehalten. Dabei begann die Tagung mit eher theoretischen Vorträgen über strategische Wahrheit und Lügen bevor es ab Donnerstagnachmittag vornehmlich um empirische Beobachtungen von Unternehmenspraktiken und deren Bedeutung für die Berufspraxis ging.

Themen waren breit gefächert

Die Vorträge über organisationale Praktiken zu strategischen Wahrheiten sowie Wirkungen von Täuschungsversuchen waren inhaltlich breit gefächert. So diskutierten Thomas Koch, Johannes Beckert und Benno Viererbl (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) die Frage, inwieweit CSR-Maßnahmen im Krisenfall als eine Art Puffer wirken oder ob sie eher nach hinten losgehen und der Reputation schaden können. Motive von Unternehmen, CSR-Maßnahmen anzuwenden, beleuchteten Koch und Beckert ein einem weiteren Vortrag anhand des Beispiels Rainbowwashing.

Felix Krebber (Hochschule Pforzheim) untersuchte anhand von 18 Experteninterviews in Geschichtsagenturen sowie Kommunikationsabteilungen und Archiven traditionsreicher Großunternehmen, ob für Berufsfeldangehörige des Feldes Geschichtskommunikation eher das Streben nach historischer Wahrheit oder nach strategischer Wirkung handlungsleitend ist. Der Frage, ob Authentizität die bessere Wahrheit sei, ging Nils S. Borchers (Universität Greifswald & Eberhard Karls Universität Tübingen) nach. In seinem Vortrag diskutierte er Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konzepte in Bezug auf die strategische Influencer-Kommunikation.

Interaktive Workshops mit Blick in die Praxis

Raum für Diskussionen und fachlichen Austausch boten insbesondere die beiden parallel laufenden interaktiven Workshops. Der erste Workshop, organisiert von Elke Kronewald (Fachhochschule Kiel), Lars Rademacher (Hochschule Darmstadt) und Alexander Güttler (CEO komm.passion GmbH), beschäftigte sich mit Transparenz, Fairness und Wahrhaftigkeit. Unter diesen Schlagworten wurden kritische Fälle aus der PR-Praxis in den Blick genommen. So wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops gebeten sich in die Rolle der Kommunikationsabteilung einer Hochschule zu versetzen, an der ein Professor eine offensichtlich mangelhafte Studie erstellt hatte, die mit Unterstützung der Hochschulleitung und großem Medienecho publik gemacht werden sollte. An weiteren Stationen wurde diskutiert, welche Potentiale und insbesondere auch Lücken es in Bezug auf die PR-Ethik in der deutschsprachigen Kommunikationsforschung und -lehre derzeit gibt und wie diesen begegnet werden kann.

Im zweiten Panel, federführend organisiert von Franzisca Weder (University of Queensland), wurde im Rahmen eines „Playrooms“ strategische Nachhaltigkeitskommunikation diskutiert. Ziel war es, an der Schnittstelle von aber auch in Abgrenzung zu Umwelt- und Klimakommunikations-,CSR- und Wissenschaftskommunikationsforschung das Potential bestehender PR- und Organisationskommunikationsforschung für die Analyse und die Weiterentwicklung von strategischer Nachhaltigkeitskommunikation auszuloten und zu diskutieren. Diese Diskussionen sollen künftig im Rahmen eines Sammelbandes zu strategischer Nachhaltigkeitskommunikation festgehalten und auf nachfolgenden (auch internationalen) Tagungen weitergeführt werden.

Nächstes Treffen im Oktober 2023 in Darmstadt

Die Tagungsorganisatoren – Olaf Hoffjann, Lucas Seeber und Ina von der Wense, alle vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg – waren nach drei Tagen voller anregender Vorträge und engagierten Diskussionen sehr zufrieden mit dem Verlauf der Tagung. Im Nachgang der Tagung ist ein Tagungsband geplant. Die 29. Jahrestagung der Fachgruppe Public Relations und Organisationskommunikation der DGPuK wird Ende Oktober 2023 in Darmstadt unter dem Titel „Organisationsdiskurse und Handlungsfelder der PR“ stattfinden.


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